Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.Vom Himmel. die Aufnehmerin ist alles dessen, was im Him-mel ist, als da sind Friede, Erkänntniß, Weis- heit und Glückseligkeit; denn die Liebe nimmt alles und jedes auf, was mit ihr übereinkommt, sie verlanget es, trachtet darnach, und wird gleichsam von freyen Stücken davon eingenom- men, denn sie will stets von demselben berei- chert und vollkommen gemacht werden: die- ses ist auch den Menschen bekannt, denn die Liebe bey ihm schauet gleichsam in die Dinge seines Gedächtnisses, und schöpfet daraus alles, was übereinstimmet, und fasset solches zusam- men, und ordnet es in sich und unter sich, in sich damit es ihr eigen sey, und unter sich, da- mit es ihr diene; das übrige aber, welches nicht übereinstimmet, verwirft und verbannet sie. Daß in der Liebe alles Vermögen sey, das Wahre, welches mit ihr übereinkommt, anzunehmen, und das Verlangen, dasselbe mit ihr zu verbinden, konnte auch offenbar von denen angenommen wer- den, welche in den Himmel erhoben wurden, die- se, ob sie gleich einfältige oder unweise in der Welt gewesen, kamen dennoch in die englische Weisheit und in die Glückseligkeiten des Him- mels, da sie unter die Engel kamen; die Ursache war, weil sie das Gute und Wahre um des Gu- ten und Wahren willen geliebet, und solches ih- rem Leben eingepflanzt hatten, und dadurch ver- mögend worden, den Himmel mit allem Unaus- sprechlichen daselbst anzunehmen. Die aber in der Liebe sein selbst und der Welt sind, die sind nicht
Vom Himmel. die Aufnehmerin iſt alles deſſen, was im Him-mel iſt, als da ſind Friede, Erkaͤnntniß, Weis- heit und Gluͤckſeligkeit; denn die Liebe nimmt alles und jedes auf, was mit ihr uͤbereinkommt, ſie verlanget es, trachtet darnach, und wird gleichſam von freyen Stuͤcken davon eingenom- men, denn ſie will ſtets von demſelben berei- chert und vollkommen gemacht werden: die- ſes iſt auch den Menſchen bekannt, denn die Liebe bey ihm ſchauet gleichſam in die Dinge ſeines Gedaͤchtniſſes, und ſchoͤpfet daraus alles, was uͤbereinſtimmet, und faſſet ſolches zuſam- men, und ordnet es in ſich und unter ſich, in ſich damit es ihr eigen ſey, und unter ſich, da- mit es ihr diene; das uͤbrige aber, welches nicht uͤbereinſtimmet, verwirft und verbannet ſie. Daß in der Liebe alles Vermoͤgen ſey, das Wahre, welches mit ihr uͤbereinkommt, anzunehmen, und das Verlangen, daſſelbe mit ihr zu verbinden, konnte auch offenbar von denen angenommen wer- den, welche in den Himmel erhoben wurden, die- ſe, ob ſie gleich einfaͤltige oder unweiſe in der Welt geweſen, kamen dennoch in die engliſche Weisheit und in die Gluͤckſeligkeiten des Him- mels, da ſie unter die Engel kamen; die Urſache war, weil ſie das Gute und Wahre um des Gu- ten und Wahren willen geliebet, und ſolches ih- rem Leben eingepflanzt hatten, und dadurch ver- moͤgend worden, den Himmel mit allem Unaus- ſprechlichen daſelbſt anzunehmen. Die aber in der Liebe ſein ſelbſt und der Welt ſind, die ſind nicht
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Vom Himmel.
die Aufnehmerin iſt alles deſſen, was im Him-
mel iſt, als da ſind Friede, Erkaͤnntniß, Weis-
heit und Gluͤckſeligkeit; denn die Liebe nimmt
alles und jedes auf, was mit ihr uͤbereinkommt,
ſie verlanget es, trachtet darnach, und wird
gleichſam von freyen Stuͤcken davon eingenom-
men, denn ſie will ſtets von demſelben berei-
chert und vollkommen gemacht werden: die-
ſes iſt auch den Menſchen bekannt, denn die
Liebe bey ihm ſchauet gleichſam in die Dinge
ſeines Gedaͤchtniſſes, und ſchoͤpfet daraus alles,
was uͤbereinſtimmet, und faſſet ſolches zuſam-
men, und ordnet es in ſich und unter ſich, in
ſich damit es ihr eigen ſey, und unter ſich, da-
mit es ihr diene; das uͤbrige aber, welches nicht
uͤbereinſtimmet, verwirft und verbannet ſie. Daß
in der Liebe alles Vermoͤgen ſey, das Wahre,
welches mit ihr uͤbereinkommt, anzunehmen, und
das Verlangen, daſſelbe mit ihr zu verbinden,
konnte auch offenbar von denen angenommen wer-
den, welche in den Himmel erhoben wurden, die-
ſe, ob ſie gleich einfaͤltige oder unweiſe in der
Welt geweſen, kamen dennoch in die engliſche
Weisheit und in die Gluͤckſeligkeiten des Him-
mels, da ſie unter die Engel kamen; die Urſache
war, weil ſie das Gute und Wahre um des Gu-
ten und Wahren willen geliebet, und ſolches ih-
rem Leben eingepflanzt hatten, und dadurch ver-
moͤgend worden, den Himmel mit allem Unaus-
ſprechlichen daſelbſt anzunehmen. Die aber in
der Liebe ſein ſelbſt und der Welt ſind, die ſind
nicht
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