Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
wundern sie sich hernach darüber, daß die
Kirche von einem solchen Zustand der Menschen
nach dem Tod nichts weis, und also auch nichts
vom Himmel und von der Hölle, da doch alle,
so viel ihrer in der Welt gelebt haben, in dem
andern Leben sind, und als Mensch leben: und
weil sie sich auch verwunderten, warum dieses
dem Menschen, weil es ein wesentliches Stück
des Glaubens der Kirche ist, nicht durch Ge-
sichter sey offenbaret worden, so wurde ihnen
aus dem Himmel gesagt, dieses hätte wohl ge-
schehen können; weil nichts leichter ist, als
das, wenn es dem Herrn wohlgefällt, den-
noch aber würden es diejenigen, welche sich im
Falschen darwider befestigt hätten, nicht glau-
ben, wenn sie es auch schon selber sehen wür-
den; über dieses wäre es auch gefährlich, bey
denen, welche in dem Falschen sind, etwas
durch Gesichter zu bekräftigen, weil sie es auf
solche Weisse zwar anfangs glauben, hernach
aber wieder läugnen würden, und also würden
sie dieses Wahre an sich selber entheiligen;
denn entheiligen, *) heißt: etwas glauben

und
*) Anmerkung des Verfassers.
Die Entheiligung ist eine bey dem Men-
schen befindliche Vermischung des Guten mit
dem Bösen, wie auch des Wahren mit dem
Falschen; dieses habe ich in den himmlischen
Geheimnissen
Num. 6348 bewiesen. Sonst
keine

Von der Geiſterwelt.
wundern ſie ſich hernach daruͤber, daß die
Kirche von einem ſolchen Zuſtand der Menſchen
nach dem Tod nichts weis, und alſo auch nichts
vom Himmel und von der Hoͤlle, da doch alle,
ſo viel ihrer in der Welt gelebt haben, in dem
andern Leben ſind, und als Menſch leben: und
weil ſie ſich auch verwunderten, warum dieſes
dem Menſchen, weil es ein weſentliches Stuͤck
des Glaubens der Kirche iſt, nicht durch Ge-
ſichter ſey offenbaret worden, ſo wurde ihnen
aus dem Himmel geſagt, dieſes haͤtte wohl ge-
ſchehen koͤnnen; weil nichts leichter iſt, als
das, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt, den-
noch aber wuͤrden es diejenigen, welche ſich im
Falſchen darwider befeſtigt haͤtten, nicht glau-
ben, wenn ſie es auch ſchon ſelber ſehen wuͤr-
den; uͤber dieſes waͤre es auch gefaͤhrlich, bey
denen, welche in dem Falſchen ſind, etwas
durch Geſichter zu bekraͤftigen, weil ſie es auf
ſolche Weiſſe zwar anfangs glauben, hernach
aber wieder laͤugnen wuͤrden, und alſo wuͤrden
ſie dieſes Wahre an ſich ſelber entheiligen;
denn entheiligen, *) heißt: etwas glauben

und
*) Anmerkung des Verfaſſers.
Die Entheiligung iſt eine bey dem Men-
ſchen befindliche Vermiſchung des Guten mit
dem Boͤſen, wie auch des Wahren mit dem
Falſchen; dieſes habe ich in den himmliſchen
Geheimniſſen
Num. 6348 bewieſen. Sonſt
keine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0206" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
wundern &#x017F;ie &#x017F;ich hernach daru&#x0364;ber, daß die<lb/>
Kirche von einem &#x017F;olchen Zu&#x017F;tand der Men&#x017F;chen<lb/>
nach dem Tod nichts weis, und al&#x017F;o auch nichts<lb/>
vom Himmel und von der Ho&#x0364;lle, da doch alle,<lb/>
&#x017F;o viel ihrer in der Welt gelebt haben, in dem<lb/>
andern Leben &#x017F;ind, und als Men&#x017F;ch leben: und<lb/>
weil &#x017F;ie &#x017F;ich auch verwunderten, warum die&#x017F;es<lb/>
dem Men&#x017F;chen, weil es ein we&#x017F;entliches Stu&#x0364;ck<lb/>
des Glaubens der Kirche i&#x017F;t, nicht durch Ge-<lb/>
&#x017F;ichter &#x017F;ey offenbaret worden, &#x017F;o wurde ihnen<lb/>
aus dem Himmel ge&#x017F;agt, die&#x017F;es ha&#x0364;tte wohl ge-<lb/>
&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen; weil nichts leichter i&#x017F;t, als<lb/>
das, wenn es dem <hi rendition="#fr">Herrn</hi> wohlgefa&#x0364;llt, den-<lb/>
noch aber wu&#x0364;rden es diejenigen, welche &#x017F;ich im<lb/>
Fal&#x017F;chen darwider befe&#x017F;tigt ha&#x0364;tten, nicht glau-<lb/>
ben, wenn &#x017F;ie es auch &#x017F;chon &#x017F;elber &#x017F;ehen wu&#x0364;r-<lb/>
den; u&#x0364;ber die&#x017F;es wa&#x0364;re es auch gefa&#x0364;hrlich, bey<lb/>
denen, welche in dem Fal&#x017F;chen &#x017F;ind, etwas<lb/>
durch Ge&#x017F;ichter zu bekra&#x0364;ftigen, weil &#x017F;ie es auf<lb/>
&#x017F;olche Wei&#x017F;&#x017F;e zwar anfangs glauben, hernach<lb/>
aber wieder la&#x0364;ugnen wu&#x0364;rden, und al&#x017F;o wu&#x0364;rden<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;es Wahre an &#x017F;ich &#x017F;elber entheiligen;<lb/>
denn <hi rendition="#fr">entheiligen,</hi> <note xml:id="f24" next="#f25" place="foot" n="*)"><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Anmerkung des Verfa&#x017F;&#x017F;ers.</hi></hi><lb/>
Die <hi rendition="#fr">Entheiligung</hi> i&#x017F;t eine bey dem Men-<lb/>
&#x017F;chen befindliche Vermi&#x017F;chung des Guten mit<lb/>
dem Bo&#x0364;&#x017F;en, wie auch des Wahren mit dem<lb/>
Fal&#x017F;chen; die&#x017F;es habe ich in den <hi rendition="#fr">himmli&#x017F;chen<lb/>
Geheimni&#x017F;&#x017F;en</hi> Num. 6348 bewie&#x017F;en. Son&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">keine</fw></note> heißt: etwas glauben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0206] Von der Geiſterwelt. wundern ſie ſich hernach daruͤber, daß die Kirche von einem ſolchen Zuſtand der Menſchen nach dem Tod nichts weis, und alſo auch nichts vom Himmel und von der Hoͤlle, da doch alle, ſo viel ihrer in der Welt gelebt haben, in dem andern Leben ſind, und als Menſch leben: und weil ſie ſich auch verwunderten, warum dieſes dem Menſchen, weil es ein weſentliches Stuͤck des Glaubens der Kirche iſt, nicht durch Ge- ſichter ſey offenbaret worden, ſo wurde ihnen aus dem Himmel geſagt, dieſes haͤtte wohl ge- ſchehen koͤnnen; weil nichts leichter iſt, als das, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt, den- noch aber wuͤrden es diejenigen, welche ſich im Falſchen darwider befeſtigt haͤtten, nicht glau- ben, wenn ſie es auch ſchon ſelber ſehen wuͤr- den; uͤber dieſes waͤre es auch gefaͤhrlich, bey denen, welche in dem Falſchen ſind, etwas durch Geſichter zu bekraͤftigen, weil ſie es auf ſolche Weiſſe zwar anfangs glauben, hernach aber wieder laͤugnen wuͤrden, und alſo wuͤrden ſie dieſes Wahre an ſich ſelber entheiligen; denn entheiligen, *) heißt: etwas glauben und *) Anmerkung des Verfaſſers. Die Entheiligung iſt eine bey dem Men- ſchen befindliche Vermiſchung des Guten mit dem Boͤſen, wie auch des Wahren mit dem Falſchen; dieſes habe ich in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 6348 bewieſen. Sonſt keine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/206
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/206>, abgerufen am 07.05.2024.