Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
chen, welche in der Welt viel und zwar in allen
Arten der Wissenschaften geschrieben, und die da-
her weit und breit einen grossen Ruhm der Ge-
lehrsamkeit gehabt hatten; einige von ihnen konn-
ten zwar über das Wahre vernünfteln ob es
wahr, oder nicht wahr sey; einige haben, wenn
sie sich zu denen gewendet, welche im Licht der
Wahrheit waren, zwar verstanden, daß es wahr
sey, aber sie wollten es dennoch nicht verstehen,
weswegen sie es, wenn sie in ihrem Falschen und
also in sich selber waren, läugneten; einige wa-
ren nicht viel weiser, als der gemeine ungelehrte
Pöbel; also immer einer vor den andern auf ver-
schiedene Weise, so wie er durch die wissenschaft-
lichen Dinge, die er zusammen- und von andern
ausgeschrieben hatte, seinen vernünftigen Theil
ausgebildet hat: diejenigen aber, welche wider
die Wahrheiten der Kirche gewesen, und aus dem
Wissenschaftlichen gedacht, auch sich dadurch in
dem Falschen bestärkt haben, die haben ihren ver-
nünftigen Theil
nicht ausgebildet, sondern nur
das Vermögen zu vernünfteln, welches Vermö-
gen in der Welt für das Vernünftigseyn
gehalten wird, es ist aber einer von dem Ver-
nünftigseyn
abgesondertes Vermögen, es
ist ein Vermögen, zu bekräftigen, was man nur
will, und aus den eingesogenen Sätzen und den
Betrüglichkeiten das Falsche, nicht aber das Wah-
re, zu sehen; die nun so beschaffen sind, die kön-
nen nimmermehr dahin gebracht werden, das
Wahre zu erkennen, weil das Wahre nicht aus

dem

Von der Geiſterwelt.
chen, welche in der Welt viel und zwar in allen
Arten der Wiſſenſchaften geſchrieben, und die da-
her weit und breit einen groſſen Ruhm der Ge-
lehrſamkeit gehabt hatten; einige von ihnen konn-
ten zwar uͤber das Wahre vernuͤnfteln ob es
wahr, oder nicht wahr ſey; einige haben, wenn
ſie ſich zu denen gewendet, welche im Licht der
Wahrheit waren, zwar verſtanden, daß es wahr
ſey, aber ſie wollten es dennoch nicht verſtehen,
weswegen ſie es, wenn ſie in ihrem Falſchen und
alſo in ſich ſelber waren, laͤugneten; einige wa-
ren nicht viel weiſer, als der gemeine ungelehrte
Poͤbel; alſo immer einer vor den andern auf ver-
ſchiedene Weiſe, ſo wie er durch die wiſſenſchaft-
lichen Dinge, die er zuſammen- und von andern
ausgeſchrieben hatte, ſeinen vernuͤnftigen Theil
ausgebildet hat: diejenigen aber, welche wider
die Wahrheiten der Kirche geweſen, und aus dem
Wiſſenſchaftlichen gedacht, auch ſich dadurch in
dem Falſchen beſtaͤrkt haben, die haben ihren ver-
nuͤnftigen Theil
nicht ausgebildet, ſondern nur
das Vermoͤgen zu vernuͤnfteln, welches Vermoͤ-
gen in der Welt fuͤr das Vernuͤnftigſeyn
gehalten wird, es iſt aber einer von dem Ver-
nuͤnftigſeyn
abgeſondertes Vermoͤgen, es
iſt ein Vermoͤgen, zu bekraͤftigen, was man nur
will, und aus den eingeſogenen Saͤtzen und den
Betruͤglichkeiten das Falſche, nicht aber das Wah-
re, zu ſehen; die nun ſo beſchaffen ſind, die koͤn-
nen nimmermehr dahin gebracht werden, das
Wahre zu erkennen, weil das Wahre nicht aus

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0227" n="228"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
chen, welche in der Welt viel und zwar in allen<lb/>
Arten der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften ge&#x017F;chrieben, und die da-<lb/>
her weit und breit einen gro&#x017F;&#x017F;en Ruhm der Ge-<lb/>
lehr&#x017F;amkeit gehabt hatten; einige von ihnen konn-<lb/>
ten zwar u&#x0364;ber das Wahre vernu&#x0364;nfteln ob es<lb/>
wahr, oder nicht wahr &#x017F;ey; einige haben, wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich zu denen gewendet, welche im Licht der<lb/>
Wahrheit waren, zwar ver&#x017F;tanden, daß es wahr<lb/>
&#x017F;ey, aber &#x017F;ie wollten es dennoch nicht ver&#x017F;tehen,<lb/>
weswegen &#x017F;ie es, wenn &#x017F;ie in ihrem Fal&#x017F;chen und<lb/>
al&#x017F;o in &#x017F;ich &#x017F;elber waren, la&#x0364;ugneten; einige wa-<lb/>
ren nicht viel wei&#x017F;er, als der gemeine ungelehrte<lb/>
Po&#x0364;bel; al&#x017F;o immer einer vor den andern auf ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e, &#x017F;o wie er durch die wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft-<lb/>
lichen Dinge, die er zu&#x017F;ammen- und von andern<lb/>
ausge&#x017F;chrieben hatte, &#x017F;einen <hi rendition="#fr">vernu&#x0364;nftigen Theil</hi><lb/>
ausgebildet hat: diejenigen aber, welche wider<lb/>
die Wahrheiten der Kirche gewe&#x017F;en, und aus dem<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen gedacht, auch &#x017F;ich dadurch in<lb/>
dem Fal&#x017F;chen be&#x017F;ta&#x0364;rkt haben, die haben ihren <hi rendition="#fr">ver-<lb/>
nu&#x0364;nftigen Theil</hi> nicht ausgebildet, &#x017F;ondern nur<lb/>
das Vermo&#x0364;gen zu vernu&#x0364;nfteln, welches Vermo&#x0364;-<lb/>
gen in der Welt fu&#x0364;r das <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Vernu&#x0364;nftig&#x017F;eyn</hi></hi><lb/>
gehalten wird, es i&#x017F;t aber einer von dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Ver-<lb/>
nu&#x0364;nftig&#x017F;eyn</hi></hi> abge&#x017F;ondertes Vermo&#x0364;gen, es<lb/>
i&#x017F;t ein Vermo&#x0364;gen, zu bekra&#x0364;ftigen, was man nur<lb/>
will, und aus den einge&#x017F;ogenen Sa&#x0364;tzen und den<lb/>
Betru&#x0364;glichkeiten das Fal&#x017F;che, nicht aber das Wah-<lb/>
re, zu &#x017F;ehen; die nun &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;ind, die ko&#x0364;n-<lb/>
nen nimmermehr dahin gebracht werden, das<lb/>
Wahre zu erkennen, weil das Wahre nicht aus<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0227] Von der Geiſterwelt. chen, welche in der Welt viel und zwar in allen Arten der Wiſſenſchaften geſchrieben, und die da- her weit und breit einen groſſen Ruhm der Ge- lehrſamkeit gehabt hatten; einige von ihnen konn- ten zwar uͤber das Wahre vernuͤnfteln ob es wahr, oder nicht wahr ſey; einige haben, wenn ſie ſich zu denen gewendet, welche im Licht der Wahrheit waren, zwar verſtanden, daß es wahr ſey, aber ſie wollten es dennoch nicht verſtehen, weswegen ſie es, wenn ſie in ihrem Falſchen und alſo in ſich ſelber waren, laͤugneten; einige wa- ren nicht viel weiſer, als der gemeine ungelehrte Poͤbel; alſo immer einer vor den andern auf ver- ſchiedene Weiſe, ſo wie er durch die wiſſenſchaft- lichen Dinge, die er zuſammen- und von andern ausgeſchrieben hatte, ſeinen vernuͤnftigen Theil ausgebildet hat: diejenigen aber, welche wider die Wahrheiten der Kirche geweſen, und aus dem Wiſſenſchaftlichen gedacht, auch ſich dadurch in dem Falſchen beſtaͤrkt haben, die haben ihren ver- nuͤnftigen Theil nicht ausgebildet, ſondern nur das Vermoͤgen zu vernuͤnfteln, welches Vermoͤ- gen in der Welt fuͤr das Vernuͤnftigſeyn gehalten wird, es iſt aber einer von dem Ver- nuͤnftigſeyn abgeſondertes Vermoͤgen, es iſt ein Vermoͤgen, zu bekraͤftigen, was man nur will, und aus den eingeſogenen Saͤtzen und den Betruͤglichkeiten das Falſche, nicht aber das Wah- re, zu ſehen; die nun ſo beſchaffen ſind, die koͤn- nen nimmermehr dahin gebracht werden, das Wahre zu erkennen, weil das Wahre nicht aus dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/227
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/227>, abgerufen am 07.05.2024.