Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
aus dessen buchstäblichen Sinn verstehen, wenn
er nicht die darinnen befindliche Wahrheiten
aus dem erleuchteten vernünftigen Theil sä-
he? woher kämen denn sonst so viele Spaltun-
gen oder Ketzereyen aus eben diesem Wort?

456. Daß der Geist des Menschen nach
der Auflösung vom Leibe ein Mensch, und in
eben der Gestalt sey, davon bin ich durch die
tägliche Erfahrung vieler Jahre her offenbar
überzeugt worden, denn ich habe sie tausendmal
gesehen, gehöret, und mit ihnen geredet, auch
davon, daß die Menschen in der Welt nicht
glaubten, daß sie so beschaffen seyen, und daß
diejenigen, welche es glauben, von den Ge-
lehrten für einfältig gehalten würden: es that
den Geistern herzlich leid, daß noch immer der-
gleichen Unwissenheit auf dem Erdkreis, und
sonderlich innerhalb der Kirche sey; sie sagten
aber, dieser Unglaube wäre hauptsächlich von
den Gelehrten hergekommen, die aus der leib-
lichen Sinnlichkeit über die Seele gedacht,
und sich aus dieser Sinnlichkeit von ihr keinen
andern Begriff gemacht haben, als sey sie blo-
ses Denken, wenn nun dieses blose Denken,
ohne einige Unterlage, worinnen es ist, und
woraus es herkommt, betrachtet wird, so ist es
eben so, wie etwas Flüchtiges von der reinen

Himmel-
bis zur 5ten Linie 79; wie auch pag. 98. die
Anmerkung des Verfassers.

Von der Geiſterwelt.
aus deſſen buchſtaͤblichen Sinn verſtehen, wenn
er nicht die darinnen befindliche Wahrheiten
aus dem erleuchteten vernuͤnftigen Theil ſaͤ-
he? woher kaͤmen denn ſonſt ſo viele Spaltun-
gen oder Ketzereyen aus eben dieſem Wort?

456. Daß der Geiſt des Menſchen nach
der Aufloͤſung vom Leibe ein Menſch, und in
eben der Geſtalt ſey, davon bin ich durch die
taͤgliche Erfahrung vieler Jahre her offenbar
uͤberzeugt worden, denn ich habe ſie tauſendmal
geſehen, gehoͤret, und mit ihnen geredet, auch
davon, daß die Menſchen in der Welt nicht
glaubten, daß ſie ſo beſchaffen ſeyen, und daß
diejenigen, welche es glauben, von den Ge-
lehrten fuͤr einfaͤltig gehalten wuͤrden: es that
den Geiſtern herzlich leid, daß noch immer der-
gleichen Unwiſſenheit auf dem Erdkreis, und
ſonderlich innerhalb der Kirche ſey; ſie ſagten
aber, dieſer Unglaube waͤre hauptſaͤchlich von
den Gelehrten hergekommen, die aus der leib-
lichen Sinnlichkeit uͤber die Seele gedacht,
und ſich aus dieſer Sinnlichkeit von ihr keinen
andern Begriff gemacht haben, als ſey ſie blo-
ſes Denken, wenn nun dieſes bloſe Denken,
ohne einige Unterlage, worinnen es iſt, und
woraus es herkommt, betrachtet wird, ſo iſt es
eben ſo, wie etwas Fluͤchtiges von der reinen

Himmel-
bis zur 5ten Linie 79; wie auch pag. 98. die
Anmerkung des Verfaſſers.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0204" n="205"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/>
aus de&#x017F;&#x017F;en buch&#x017F;ta&#x0364;blichen Sinn ver&#x017F;tehen, wenn<lb/>
er nicht die darinnen befindliche Wahrheiten<lb/>
aus dem erleuchteten <hi rendition="#fr">vernu&#x0364;nftigen Theil</hi> &#x017F;a&#x0364;-<lb/>
he? woher ka&#x0364;men denn &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o viele Spaltun-<lb/>
gen oder Ketzereyen aus eben die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Wort?</hi></p><lb/>
          <p>456. Daß der Gei&#x017F;t des Men&#x017F;chen nach<lb/>
der Auflo&#x0364;&#x017F;ung vom Leibe ein Men&#x017F;ch, und in<lb/>
eben der Ge&#x017F;talt &#x017F;ey, davon bin ich durch die<lb/>
ta&#x0364;gliche Erfahrung vieler Jahre her offenbar<lb/>
u&#x0364;berzeugt worden, denn ich habe &#x017F;ie tau&#x017F;endmal<lb/>
ge&#x017F;ehen, geho&#x0364;ret, und mit ihnen geredet, auch<lb/>
davon, daß die Men&#x017F;chen in der Welt nicht<lb/>
glaubten, daß &#x017F;ie &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;eyen, und daß<lb/>
diejenigen, welche es glauben, von den Ge-<lb/>
lehrten fu&#x0364;r einfa&#x0364;ltig gehalten wu&#x0364;rden: es that<lb/>
den Gei&#x017F;tern herzlich leid, daß noch immer der-<lb/>
gleichen Unwi&#x017F;&#x017F;enheit auf dem Erdkreis, und<lb/>
&#x017F;onderlich innerhalb der Kirche &#x017F;ey; &#x017F;ie &#x017F;agten<lb/>
aber, die&#x017F;er Unglaube wa&#x0364;re haupt&#x017F;a&#x0364;chlich von<lb/>
den Gelehrten hergekommen, die aus der leib-<lb/>
lichen Sinnlichkeit u&#x0364;ber die Seele gedacht,<lb/>
und &#x017F;ich aus die&#x017F;er Sinnlichkeit von ihr keinen<lb/>
andern Begriff gemacht haben, als &#x017F;ey &#x017F;ie blo-<lb/>
&#x017F;es Denken, wenn nun die&#x017F;es blo&#x017F;e Denken,<lb/>
ohne einige Unterlage, worinnen es i&#x017F;t, und<lb/>
woraus es herkommt, betrachtet wird, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
eben &#x017F;o, wie etwas Flu&#x0364;chtiges von der reinen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Himmel-</fw><lb/><note xml:id="f23" prev="#f22" place="foot" n="*)">bis zur 5ten Linie 79; wie auch pag. 98. die<lb/>
Anmerkung des Verfa&#x017F;&#x017F;ers.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0204] Von der Geiſterwelt. aus deſſen buchſtaͤblichen Sinn verſtehen, wenn er nicht die darinnen befindliche Wahrheiten aus dem erleuchteten vernuͤnftigen Theil ſaͤ- he? woher kaͤmen denn ſonſt ſo viele Spaltun- gen oder Ketzereyen aus eben dieſem Wort? 456. Daß der Geiſt des Menſchen nach der Aufloͤſung vom Leibe ein Menſch, und in eben der Geſtalt ſey, davon bin ich durch die taͤgliche Erfahrung vieler Jahre her offenbar uͤberzeugt worden, denn ich habe ſie tauſendmal geſehen, gehoͤret, und mit ihnen geredet, auch davon, daß die Menſchen in der Welt nicht glaubten, daß ſie ſo beſchaffen ſeyen, und daß diejenigen, welche es glauben, von den Ge- lehrten fuͤr einfaͤltig gehalten wuͤrden: es that den Geiſtern herzlich leid, daß noch immer der- gleichen Unwiſſenheit auf dem Erdkreis, und ſonderlich innerhalb der Kirche ſey; ſie ſagten aber, dieſer Unglaube waͤre hauptſaͤchlich von den Gelehrten hergekommen, die aus der leib- lichen Sinnlichkeit uͤber die Seele gedacht, und ſich aus dieſer Sinnlichkeit von ihr keinen andern Begriff gemacht haben, als ſey ſie blo- ſes Denken, wenn nun dieſes bloſe Denken, ohne einige Unterlage, worinnen es iſt, und woraus es herkommt, betrachtet wird, ſo iſt es eben ſo, wie etwas Fluͤchtiges von der reinen Himmel- *) *) bis zur 5ten Linie 79; wie auch pag. 98. die Anmerkung des Verfaſſers.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/204
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/204>, abgerufen am 07.05.2024.