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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
woferne nicht der Mensch nach seinem Jnnern,
das dem Gemüthe zukommt, im Himmel ist; und
sodann ist der Mensch im Himmel, wenn er das
Göttliche erkennet, und zugleich gerecht und auf-
richtig handelt, darum, weil man also handeln muß,
weil es in dem Wort befohlen ist; auf solche Weise
lebt er gerecht und aufrichtig um des Göttlichen
willen, und nicht um sein selbst und der Welt willen,
sich und die Welt siehet er keines Weges als End-
zwecke an: allein, so zu handeln, das kann keiner,
wenn er nicht zuvor unterrichtet worden ist, daß
nämlich ein Gott sey, daß Himmel und Hölle
seyen, daß ein Leben nach dem Tode sey, daß man
Gott über alles lieben müsse, und den Nächsten
wie sich selber, und daß man glauben müsse, was
in dem Wort geschrieben stehet, weil das Wort
göttlich ist; ohne diese Dinge zu wissen und zu er-
kennen, kann der Mensch unmöglich geistlich den-
ken, und ohne daran zu denken, will er sie nicht,
denn was der Mensch nicht weis, das kann er auch
nicht denken, und was er nicht denket, das kann
er auch nicht wollen: sobald demnach der Mensch
jene Dinge will, sodann fliesset der Himmel ein,
das ist, der Herr fliesset durch den Himmel in das
Leben des Menschen, denn Er fliesset in den Wil-
len, und durch solchen in das Denken, und durch
beyde in das Leben ein, denn alles Leben des Men-
schen kommt von Jhm: hieraus erhellet, daß man
das geistliche Gute und Wahre nicht von der Welt,
sondern aus dem Himmel lernet, und daß einer
sonst nicht, als nur vermittelst des Unterrichts zum

Him-

Von der Geiſterwelt.
woferne nicht der Menſch nach ſeinem Jnnern,
das dem Gemuͤthe zukommt, im Himmel iſt; und
ſodann iſt der Menſch im Himmel, wenn er das
Goͤttliche erkennet, und zugleich gerecht und auf-
richtig handelt, darum, weil man alſo handeln muß,
weil es in dem Wort befohlen iſt; auf ſolche Weiſe
lebt er gerecht und aufrichtig um des Goͤttlichen
willen, und nicht um ſein ſelbſt und der Welt willen,
ſich und die Welt ſiehet er keines Weges als End-
zwecke an: allein, ſo zu handeln, das kann keiner,
wenn er nicht zuvor unterrichtet worden iſt, daß
naͤmlich ein Gott ſey, daß Himmel und Hoͤlle
ſeyen, daß ein Leben nach dem Tode ſey, daß man
Gott uͤber alles lieben muͤſſe, und den Naͤchſten
wie ſich ſelber, und daß man glauben muͤſſe, was
in dem Wort geſchrieben ſtehet, weil das Wort
goͤttlich iſt; ohne dieſe Dinge zu wiſſen und zu er-
kennen, kann der Menſch unmoͤglich geiſtlich den-
ken, und ohne daran zu denken, will er ſie nicht,
denn was der Menſch nicht weis, das kann er auch
nicht denken, und was er nicht denket, das kann
er auch nicht wollen: ſobald demnach der Menſch
jene Dinge will, ſodann flieſſet der Himmel ein,
das iſt, der Herr flieſſet durch den Himmel in das
Leben des Menſchen, denn Er flieſſet in den Wil-
len, und durch ſolchen in das Denken, und durch
beyde in das Leben ein, denn alles Leben des Men-
ſchen kommt von Jhm: hieraus erhellet, daß man
das geiſtliche Gute und Wahre nicht von der Welt,
ſondern aus dem Himmel lernet, und daß einer
ſonſt nicht, als nur vermittelſt des Unterrichts zum

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[302/0301] Von der Geiſterwelt. woferne nicht der Menſch nach ſeinem Jnnern, das dem Gemuͤthe zukommt, im Himmel iſt; und ſodann iſt der Menſch im Himmel, wenn er das Goͤttliche erkennet, und zugleich gerecht und auf- richtig handelt, darum, weil man alſo handeln muß, weil es in dem Wort befohlen iſt; auf ſolche Weiſe lebt er gerecht und aufrichtig um des Goͤttlichen willen, und nicht um ſein ſelbſt und der Welt willen, ſich und die Welt ſiehet er keines Weges als End- zwecke an: allein, ſo zu handeln, das kann keiner, wenn er nicht zuvor unterrichtet worden iſt, daß naͤmlich ein Gott ſey, daß Himmel und Hoͤlle ſeyen, daß ein Leben nach dem Tode ſey, daß man Gott uͤber alles lieben muͤſſe, und den Naͤchſten wie ſich ſelber, und daß man glauben muͤſſe, was in dem Wort geſchrieben ſtehet, weil das Wort goͤttlich iſt; ohne dieſe Dinge zu wiſſen und zu er- kennen, kann der Menſch unmoͤglich geiſtlich den- ken, und ohne daran zu denken, will er ſie nicht, denn was der Menſch nicht weis, das kann er auch nicht denken, und was er nicht denket, das kann er auch nicht wollen: ſobald demnach der Menſch jene Dinge will, ſodann flieſſet der Himmel ein, das iſt, der Herr flieſſet durch den Himmel in das Leben des Menſchen, denn Er flieſſet in den Wil- len, und durch ſolchen in das Denken, und durch beyde in das Leben ein, denn alles Leben des Men- ſchen kommt von Jhm: hieraus erhellet, daß man das geiſtliche Gute und Wahre nicht von der Welt, ſondern aus dem Himmel lernet, und daß einer ſonſt nicht, als nur vermittelſt des Unterrichts zum Him-

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/301>, abgerufen am 22.11.2024.