gen oder Morgenröthe zur Frühlingszeit, da nach vergangener Nacht von der aufgehenden Sonne alles auf den Erdboden von neuen an zu leben fängt, und ein duftender Geruch sich ringeumher von dem Thau ausbreitet, der vom Himmel herab träufelt, vermittelst der balsamischen Witterung die Erde fruchtbar machet, und die menschlichen Gemüther mit Anmuth überströmt; diese Ver- gleichung ist darum gemacht worden, weil sich der Morgen oder die Morgenröthe zur Frühlingszeit auf den Zustand des Friedens der Engel im Him- mel beziehet, man lese oben Num. 155.
290. Jch habe auch mit den Engeln vom Frieden gesprochen, und gesagt: das nennte man in der Welt den Frieden, wenn keine Kriege noch Widerwärtigkeiten zwischen den Reichen, des- gleichen keine Feindseligkeiten noch Uneinigkeiten zwischen den Menschen wären, und man glaubte, der innere Friede bestehe in der von den entfern- ten Sorgen herrührenden Gemüthsruhe, haupt- sächlich aber in der vom erwünschten Erfolg der Angelegenheiten herrührenden Beruhigung und Ergötzlichkeit; allein die Engel antworteten: die von den entfernten Sorgen und vom guten Er- folg der Angelegenheiten herrührende Gemüths- ruhe, Zufriedenheit und Anmuth hätten wohl den Anschein des Friedens, sie wären aber keineswe- ges der Friede, ausser nur bey denen, so sich im himmlischen Guten befänden, weil der Friede sonst nicht, als lediglich bey diesem Guten statt findet,
denn
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Vom Himmel.
gen oder Morgenroͤthe zur Fruͤhlingszeit, da nach vergangener Nacht von der aufgehenden Sonne alles auf den Erdboden von neuen an zu leben faͤngt, und ein duftender Geruch ſich ringeumher von dem Thau ausbreitet, der vom Himmel herab traͤufelt, vermittelſt der balſamiſchen Witterung die Erde fruchtbar machet, und die menſchlichen Gemuͤther mit Anmuth uͤberſtroͤmt; dieſe Ver- gleichung iſt darum gemacht worden, weil ſich der Morgen oder die Morgenroͤthe zur Fruͤhlingszeit auf den Zuſtand des Friedens der Engel im Him- mel beziehet, man leſe oben Num. 155.
290. Jch habe auch mit den Engeln vom Frieden geſprochen, und geſagt: das nennte man in der Welt den Frieden, wenn keine Kriege noch Widerwaͤrtigkeiten zwiſchen den Reichen, des- gleichen keine Feindſeligkeiten noch Uneinigkeiten zwiſchen den Menſchen waͤren, und man glaubte, der innere Friede beſtehe in der von den entfern- ten Sorgen herruͤhrenden Gemuͤthsruhe, haupt- ſaͤchlich aber in der vom erwuͤnſchten Erfolg der Angelegenheiten herruͤhrenden Beruhigung und Ergoͤtzlichkeit; allein die Engel antworteten: die von den entfernten Sorgen und vom guten Er- folg der Angelegenheiten herruͤhrende Gemuͤths- ruhe, Zufriedenheit und Anmuth haͤtten wohl den Anſchein des Friedens, ſie waͤren aber keineswe- ges der Friede, auſſer nur bey denen, ſo ſich im himmliſchen Guten befaͤnden, weil der Friede ſonſt nicht, als lediglich bey dieſem Guten ſtatt findet,
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Vom Himmel.
gen oder Morgenroͤthe zur Fruͤhlingszeit, da nach
vergangener Nacht von der aufgehenden Sonne
alles auf den Erdboden von neuen an zu leben
faͤngt, und ein duftender Geruch ſich ringeumher
von dem Thau ausbreitet, der vom Himmel herab
traͤufelt, vermittelſt der balſamiſchen Witterung
die Erde fruchtbar machet, und die menſchlichen
Gemuͤther mit Anmuth uͤberſtroͤmt; dieſe Ver-
gleichung iſt darum gemacht worden, weil ſich der
Morgen oder die Morgenroͤthe zur Fruͤhlingszeit
auf den Zuſtand des Friedens der Engel im Him-
mel beziehet, man leſe oben Num. 155.
290. Jch habe auch mit den Engeln vom
Frieden geſprochen, und geſagt: das nennte man
in der Welt den Frieden, wenn keine Kriege noch
Widerwaͤrtigkeiten zwiſchen den Reichen, des-
gleichen keine Feindſeligkeiten noch Uneinigkeiten
zwiſchen den Menſchen waͤren, und man glaubte,
der innere Friede beſtehe in der von den entfern-
ten Sorgen herruͤhrenden Gemuͤthsruhe, haupt-
ſaͤchlich aber in der vom erwuͤnſchten Erfolg der
Angelegenheiten herruͤhrenden Beruhigung und
Ergoͤtzlichkeit; allein die Engel antworteten: die
von den entfernten Sorgen und vom guten Er-
folg der Angelegenheiten herruͤhrende Gemuͤths-
ruhe, Zufriedenheit und Anmuth haͤtten wohl den
Anſchein des Friedens, ſie waͤren aber keineswe-
ges der Friede, auſſer nur bey denen, ſo ſich im
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nicht, als lediglich bey dieſem Guten ſtatt findet,
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/376>, abgerufen am 16.07.2024.
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