Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
aus wurde mir klar, daß der Zustand des Gei-
stes des Menschen so ist, wie er in dem Leibe
beschaffen gewesen, denn er ist eben so, als wie
er nach der Trennung vom Leibe ist, daß er
nämlich das Vergnügen oder das Wohl des
andern begehret oder sich darnach gelüsten läßt,
und daß, in so viel er davon erlangt, er auch
in so viel Freude hat: hieraus kann mann nun
sehen, daß die Eigenliebe und die Liebe zur
Welt die Freuden des Himmels zerstören, und
also der zweyerley himmlischen Liebe, die da
mittheilbar ist, völlig zuwider sind.

400. Es ist aber zu wissen, daß die Lust
derer, die in der Eigenliebe und in der Liebe
zur Welt stehen, wenn sie sich einer himmli-
schen Gesellschaft nähern, eine Lust ihrer Be-
gierde ist, und also auch dem Vergnügen des
Himmels entgegen stehet; sie kommen in die
Lust ihrer Begierde dadurch, daß sie denen, die
im himmlischen Vergnügen sind, solches rau-
ben und entziehen: wenn aber die Beraubung
und Benehmung wegfällt, da geht es ganz an-
ders zu, alsdenn können sie nicht herannahen,
weil, in so viel sie sich nähern, sie in so viel
in Angst und Schmerzen gerathen; daher
kommt es, daß sie sich selten unterstehen, nahe
zu kommen; dieses ist mir ebenfalls durch sehr
viele Erfahrungen zu wissen gegeben worden,
von denen ich nun auch etwas anführen will.
Die Geister, die aus der Welt ins andre Leben

über-

Vom Himmel.
aus wurde mir klar, daß der Zuſtand des Gei-
ſtes des Menſchen ſo iſt, wie er in dem Leibe
beſchaffen geweſen, denn er iſt eben ſo, als wie
er nach der Trennung vom Leibe iſt, daß er
naͤmlich das Vergnuͤgen oder das Wohl des
andern begehret oder ſich darnach geluͤſten laͤßt,
und daß, in ſo viel er davon erlangt, er auch
in ſo viel Freude hat: hieraus kann mann nun
ſehen, daß die Eigenliebe und die Liebe zur
Welt die Freuden des Himmels zerſtoͤren, und
alſo der zweyerley himmliſchen Liebe, die da
mittheilbar iſt, voͤllig zuwider ſind.

400. Es iſt aber zu wiſſen, daß die Luſt
derer, die in der Eigenliebe und in der Liebe
zur Welt ſtehen, wenn ſie ſich einer himmli-
ſchen Geſellſchaft naͤhern, eine Luſt ihrer Be-
gierde iſt, und alſo auch dem Vergnuͤgen des
Himmels entgegen ſtehet; ſie kommen in die
Luſt ihrer Begierde dadurch, daß ſie denen, die
im himmliſchen Vergnuͤgen ſind, ſolches rau-
ben und entziehen: wenn aber die Beraubung
und Benehmung wegfaͤllt, da geht es ganz an-
ders zu, alsdenn koͤnnen ſie nicht herannahen,
weil, in ſo viel ſie ſich naͤhern, ſie in ſo viel
in Angſt und Schmerzen gerathen; daher
kommt es, daß ſie ſich ſelten unterſtehen, nahe
zu kommen; dieſes iſt mir ebenfalls durch ſehr
viele Erfahrungen zu wiſſen gegeben worden,
von denen ich nun auch etwas anfuͤhren will.
Die Geiſter, die aus der Welt ins andre Leben

uͤber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="138"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
aus wurde mir klar, daß der Zu&#x017F;tand des Gei-<lb/>
&#x017F;tes des Men&#x017F;chen &#x017F;o i&#x017F;t, wie er in dem Leibe<lb/>
be&#x017F;chaffen gewe&#x017F;en, denn er i&#x017F;t eben &#x017F;o, als wie<lb/>
er nach der Trennung vom Leibe i&#x017F;t, daß er<lb/>
na&#x0364;mlich das Vergnu&#x0364;gen oder das Wohl des<lb/>
andern begehret oder &#x017F;ich darnach gelu&#x0364;&#x017F;ten la&#x0364;ßt,<lb/>
und daß, in &#x017F;o viel er davon erlangt, er auch<lb/>
in &#x017F;o viel Freude hat: hieraus kann mann nun<lb/>
&#x017F;ehen, daß die Eigenliebe und die Liebe zur<lb/>
Welt die Freuden des Himmels zer&#x017F;to&#x0364;ren, und<lb/>
al&#x017F;o der zweyerley himmli&#x017F;chen Liebe, die da<lb/>
mittheilbar i&#x017F;t, vo&#x0364;llig zuwider &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>400. Es i&#x017F;t aber zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß die Lu&#x017F;t<lb/>
derer, die in der Eigenliebe und in der Liebe<lb/>
zur Welt &#x017F;tehen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich einer himmli-<lb/>
&#x017F;chen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft na&#x0364;hern, eine Lu&#x017F;t ihrer Be-<lb/>
gierde i&#x017F;t, und al&#x017F;o auch dem Vergnu&#x0364;gen des<lb/>
Himmels entgegen &#x017F;tehet; &#x017F;ie kommen in die<lb/>
Lu&#x017F;t ihrer Begierde dadurch, daß &#x017F;ie denen, die<lb/>
im himmli&#x017F;chen Vergnu&#x0364;gen &#x017F;ind, &#x017F;olches rau-<lb/>
ben und entziehen: wenn aber die Beraubung<lb/>
und Benehmung wegfa&#x0364;llt, da geht es ganz an-<lb/>
ders zu, alsdenn ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nicht herannahen,<lb/>
weil, in &#x017F;o viel &#x017F;ie &#x017F;ich na&#x0364;hern, &#x017F;ie in &#x017F;o viel<lb/>
in Ang&#x017F;t und Schmerzen gerathen; daher<lb/>
kommt es, daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elten unter&#x017F;tehen, nahe<lb/>
zu kommen; die&#x017F;es i&#x017F;t mir ebenfalls durch &#x017F;ehr<lb/>
viele Erfahrungen zu wi&#x017F;&#x017F;en gegeben worden,<lb/>
von denen ich nun auch etwas anfu&#x0364;hren will.<lb/>
Die Gei&#x017F;ter, die aus der Welt ins andre Leben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">u&#x0364;ber-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0137] Vom Himmel. aus wurde mir klar, daß der Zuſtand des Gei- ſtes des Menſchen ſo iſt, wie er in dem Leibe beſchaffen geweſen, denn er iſt eben ſo, als wie er nach der Trennung vom Leibe iſt, daß er naͤmlich das Vergnuͤgen oder das Wohl des andern begehret oder ſich darnach geluͤſten laͤßt, und daß, in ſo viel er davon erlangt, er auch in ſo viel Freude hat: hieraus kann mann nun ſehen, daß die Eigenliebe und die Liebe zur Welt die Freuden des Himmels zerſtoͤren, und alſo der zweyerley himmliſchen Liebe, die da mittheilbar iſt, voͤllig zuwider ſind. 400. Es iſt aber zu wiſſen, daß die Luſt derer, die in der Eigenliebe und in der Liebe zur Welt ſtehen, wenn ſie ſich einer himmli- ſchen Geſellſchaft naͤhern, eine Luſt ihrer Be- gierde iſt, und alſo auch dem Vergnuͤgen des Himmels entgegen ſtehet; ſie kommen in die Luſt ihrer Begierde dadurch, daß ſie denen, die im himmliſchen Vergnuͤgen ſind, ſolches rau- ben und entziehen: wenn aber die Beraubung und Benehmung wegfaͤllt, da geht es ganz an- ders zu, alsdenn koͤnnen ſie nicht herannahen, weil, in ſo viel ſie ſich naͤhern, ſie in ſo viel in Angſt und Schmerzen gerathen; daher kommt es, daß ſie ſich ſelten unterſtehen, nahe zu kommen; dieſes iſt mir ebenfalls durch ſehr viele Erfahrungen zu wiſſen gegeben worden, von denen ich nun auch etwas anfuͤhren will. Die Geiſter, die aus der Welt ins andre Leben uͤber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/137
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/137>, abgerufen am 03.05.2024.