Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. Beschaffenheit des Himmels, der in ihm ist, denHimmel auf, welcher außer ihm ist. Hieraus ist offenbar, wie sehr derjenige betrogen wird, welcher glaubt, daß, in den Himmel kom- men, blos so viel sey, als hinauf unter die En- gel kommen, er mögte übrigens nach seinem in- nerlichen Leben beschaffen seyn wie er wollte; und daß also der Himmel einem jeden aus un- mittelbarer Barmherzigkeit gegeben würde; da doch, wofern der Himmel nicht in einem ist, nicht das allergeringste von dem Himmel, der außerhalb ist, einfließet und aufgenommen wird. Es giebt viele Geister, die in einer sol- chen Meinung stehen, und darum sind sie auch, ihrer Einbildung wegen, in den Himmel erhoben worden; allein da sie daselbst waren, und weil ihr inneres Leben dem Leben, in welchem die En- gel sind, zuwider war, so fiengen sie an, in An- sehung dessen, was zu ihrem Verstand gehöret, verblendet zu werden, so lange bis sie wie när- risch worden sind, und in Ansehung dessen was zu ihrem Willen gehöret, gemartert zu werden, so lange bis sie sich wie verrückt stellten: mit ei- nem Wort, die übel leben, und in den Himmel kommen, ziehen daselbst die Seele und martern sich wie die Fische außer dem Wasser in der Luft; und wie die Thiere in den Luftpumpen in dem Aether oder Himmelsluft wenn die dicke Luft her- ausgezogen ist. Hieraus kann nun erkannt wer- den, daß der Himmel in einem, aber nicht aus- ser einem ist. 55. Weil
Vom Himmel. Beſchaffenheit des Himmels, der in ihm iſt, denHimmel auf, welcher außer ihm iſt. Hieraus iſt offenbar, wie ſehr derjenige betrogen wird, welcher glaubt, daß, in den Himmel kom- men, blos ſo viel ſey, als hinauf unter die En- gel kommen, er moͤgte uͤbrigens nach ſeinem in- nerlichen Leben beſchaffen ſeyn wie er wollte; und daß alſo der Himmel einem jeden aus un- mittelbarer Barmherzigkeit gegeben wuͤrde; da doch, wofern der Himmel nicht in einem iſt, nicht das allergeringſte von dem Himmel, der außerhalb iſt, einfließet und aufgenommen wird. Es giebt viele Geiſter, die in einer ſol- chen Meinung ſtehen, und darum ſind ſie auch, ihrer Einbildung wegen, in den Himmel erhoben worden; allein da ſie daſelbſt waren, und weil ihr inneres Leben dem Leben, in welchem die En- gel ſind, zuwider war, ſo fiengen ſie an, in An- ſehung deſſen, was zu ihrem Verſtand gehoͤret, verblendet zu werden, ſo lange bis ſie wie naͤr- riſch worden ſind, und in Anſehung deſſen was zu ihrem Willen gehoͤret, gemartert zu werden, ſo lange bis ſie ſich wie verruͤckt ſtellten: mit ei- nem Wort, die uͤbel leben, und in den Himmel kommen, ziehen daſelbſt die Seele und martern ſich wie die Fiſche außer dem Waſſer in der Luft; und wie die Thiere in den Luftpumpen in dem Aether oder Himmelsluft wenn die dicke Luft her- ausgezogen iſt. Hieraus kann nun erkannt wer- den, daß der Himmel in einem, aber nicht auſ- ſer einem iſt. 55. Weil
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Vom Himmel.
Beſchaffenheit des Himmels, der in ihm iſt, den
Himmel auf, welcher außer ihm iſt. Hieraus
iſt offenbar, wie ſehr derjenige betrogen wird,
welcher glaubt, daß, in den Himmel kom-
men, blos ſo viel ſey, als hinauf unter die En-
gel kommen, er moͤgte uͤbrigens nach ſeinem in-
nerlichen Leben beſchaffen ſeyn wie er wollte;
und daß alſo der Himmel einem jeden aus un-
mittelbarer Barmherzigkeit gegeben wuͤrde; da
doch, wofern der Himmel nicht in einem iſt,
nicht das allergeringſte von dem Himmel, der
außerhalb iſt, einfließet und aufgenommen
wird. Es giebt viele Geiſter, die in einer ſol-
chen Meinung ſtehen, und darum ſind ſie auch,
ihrer Einbildung wegen, in den Himmel erhoben
worden; allein da ſie daſelbſt waren, und weil
ihr inneres Leben dem Leben, in welchem die En-
gel ſind, zuwider war, ſo fiengen ſie an, in An-
ſehung deſſen, was zu ihrem Verſtand gehoͤret,
verblendet zu werden, ſo lange bis ſie wie naͤr-
riſch worden ſind, und in Anſehung deſſen was
zu ihrem Willen gehoͤret, gemartert zu werden,
ſo lange bis ſie ſich wie verruͤckt ſtellten: mit ei-
nem Wort, die uͤbel leben, und in den Himmel
kommen, ziehen daſelbſt die Seele und martern
ſich wie die Fiſche außer dem Waſſer in der Luft;
und wie die Thiere in den Luftpumpen in dem
Aether oder Himmelsluft wenn die dicke Luft her-
ausgezogen iſt. Hieraus kann nun erkannt wer-
den, daß der Himmel in einem, aber nicht auſ-
ſer einem iſt.
55. Weil
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