Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.Von der Geisterwelt. hauptsächlich an solchen, die er über alles liebet;ob man sage, die herrschende Liebe, oder das, was man über alles liebet, das ist einerley. Diese Ergötzungen sind mancherley, überhaupt sind ihrer so viel, als so vielerley Arten der herrschen- den Liebe sind, mithin, so viel der Menschen, Geister und Engel sind, denn die herrschende Liebe des einen ist nimmermehr des andern seiner durch- aus gleich; daher kommt es, daß das Angesicht des einen nimmermehr des andern seinem gänz- lich gleich ist, denn das Angesicht ist das Bild ei- nes jeden Gemüths, und in der geistlichen Welt ist es das Bild einer jeden herrschenden Liebe; die Ergötzlichkeiten eines jeden insonderheit sind auch von unendlicher Mannigfaltigkeit, und es wird bey einem nicht eine einzige Ergötzung ge- funden, die der andern durchaus gleich oder daß eine wie die andere sey, sowohl die, so hinter- einander folgen, eine nach der andern, als auch die, so bey einander sind, eine an der andern; es kann unmöglich eine wie die andre seyn; jedoch aber beziehen sich diese Ergötzungen eines jeden insonderheit auf eine einzige Liebe bey ihm, so die herrschende Liebe ist, weil sie selbige zusammen ausmachen, und also machen sie mit derselben ein Einziges aus. Auf gleiche Weise beziehen sich auch alle Ergötzungen überhaupt auf eine ein- zige Liebe, die hauptsächlich herrschet, nämlich im Himmel auf die Liebe zum Herrn, und in der Hölle auf die Eigenliebe. 487. Wel-
Von der Geiſterwelt. hauptſaͤchlich an ſolchen, die er uͤber alles liebet;ob man ſage, die herrſchende Liebe, oder das, was man uͤber alles liebet, das iſt einerley. Dieſe Ergoͤtzungen ſind mancherley, uͤberhaupt ſind ihrer ſo viel, als ſo vielerley Arten der herrſchen- den Liebe ſind, mithin, ſo viel der Menſchen, Geiſter und Engel ſind, denn die herrſchende Liebe des einen iſt nimmermehr des andern ſeiner durch- aus gleich; daher kommt es, daß das Angeſicht des einen nimmermehr des andern ſeinem gaͤnz- lich gleich iſt, denn das Angeſicht iſt das Bild ei- nes jeden Gemuͤths, und in der geiſtlichen Welt iſt es das Bild einer jeden herrſchenden Liebe; die Ergoͤtzlichkeiten eines jeden inſonderheit ſind auch von unendlicher Mannigfaltigkeit, und es wird bey einem nicht eine einzige Ergoͤtzung ge- funden, die der andern durchaus gleich oder daß eine wie die andere ſey, ſowohl die, ſo hinter- einander folgen, eine nach der andern, als auch die, ſo bey einander ſind, eine an der andern; es kann unmoͤglich eine wie die andre ſeyn; jedoch aber beziehen ſich dieſe Ergoͤtzungen eines jeden inſonderheit auf eine einzige Liebe bey ihm, ſo die herrſchende Liebe iſt, weil ſie ſelbige zuſammen ausmachen, und alſo machen ſie mit derſelben ein Einziges aus. Auf gleiche Weiſe beziehen ſich auch alle Ergoͤtzungen uͤberhaupt auf eine ein- zige Liebe, die hauptſaͤchlich herrſchet, naͤmlich im Himmel auf die Liebe zum Herrn, und in der Hoͤlle auf die Eigenliebe. 487. Wel-
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Von der Geiſterwelt.
hauptſaͤchlich an ſolchen, die er uͤber alles liebet;
ob man ſage, die herrſchende Liebe, oder das, was
man uͤber alles liebet, das iſt einerley. Dieſe
Ergoͤtzungen ſind mancherley, uͤberhaupt ſind
ihrer ſo viel, als ſo vielerley Arten der herrſchen-
den Liebe ſind, mithin, ſo viel der Menſchen,
Geiſter und Engel ſind, denn die herrſchende Liebe
des einen iſt nimmermehr des andern ſeiner durch-
aus gleich; daher kommt es, daß das Angeſicht
des einen nimmermehr des andern ſeinem gaͤnz-
lich gleich iſt, denn das Angeſicht iſt das Bild ei-
nes jeden Gemuͤths, und in der geiſtlichen Welt
iſt es das Bild einer jeden herrſchenden Liebe; die
Ergoͤtzlichkeiten eines jeden inſonderheit ſind
auch von unendlicher Mannigfaltigkeit, und es
wird bey einem nicht eine einzige Ergoͤtzung ge-
funden, die der andern durchaus gleich oder daß
eine wie die andere ſey, ſowohl die, ſo hinter-
einander folgen, eine nach der andern, als auch
die, ſo bey einander ſind, eine an der andern;
es kann unmoͤglich eine wie die andre ſeyn; jedoch
aber beziehen ſich dieſe Ergoͤtzungen eines jeden
inſonderheit auf eine einzige Liebe bey ihm, ſo
die herrſchende Liebe iſt, weil ſie ſelbige zuſammen
ausmachen, und alſo machen ſie mit derſelben ein
Einziges aus. Auf gleiche Weiſe beziehen ſich
auch alle Ergoͤtzungen uͤberhaupt auf eine ein-
zige Liebe, die hauptſaͤchlich herrſchet, naͤmlich im
Himmel auf die Liebe zum Herrn, und in der
Hoͤlle auf die Eigenliebe.
487. Wel-
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