Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Oden und Lieder.

Kurz, unser Orden, Herr Bereuter!
Jst deinem Ruhm gar vortheilhaft,
Drum so vernimm nun ietzo weiter,
Was uns dein Glück für Lust verschafft.

Sobald an diesem frohen Morgen
Der Mähnen sehr verwirrtes Haar,
Durch reger Hände wachsam Sorgen,
Gekämmt und zubereitet war,
Wir auch das Morgenbrodt erhielten,
An Hafer, Heckerling und Heu,
Hernach mit denen Halftern spielten,
So wurden wir auf einmahl scheu.
Wir fingen an, uns aufzubäumen,
Die Ohren stunden hochgespitzt,
An denen angelegten Zäumen
War bald der weisse Schaum gespritzt;
Wir hauten mit den Vorder-Hufen,
Und wieherten mit aller Macht,
Bis Peitsche, Stock und donnernd Rufen
Uns wieder zu uns selbst gebracht.
Ja wohl! es trieb uns so zu Paaren,
Als wie der Nothstall und der Zwang,
Bis durch das Leibgewand von Haaren
Der Angstschweiß wie das Wasser drang;
Es schlich der Schmerz bis zu der Leber,
Und machte fast noch mehr Verdruß,
Als

Oden und Lieder.

Kurz, unſer Orden, Herr Bereuter!
Jſt deinem Ruhm gar vortheilhaft,
Drum ſo vernimm nun ietzo weiter,
Was uns dein Gluͤck fuͤr Luſt verſchafft.

Sobald an dieſem frohen Morgen
Der Maͤhnen ſehr verwirrtes Haar,
Durch reger Haͤnde wachſam Sorgen,
Gekaͤmmt und zubereitet war,
Wir auch das Morgenbrodt erhielten,
An Hafer, Heckerling und Heu,
Hernach mit denen Halftern ſpielten,
So wurden wir auf einmahl ſcheu.
Wir fingen an, uns aufzubaͤumen,
Die Ohren ſtunden hochgeſpitzt,
An denen angelegten Zaͤumen
War bald der weiſſe Schaum geſpritzt;
Wir hauten mit den Vorder-Hufen,
Und wieherten mit aller Macht,
Bis Peitſche, Stock und donnernd Rufen
Uns wieder zu uns ſelbſt gebracht.
Ja wohl! es trieb uns ſo zu Paaren,
Als wie der Nothſtall und der Zwang,
Bis durch das Leibgewand von Haaren
Der Angſtſchweiß wie das Waſſer drang;
Es ſchlich der Schmerz bis zu der Leber,
Und machte faſt noch mehr Verdruß,
Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="8">
            <l>
              <pb facs="#f0095" n="75"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden und Lieder.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Kurz, un&#x017F;er Orden, Herr Bereuter!</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t deinem Ruhm gar vortheilhaft,</l><lb/>
            <l>Drum &#x017F;o vernimm nun ietzo weiter,</l><lb/>
            <l>Was uns dein Glu&#x0364;ck fu&#x0364;r Lu&#x017F;t ver&#x017F;chafft.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Sobald an die&#x017F;em frohen Morgen</l><lb/>
            <l>Der Ma&#x0364;hnen &#x017F;ehr verwirrtes Haar,</l><lb/>
            <l>Durch reger Ha&#x0364;nde wach&#x017F;am Sorgen,</l><lb/>
            <l>Geka&#x0364;mmt und zubereitet war,</l><lb/>
            <l>Wir auch das Morgenbrodt erhielten,</l><lb/>
            <l>An Hafer, Heckerling und Heu,</l><lb/>
            <l>Hernach mit denen Halftern &#x017F;pielten,</l><lb/>
            <l>So wurden wir auf einmahl &#x017F;cheu.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Wir fingen an, uns aufzuba&#x0364;umen,</l><lb/>
            <l>Die Ohren &#x017F;tunden hochge&#x017F;pitzt,</l><lb/>
            <l>An denen angelegten Za&#x0364;umen</l><lb/>
            <l>War bald der wei&#x017F;&#x017F;e Schaum ge&#x017F;pritzt;</l><lb/>
            <l>Wir hauten mit den Vorder-Hufen,</l><lb/>
            <l>Und wieherten mit aller Macht,</l><lb/>
            <l>Bis Peit&#x017F;che, Stock und donnernd Rufen</l><lb/>
            <l>Uns wieder zu uns &#x017F;elb&#x017F;t gebracht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Ja wohl! es trieb uns &#x017F;o zu Paaren,</l><lb/>
            <l>Als wie der Noth&#x017F;tall und der Zwang,</l><lb/>
            <l>Bis durch das Leibgewand von Haaren</l><lb/>
            <l>Der Ang&#x017F;t&#x017F;chweiß wie das Wa&#x017F;&#x017F;er drang;</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;chlich der Schmerz bis zu der Leber,</l><lb/>
            <l>Und machte fa&#x017F;t noch mehr Verdruß,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0095] Oden und Lieder. Kurz, unſer Orden, Herr Bereuter! Jſt deinem Ruhm gar vortheilhaft, Drum ſo vernimm nun ietzo weiter, Was uns dein Gluͤck fuͤr Luſt verſchafft. Sobald an dieſem frohen Morgen Der Maͤhnen ſehr verwirrtes Haar, Durch reger Haͤnde wachſam Sorgen, Gekaͤmmt und zubereitet war, Wir auch das Morgenbrodt erhielten, An Hafer, Heckerling und Heu, Hernach mit denen Halftern ſpielten, So wurden wir auf einmahl ſcheu. Wir fingen an, uns aufzubaͤumen, Die Ohren ſtunden hochgeſpitzt, An denen angelegten Zaͤumen War bald der weiſſe Schaum geſpritzt; Wir hauten mit den Vorder-Hufen, Und wieherten mit aller Macht, Bis Peitſche, Stock und donnernd Rufen Uns wieder zu uns ſelbſt gebracht. Ja wohl! es trieb uns ſo zu Paaren, Als wie der Nothſtall und der Zwang, Bis durch das Leibgewand von Haaren Der Angſtſchweiß wie das Waſſer drang; Es ſchlich der Schmerz bis zu der Leber, Und machte faſt noch mehr Verdruß, Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/95
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/95>, abgerufen am 23.11.2024.