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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
die Engel seyn wollten, den Nächsten mehr lieben,
als sich selber. Da sie dieses gehöret hatten, so
konnten sie nichts darauf antworten, weil sie bey Lei-
bes Leben wohl so was gehöret, aber nicht gelaubet
hatten; sie verwunderten sich, daß eine solche Liebe
in dem Himmel sey, und daß es möglich sey, daß ei-
ner den Nächsten mehr liebe, als sich selber; sie wur-
den aber belehret, daß im andern Leben alles Gute
immer höher steige, und daß hingegen das Leben in
dem Leibe so beschaffen, daß sie nicht weiter kommen
könnten, als den Nächsten wie sich selber zu lieben,
weil sie sich im Leiblichen befänden; wenn aber dieses
aus dem Wege geräumt sey, so werde die Liebe als-
dann reiner und endlich englisch, welches darinnen
besteht, den Nächsten mehr lieben, als sich selber,
denn in den Himmeln ist dieses eine Lust, dem an-
dern wohl zu thun, aber sich selber wohl zu thun,
wofern es nicht dem andern zum Besten, und also
um des andern willen geschiehet, ist eine Unlust; und
das heißt, den Nächsten mehr lieben, als sich sel-
ber. Daß es eine solche Liebe geben könne, das
hätte man, wurde gesagt, aus einiger Personen
ehelicher Liebe ersehen können, daß sie lieber ha-
ben sterben wollen, als sehen, daß der Ehegatte
verletzet werde; ferner aus der Liebe der Eltern
gegen die Kinder, daß die Mutter lieber Hunger
leidet, als ihr Kind hungrig zu sehen; wie auch
aus einer aufrichtigen Freundschaft, daß man sich
für Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der
höflichen und verstellten Freundschaft, die eine
aufrichtige nachäffen will, daß man nämlich de-

nen,

Vom Himmel.
die Engel ſeyn wollten, den Naͤchſten mehr lieben,
als ſich ſelber. Da ſie dieſes gehoͤret hatten, ſo
konnten ſie nichts darauf antworten, weil ſie bey Lei-
bes Leben wohl ſo was gehoͤret, aber nicht gelaubet
hatten; ſie verwunderten ſich, daß eine ſolche Liebe
in dem Himmel ſey, und daß es moͤglich ſey, daß ei-
ner den Naͤchſten mehr liebe, als ſich ſelber; ſie wur-
den aber belehret, daß im andern Leben alles Gute
immer hoͤher ſteige, und daß hingegen das Leben in
dem Leibe ſo beſchaffen, daß ſie nicht weiter kommen
koͤnnten, als den Naͤchſten wie ſich ſelber zu lieben,
weil ſie ſich im Leiblichen befaͤnden; wenn aber dieſes
aus dem Wege geraͤumt ſey, ſo werde die Liebe als-
dann reiner und endlich engliſch, welches darinnen
beſteht, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſelber,
denn in den Himmeln iſt dieſes eine Luſt, dem an-
dern wohl zu thun, aber ſich ſelber wohl zu thun,
wofern es nicht dem andern zum Beſten, und alſo
um des andern willen geſchiehet, iſt eine Unluſt; und
das heißt, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſel-
ber. Daß es eine ſolche Liebe geben koͤnne, das
haͤtte man, wurde geſagt, aus einiger Perſonen
ehelicher Liebe erſehen koͤnnen, daß ſie lieber ha-
ben ſterben wollen, als ſehen, daß der Ehegatte
verletzet werde; ferner aus der Liebe der Eltern
gegen die Kinder, daß die Mutter lieber Hunger
leidet, als ihr Kind hungrig zu ſehen; wie auch
aus einer aufrichtigen Freundſchaft, daß man ſich
fuͤr Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der
hoͤflichen und verſtellten Freundſchaft, die eine
aufrichtige nachaͤffen will, daß man naͤmlich de-

nen,
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[148/0147] Vom Himmel. die Engel ſeyn wollten, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſelber. Da ſie dieſes gehoͤret hatten, ſo konnten ſie nichts darauf antworten, weil ſie bey Lei- bes Leben wohl ſo was gehoͤret, aber nicht gelaubet hatten; ſie verwunderten ſich, daß eine ſolche Liebe in dem Himmel ſey, und daß es moͤglich ſey, daß ei- ner den Naͤchſten mehr liebe, als ſich ſelber; ſie wur- den aber belehret, daß im andern Leben alles Gute immer hoͤher ſteige, und daß hingegen das Leben in dem Leibe ſo beſchaffen, daß ſie nicht weiter kommen koͤnnten, als den Naͤchſten wie ſich ſelber zu lieben, weil ſie ſich im Leiblichen befaͤnden; wenn aber dieſes aus dem Wege geraͤumt ſey, ſo werde die Liebe als- dann reiner und endlich engliſch, welches darinnen beſteht, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſelber, denn in den Himmeln iſt dieſes eine Luſt, dem an- dern wohl zu thun, aber ſich ſelber wohl zu thun, wofern es nicht dem andern zum Beſten, und alſo um des andern willen geſchiehet, iſt eine Unluſt; und das heißt, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſel- ber. Daß es eine ſolche Liebe geben koͤnne, das haͤtte man, wurde geſagt, aus einiger Perſonen ehelicher Liebe erſehen koͤnnen, daß ſie lieber ha- ben ſterben wollen, als ſehen, daß der Ehegatte verletzet werde; ferner aus der Liebe der Eltern gegen die Kinder, daß die Mutter lieber Hunger leidet, als ihr Kind hungrig zu ſehen; wie auch aus einer aufrichtigen Freundſchaft, daß man ſich fuͤr Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der hoͤflichen und verſtellten Freundſchaft, die eine aufrichtige nachaͤffen will, daß man naͤmlich de- nen,

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/147>, abgerufen am 24.11.2024.