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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.
in sich halten, die nicht mit den Gedanken er-
schöpft werden können; mir ist auch gegeben wor-
den, diese Schriften zu sehen. Aber in den un-
tern Himmeln
sind nicht dergleichen Schriften;
die Schriften in diesen Himmeln sind den Schrif-
ten in der Welt gleich, mit eben solchen Buch-
staben, dennoch aber kann sie der Mensch nicht
verstehen, weil sie in der englischen Sprache sind,
und die Sprache der Engel ist so beschaffen, daß
sie mit den menschlichen Sprachen nichts gemein
hat, man lese Num. 237; denn sie drücken durch
die Selbstlauter die Neigungen, durch die Mit-
lauter die Gedanken-Bilder von den Neigungen,
und durch die Worte, so aus denselben entsprin-
gen, den Sinn der Sache aus, man lese oben
Num. 236. 241. Diese Schreibart begreift
auch mit wenigen Wörtern mehr in sich, als der
Mensch durch etliche Bogen beschreiben kann: diese
Schriften habe ich eben auch gesehen. So ist
das Wort, welches sie in den untern Himmeln
haben, geschrieben, und im innersten Himmel ist
es durch himmlische Figuren oder Gestalten
geschrieben.

262. Es ist merkwürdig, daß das Schreiben
der Engel in den Himmeln unmittelbar aus ihren
Gedanken ganz natürlich fließt, mit so leichter
Mühe, daß es ist, als wenn sie gleichsam die
Gedanken heraus stürzten, auch hält die Hand
gar nicht bey Wählung eines Worts inne, weil
die Worte, so wohl die, so sie aussprechen, als

die,

Vom Himmel.
in ſich halten, die nicht mit den Gedanken er-
ſchoͤpft werden koͤnnen; mir iſt auch gegeben wor-
den, dieſe Schriften zu ſehen. Aber in den un-
tern Himmeln
ſind nicht dergleichen Schriften;
die Schriften in dieſen Himmeln ſind den Schrif-
ten in der Welt gleich, mit eben ſolchen Buch-
ſtaben, dennoch aber kann ſie der Menſch nicht
verſtehen, weil ſie in der engliſchen Sprache ſind,
und die Sprache der Engel iſt ſo beſchaffen, daß
ſie mit den menſchlichen Sprachen nichts gemein
hat, man leſe Num. 237; denn ſie druͤcken durch
die Selbſtlauter die Neigungen, durch die Mit-
lauter die Gedanken-Bilder von den Neigungen,
und durch die Worte, ſo aus denſelben entſprin-
gen, den Sinn der Sache aus, man leſe oben
Num. 236. 241. Dieſe Schreibart begreift
auch mit wenigen Woͤrtern mehr in ſich, als der
Menſch durch etliche Bogen beſchreiben kann: dieſe
Schriften habe ich eben auch geſehen. So iſt
das Wort, welches ſie in den untern Himmeln
haben, geſchrieben, und im innerſten Himmel iſt
es durch himmliſche Figuren oder Geſtalten
geſchrieben.

262. Es iſt merkwuͤrdig, daß das Schreiben
der Engel in den Himmeln unmittelbar aus ihren
Gedanken ganz natuͤrlich fließt, mit ſo leichter
Muͤhe, daß es iſt, als wenn ſie gleichſam die
Gedanken heraus ſtuͤrzten, auch haͤlt die Hand
gar nicht bey Waͤhlung eines Worts inne, weil
die Worte, ſo wohl die, ſo ſie ausſprechen, als

die,
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[288/0335] Vom Himmel. in ſich halten, die nicht mit den Gedanken er- ſchoͤpft werden koͤnnen; mir iſt auch gegeben wor- den, dieſe Schriften zu ſehen. Aber in den un- tern Himmeln ſind nicht dergleichen Schriften; die Schriften in dieſen Himmeln ſind den Schrif- ten in der Welt gleich, mit eben ſolchen Buch- ſtaben, dennoch aber kann ſie der Menſch nicht verſtehen, weil ſie in der engliſchen Sprache ſind, und die Sprache der Engel iſt ſo beſchaffen, daß ſie mit den menſchlichen Sprachen nichts gemein hat, man leſe Num. 237; denn ſie druͤcken durch die Selbſtlauter die Neigungen, durch die Mit- lauter die Gedanken-Bilder von den Neigungen, und durch die Worte, ſo aus denſelben entſprin- gen, den Sinn der Sache aus, man leſe oben Num. 236. 241. Dieſe Schreibart begreift auch mit wenigen Woͤrtern mehr in ſich, als der Menſch durch etliche Bogen beſchreiben kann: dieſe Schriften habe ich eben auch geſehen. So iſt das Wort, welches ſie in den untern Himmeln haben, geſchrieben, und im innerſten Himmel iſt es durch himmliſche Figuren oder Geſtalten geſchrieben. 262. Es iſt merkwuͤrdig, daß das Schreiben der Engel in den Himmeln unmittelbar aus ihren Gedanken ganz natuͤrlich fließt, mit ſo leichter Muͤhe, daß es iſt, als wenn ſie gleichſam die Gedanken heraus ſtuͤrzten, auch haͤlt die Hand gar nicht bey Waͤhlung eines Worts inne, weil die Worte, ſo wohl die, ſo ſie ausſprechen, als die,

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1776, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften01_1776/335>, abgerufen am 17.05.2024.