Kurz, unser Orden, Herr Bereuter! Jst deinem Ruhm gar vortheilhaft, Drum so vernimm nun ietzo weiter, Was uns dein Glück für Lust verschafft.
Sobald an diesem frohen Morgen Der Mähnen sehr verwirrtes Haar, Durch reger Hände wachsam Sorgen, Gekämmt und zubereitet war, Wir auch das Morgenbrodt erhielten, An Hafer, Heckerling und Heu, Hernach mit denen Halftern spielten, So wurden wir auf einmahl scheu.
Wir fingen an, uns aufzubäumen, Die Ohren stunden hochgespitzt, An denen angelegten Zäumen War bald der weisse Schaum gespritzt; Wir hauten mit den Vorder-Hufen, Und wieherten mit aller Macht, Bis Peitsche, Stock und donnernd Rufen Uns wieder zu uns selbst gebracht.
Ja wohl! es trieb uns so zu Paaren, Als wie der Nothstall und der Zwang, Bis durch das Leibgewand von Haaren Der Angstschweiß wie das Wasser drang; Es schlich der Schmerz bis zu der Leber, Und machte fast noch mehr Verdruß,
Als
Oden und Lieder.
Kurz, unſer Orden, Herr Bereuter! Jſt deinem Ruhm gar vortheilhaft, Drum ſo vernimm nun ietzo weiter, Was uns dein Gluͤck fuͤr Luſt verſchafft.
Sobald an dieſem frohen Morgen Der Maͤhnen ſehr verwirrtes Haar, Durch reger Haͤnde wachſam Sorgen, Gekaͤmmt und zubereitet war, Wir auch das Morgenbrodt erhielten, An Hafer, Heckerling und Heu, Hernach mit denen Halftern ſpielten, So wurden wir auf einmahl ſcheu.
Wir fingen an, uns aufzubaͤumen, Die Ohren ſtunden hochgeſpitzt, An denen angelegten Zaͤumen War bald der weiſſe Schaum geſpritzt; Wir hauten mit den Vorder-Hufen, Und wieherten mit aller Macht, Bis Peitſche, Stock und donnernd Rufen Uns wieder zu uns ſelbſt gebracht.
Ja wohl! es trieb uns ſo zu Paaren, Als wie der Nothſtall und der Zwang, Bis durch das Leibgewand von Haaren Der Angſtſchweiß wie das Waſſer drang; Es ſchlich der Schmerz bis zu der Leber, Und machte faſt noch mehr Verdruß,
Als
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Oden und Lieder.
Kurz, unſer Orden, Herr Bereuter!
Jſt deinem Ruhm gar vortheilhaft,
Drum ſo vernimm nun ietzo weiter,
Was uns dein Gluͤck fuͤr Luſt verſchafft.
Sobald an dieſem frohen Morgen
Der Maͤhnen ſehr verwirrtes Haar,
Durch reger Haͤnde wachſam Sorgen,
Gekaͤmmt und zubereitet war,
Wir auch das Morgenbrodt erhielten,
An Hafer, Heckerling und Heu,
Hernach mit denen Halftern ſpielten,
So wurden wir auf einmahl ſcheu.
Wir fingen an, uns aufzubaͤumen,
Die Ohren ſtunden hochgeſpitzt,
An denen angelegten Zaͤumen
War bald der weiſſe Schaum geſpritzt;
Wir hauten mit den Vorder-Hufen,
Und wieherten mit aller Macht,
Bis Peitſche, Stock und donnernd Rufen
Uns wieder zu uns ſelbſt gebracht.
Ja wohl! es trieb uns ſo zu Paaren,
Als wie der Nothſtall und der Zwang,
Bis durch das Leibgewand von Haaren
Der Angſtſchweiß wie das Waſſer drang;
Es ſchlich der Schmerz bis zu der Leber,
Und machte faſt noch mehr Verdruß,
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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/95>, abgerufen am 16.07.2024.
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