408. Jch redete mit Geistern, die in den Ge- danken stunden, der Himmel und die himmlische Freude bestehe darinnen, daß sie die Größten seyen; sie wurden aber berichtet, daß in dem Himmel derjenige der Größte sey, welcher der Kleinste ist, denn der Kleinste heißt der, so nichts vermag und nicht weise ist, und aus sich selber nichts vermögen, auch nicht aus sich selber weise seyn will, sondern aus dem Herrn; der auf sol- che Weise der Kleinste ist, der hat die größte Glückseligkeit; und weil er die größte Glückselig- keit hat, so folget daraus, daß er der Größte sey, denn auf solche Art vermag er vom Herrn alles, und ist vor allen andern weise; und was ist wohl der größte seyn anders, als der Glückfeligste seyn? diese größte Glückseligkeit suchen die Mächtigen in ihrer Macht, und die Reichen in ihrem Reichthum: Ferner wurde gesagt, der Himmel bestehe nicht darinnen, daß einer verlange der Kleinste zu seyn deswegen, damit er der Größte sey, denn da be- strebt er sich und begehret der Größte zu seyn, son- dern darinnen, daß er von Herzen andern mehr als sich selber wohl will, und andern um ihrer Glückseligkeit willen, nicht aber in Absicht auf sich selber wegen Wiedervergeltung, sondern aus Liebe dienen will.
409. Die himmlische Freude an und für sich selbst, so wie sie in ihrem Wesen ist, kann un- möglich beschrieben werden, weil sie in dem Jn- nersten des Lebens der Engel, und von daher in
allen
Vom Himmel.
408. Jch redete mit Geiſtern, die in den Ge- danken ſtunden, der Himmel und die himmliſche Freude beſtehe darinnen, daß ſie die Groͤßten ſeyen; ſie wurden aber berichtet, daß in dem Himmel derjenige der Groͤßte ſey, welcher der Kleinſte iſt, denn der Kleinſte heißt der, ſo nichts vermag und nicht weiſe iſt, und aus ſich ſelber nichts vermoͤgen, auch nicht aus ſich ſelber weiſe ſeyn will, ſondern aus dem Herrn; der auf ſol- che Weiſe der Kleinſte iſt, der hat die groͤßte Gluͤckſeligkeit; und weil er die groͤßte Gluͤckſelig- keit hat, ſo folget daraus, daß er der Groͤßte ſey, denn auf ſolche Art vermag er vom Herrn alles, und iſt vor allen andern weiſe; und was iſt wohl der groͤßte ſeyn anders, als der Gluͤckfeligſte ſeyn? dieſe groͤßte Gluͤckſeligkeit ſuchen die Maͤchtigen in ihrer Macht, und die Reichen in ihrem Reichthum: Ferner wurde geſagt, der Himmel beſtehe nicht darinnen, daß einer verlange der Kleinſte zu ſeyn deswegen, damit er der Groͤßte ſey, denn da be- ſtrebt er ſich und begehret der Groͤßte zu ſeyn, ſon- dern darinnen, daß er von Herzen andern mehr als ſich ſelber wohl will, und andern um ihrer Gluͤckſeligkeit willen, nicht aber in Abſicht auf ſich ſelber wegen Wiedervergeltung, ſondern aus Liebe dienen will.
409. Die himmliſche Freude an und fuͤr ſich ſelbſt, ſo wie ſie in ihrem Weſen iſt, kann un- moͤglich beſchrieben werden, weil ſie in dem Jn- nerſten des Lebens der Engel, und von daher in
allen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0149"n="150"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/><p>408. Jch redete mit Geiſtern, die in den Ge-<lb/>
danken ſtunden, der Himmel und die himmliſche<lb/>
Freude beſtehe darinnen, daß ſie die Groͤßten<lb/>ſeyen; ſie wurden aber berichtet, daß in dem<lb/>
Himmel derjenige der Groͤßte ſey, welcher der<lb/>
Kleinſte iſt, denn der Kleinſte heißt der, ſo nichts<lb/>
vermag und nicht weiſe iſt, und aus ſich ſelber<lb/>
nichts vermoͤgen, auch nicht aus ſich ſelber weiſe<lb/>ſeyn will, ſondern aus dem <hirendition="#fr">Herrn;</hi> der auf ſol-<lb/>
che Weiſe der Kleinſte iſt, der hat die groͤßte<lb/>
Gluͤckſeligkeit; und weil er die groͤßte Gluͤckſelig-<lb/>
keit hat, ſo folget daraus, daß er der Groͤßte ſey,<lb/>
denn auf ſolche Art vermag er vom <hirendition="#fr">Herrn</hi> alles,<lb/>
und iſt vor allen andern weiſe; und was iſt wohl<lb/>
der groͤßte ſeyn anders, als der Gluͤckfeligſte ſeyn?<lb/>
dieſe groͤßte Gluͤckſeligkeit ſuchen die Maͤchtigen in<lb/>
ihrer Macht, und die Reichen in ihrem Reichthum:<lb/>
Ferner wurde geſagt, der Himmel beſtehe nicht<lb/>
darinnen, daß einer verlange der Kleinſte zu ſeyn<lb/>
deswegen, damit er der Groͤßte ſey, denn da be-<lb/>ſtrebt er ſich und begehret der Groͤßte zu ſeyn, ſon-<lb/>
dern darinnen, daß er von Herzen andern mehr<lb/>
als ſich ſelber wohl will, und andern um ihrer<lb/>
Gluͤckſeligkeit willen, nicht aber in Abſicht auf<lb/>ſich ſelber wegen Wiedervergeltung, ſondern aus<lb/>
Liebe dienen will.</p><lb/><p>409. Die himmliſche Freude an und fuͤr ſich<lb/>ſelbſt, ſo wie ſie in ihrem Weſen iſt, kann un-<lb/>
moͤglich beſchrieben werden, weil ſie in dem Jn-<lb/>
nerſten des Lebens der Engel, und von daher in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">allen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[150/0149]
Vom Himmel.
408. Jch redete mit Geiſtern, die in den Ge-
danken ſtunden, der Himmel und die himmliſche
Freude beſtehe darinnen, daß ſie die Groͤßten
ſeyen; ſie wurden aber berichtet, daß in dem
Himmel derjenige der Groͤßte ſey, welcher der
Kleinſte iſt, denn der Kleinſte heißt der, ſo nichts
vermag und nicht weiſe iſt, und aus ſich ſelber
nichts vermoͤgen, auch nicht aus ſich ſelber weiſe
ſeyn will, ſondern aus dem Herrn; der auf ſol-
che Weiſe der Kleinſte iſt, der hat die groͤßte
Gluͤckſeligkeit; und weil er die groͤßte Gluͤckſelig-
keit hat, ſo folget daraus, daß er der Groͤßte ſey,
denn auf ſolche Art vermag er vom Herrn alles,
und iſt vor allen andern weiſe; und was iſt wohl
der groͤßte ſeyn anders, als der Gluͤckfeligſte ſeyn?
dieſe groͤßte Gluͤckſeligkeit ſuchen die Maͤchtigen in
ihrer Macht, und die Reichen in ihrem Reichthum:
Ferner wurde geſagt, der Himmel beſtehe nicht
darinnen, daß einer verlange der Kleinſte zu ſeyn
deswegen, damit er der Groͤßte ſey, denn da be-
ſtrebt er ſich und begehret der Groͤßte zu ſeyn, ſon-
dern darinnen, daß er von Herzen andern mehr
als ſich ſelber wohl will, und andern um ihrer
Gluͤckſeligkeit willen, nicht aber in Abſicht auf
ſich ſelber wegen Wiedervergeltung, ſondern aus
Liebe dienen will.
409. Die himmliſche Freude an und fuͤr ſich
ſelbſt, ſo wie ſie in ihrem Weſen iſt, kann un-
moͤglich beſchrieben werden, weil ſie in dem Jn-
nerſten des Lebens der Engel, und von daher in
allen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/149>, abgerufen am 11.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.