Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Himmel.
Geister dem Menschen nicht das Denken, son-
dern nur allein die Neigung zum Guten
und die Neigung zum Bösen
eingeflößt
wird, der Mensch also, weil er in der Freyheit
ist, die Wahl hat, das Gute anzunehmen, und
das Böse zu verwerfen, denn was gut und böse
sey, das weis er aus dem Wort; was er aus
der Neigung
mit dem Denken aufnimmt, das
wird ihm auch zugeeignet, was er aber mit dem
Denken nicht aus der Neigung aufnimmt,
das wird ihm auch nicht eigen: hieraus kann
nun offenbar seyn, wie bey dem Menschen das
Gute aus dem Himmel, und das Böse aus der
Hölle einfließt.

299. Mir auch gegeben worden, zu wissen,
woher bey dem Menschen die Bangigkeit, der
Gemüths-Schmerz und die innerliche Traurig-
keit kommt, so man die Melancholie nennet: es
giebt nemlich Geister, die noch nicht mit der Hölle
in Verbindung stehen, weil sie noch in ihrem er-
sten Zustand sind, (von welchen im 2ten Theil
in dem Abschnitt von der Geisterwelt soll geredet
werden) diese lieben das Unverdauete und Ueble,
wie das Unerdauete und Ueble der stinkenden
Speisen im Magen ist, deswegen halten sie sich
da auf, wo dergleichen bey dem Menschen liegt,
weil ihnen solches angenehm ist, und reden allda
unter einander aus ihrer bösen Neigung; von
daher fliesset die Neigung ihrer Rede bey dem
Menschen ein, wenn nun diese Neigung der Nei-

gung

Vom Himmel.
Geiſter dem Menſchen nicht das Denken, ſon-
dern nur allein die Neigung zum Guten
und die Neigung zum Boͤſen
eingefloͤßt
wird, der Menſch alſo, weil er in der Freyheit
iſt, die Wahl hat, das Gute anzunehmen, und
das Boͤſe zu verwerfen, denn was gut und boͤſe
ſey, das weis er aus dem Wort; was er aus
der Neigung
mit dem Denken aufnimmt, das
wird ihm auch zugeeignet, was er aber mit dem
Denken nicht aus der Neigung aufnimmt,
das wird ihm auch nicht eigen: hieraus kann
nun offenbar ſeyn, wie bey dem Menſchen das
Gute aus dem Himmel, und das Boͤſe aus der
Hoͤlle einfließt.

299. Mir auch gegeben worden, zu wiſſen,
woher bey dem Menſchen die Bangigkeit, der
Gemuͤths-Schmerz und die innerliche Traurig-
keit kommt, ſo man die Melancholie nennet: es
giebt nemlich Geiſter, die noch nicht mit der Hoͤlle
in Verbindung ſtehen, weil ſie noch in ihrem er-
ſten Zuſtand ſind, (von welchen im 2ten Theil
in dem Abſchnitt von der Geiſterwelt ſoll geredet
werden) dieſe lieben das Unverdauete und Ueble,
wie das Unerdauete und Ueble der ſtinkenden
Speiſen im Magen iſt, deswegen halten ſie ſich
da auf, wo dergleichen bey dem Menſchen liegt,
weil ihnen ſolches angenehm iſt, und reden allda
unter einander aus ihrer boͤſen Neigung; von
daher flieſſet die Neigung ihrer Rede bey dem
Menſchen ein, wenn nun dieſe Neigung der Nei-

gung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0387" n="340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Himmel.</hi></fw><lb/>
Gei&#x017F;ter dem Men&#x017F;chen nicht das Denken, &#x017F;on-<lb/>
dern <hi rendition="#fr">nur allein die Neigung zum Guten<lb/>
und die Neigung zum Bo&#x0364;&#x017F;en</hi> eingeflo&#x0364;ßt<lb/>
wird, der Men&#x017F;ch al&#x017F;o, weil er in der Freyheit<lb/>
i&#x017F;t, die Wahl hat, das Gute anzunehmen, und<lb/>
das Bo&#x0364;&#x017F;e zu verwerfen, denn was gut und bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ey, das weis er aus dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Wort;</hi></hi> was er <hi rendition="#fr">aus<lb/>
der Neigung</hi> mit dem Denken aufnimmt, das<lb/>
wird ihm auch zugeeignet, was er aber mit dem<lb/>
Denken <hi rendition="#fr">nicht aus der Neigung</hi> aufnimmt,<lb/>
das wird ihm auch nicht eigen: hieraus kann<lb/>
nun offenbar &#x017F;eyn, wie bey dem Men&#x017F;chen das<lb/>
Gute aus dem Himmel, und das Bo&#x0364;&#x017F;e aus der<lb/>
Ho&#x0364;lle einfließt.</p><lb/>
            <p>299. Mir auch gegeben worden, zu wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
woher bey dem Men&#x017F;chen die Bangigkeit, der<lb/>
Gemu&#x0364;ths-Schmerz und die innerliche Traurig-<lb/>
keit kommt, &#x017F;o man die Melancholie nennet: es<lb/>
giebt nemlich Gei&#x017F;ter, die noch nicht mit der Ho&#x0364;lle<lb/>
in Verbindung &#x017F;tehen, weil &#x017F;ie noch in ihrem er-<lb/>
&#x017F;ten Zu&#x017F;tand &#x017F;ind, (von welchen im 2ten Theil<lb/>
in dem Ab&#x017F;chnitt von der Gei&#x017F;terwelt &#x017F;oll geredet<lb/>
werden) die&#x017F;e lieben das Unverdauete und Ueble,<lb/>
wie das Unerdauete und Ueble der &#x017F;tinkenden<lb/>
Spei&#x017F;en im Magen i&#x017F;t, deswegen halten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
da auf, wo dergleichen bey dem Men&#x017F;chen liegt,<lb/>
weil ihnen &#x017F;olches angenehm i&#x017F;t, und reden allda<lb/>
unter einander aus ihrer bo&#x0364;&#x017F;en Neigung; von<lb/>
daher flie&#x017F;&#x017F;et die Neigung ihrer Rede bey dem<lb/>
Men&#x017F;chen ein, wenn nun die&#x017F;e Neigung der Nei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gung</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0387] Vom Himmel. Geiſter dem Menſchen nicht das Denken, ſon- dern nur allein die Neigung zum Guten und die Neigung zum Boͤſen eingefloͤßt wird, der Menſch alſo, weil er in der Freyheit iſt, die Wahl hat, das Gute anzunehmen, und das Boͤſe zu verwerfen, denn was gut und boͤſe ſey, das weis er aus dem Wort; was er aus der Neigung mit dem Denken aufnimmt, das wird ihm auch zugeeignet, was er aber mit dem Denken nicht aus der Neigung aufnimmt, das wird ihm auch nicht eigen: hieraus kann nun offenbar ſeyn, wie bey dem Menſchen das Gute aus dem Himmel, und das Boͤſe aus der Hoͤlle einfließt. 299. Mir auch gegeben worden, zu wiſſen, woher bey dem Menſchen die Bangigkeit, der Gemuͤths-Schmerz und die innerliche Traurig- keit kommt, ſo man die Melancholie nennet: es giebt nemlich Geiſter, die noch nicht mit der Hoͤlle in Verbindung ſtehen, weil ſie noch in ihrem er- ſten Zuſtand ſind, (von welchen im 2ten Theil in dem Abſchnitt von der Geiſterwelt ſoll geredet werden) dieſe lieben das Unverdauete und Ueble, wie das Unerdauete und Ueble der ſtinkenden Speiſen im Magen iſt, deswegen halten ſie ſich da auf, wo dergleichen bey dem Menſchen liegt, weil ihnen ſolches angenehm iſt, und reden allda unter einander aus ihrer boͤſen Neigung; von daher flieſſet die Neigung ihrer Rede bey dem Menſchen ein, wenn nun dieſe Neigung der Nei- gung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/387
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/387>, abgerufen am 17.05.2024.