Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Buch.
Dort muß der Held von Troja stranden,
Bey frommer Unerschrockenheit;
Noch ist uns Didons Wuth vorhanden,
Sie stirbt; wir tragen um sie Leid!
Seht Jlium in lichten Flammen!
Palläste stürzen schon zusammen!
O! wie erbärmlich Priam fiel!
Dem wir ein besser Glücke gönnen,
Wer hat das ewig zeichnen können,
Als, Rom, dein göttlicher Virgil!
Rühmt, Völker! eure grossen Leute,
Worauf der Länder Heyl beruht,
Poeten stehn an ihrer Seite,
Und seltner Witz bey Heldenmuth;
Für die erlauchtesten Exempel
Baut die Geschichte Ehrentempel,
Die Dichtkunst pflanzt Poeten drein,
Bey Themistoklen und Cimonen
Sieht man auch Euripiden wohnen,
Und Sophoclen verewigt seyn.
Was macht Augustus Zeiten gülden?
Wer? daß Mäcen unsterblich heisst?
Die Dichter, welche Väter bilden,
Horazens und Ovidens Geist;
Wenn Frankreichs Ludewig den Grossen
Zu ihrem künftigen Genossen
Die Unvergänglichkeit ersieht;
So sind nicht Kondes, nicht Turennen,
Die mir der Musen König nennen,
Nein, Boileau, dein würdig Lied!
O
Viertes Buch.
Dort muß der Held von Troja ſtranden,
Bey frommer Unerſchrockenheit;
Noch iſt uns Didons Wuth vorhanden,
Sie ſtirbt; wir tragen um ſie Leid!
Seht Jlium in lichten Flammen!
Pallaͤſte ſtuͤrzen ſchon zuſammen!
O! wie erbaͤrmlich Priam fiel!
Dem wir ein beſſer Gluͤcke goͤnnen,
Wer hat das ewig zeichnen koͤnnen,
Als, Rom, dein goͤttlicher Virgil!
Ruͤhmt, Voͤlker! eure groſſen Leute,
Worauf der Laͤnder Heyl beruht,
Poeten ſtehn an ihrer Seite,
Und ſeltner Witz bey Heldenmuth;
Fuͤr die erlauchteſten Exempel
Baut die Geſchichte Ehrentempel,
Die Dichtkunſt pflanzt Poeten drein,
Bey Themiſtoklen und Cimonen
Sieht man auch Euripiden wohnen,
Und Sophoclen verewigt ſeyn.
Was macht Auguſtus Zeiten guͤlden?
Wer? daß Maͤcen unſterblich heiſſt?
Die Dichter, welche Vaͤter bilden,
Horazens und Ovidens Geiſt;
Wenn Frankreichs Ludewig den Groſſen
Zu ihrem kuͤnftigen Genoſſen
Die Unvergaͤnglichkeit erſieht;
So ſind nicht Kondes, nicht Turennen,
Die mir der Muſen Koͤnig nennen,
Nein, Boileau, dein wuͤrdig Lied!
O
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0284" n="264"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="29">
              <l>Dort muß der Held von Troja &#x017F;tranden,</l><lb/>
              <l>Bey frommer Uner&#x017F;chrockenheit;</l><lb/>
              <l>Noch i&#x017F;t uns Didons Wuth vorhanden,</l><lb/>
              <l>Sie &#x017F;tirbt; wir tragen um &#x017F;ie Leid!</l><lb/>
              <l>Seht Jlium in lichten Flammen!</l><lb/>
              <l>Palla&#x0364;&#x017F;te &#x017F;tu&#x0364;rzen &#x017F;chon zu&#x017F;ammen!</l><lb/>
              <l>O! wie erba&#x0364;rmlich Priam fiel!</l><lb/>
              <l>Dem wir ein be&#x017F;&#x017F;er Glu&#x0364;cke go&#x0364;nnen,</l><lb/>
              <l>Wer hat das ewig zeichnen ko&#x0364;nnen,</l><lb/>
              <l>Als, Rom, dein go&#x0364;ttlicher Virgil!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="30">
              <l>Ru&#x0364;hmt, Vo&#x0364;lker! eure gro&#x017F;&#x017F;en Leute,</l><lb/>
              <l>Worauf der La&#x0364;nder Heyl beruht,</l><lb/>
              <l>Poeten &#x017F;tehn an ihrer Seite,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;eltner Witz bey Heldenmuth;</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r die erlauchte&#x017F;ten Exempel</l><lb/>
              <l>Baut die Ge&#x017F;chichte Ehrentempel,</l><lb/>
              <l>Die Dichtkun&#x017F;t pflanzt Poeten drein,</l><lb/>
              <l>Bey Themi&#x017F;toklen und Cimonen</l><lb/>
              <l>Sieht man auch Euripiden wohnen,</l><lb/>
              <l>Und Sophoclen verewigt &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="31">
              <l>Was macht Augu&#x017F;tus Zeiten gu&#x0364;lden?</l><lb/>
              <l>Wer? daß Ma&#x0364;cen un&#x017F;terblich hei&#x017F;&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>Die Dichter, welche Va&#x0364;ter bilden,</l><lb/>
              <l>Horazens und Ovidens Gei&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>Wenn Frankreichs Ludewig den Gro&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Zu ihrem ku&#x0364;nftigen Geno&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Die Unverga&#x0364;nglichkeit er&#x017F;ieht;</l><lb/>
              <l>So &#x017F;ind nicht Kondes, nicht Turennen,</l><lb/>
              <l>Die mir der Mu&#x017F;en Ko&#x0364;nig nennen,</l><lb/>
              <l>Nein, Boileau, dein wu&#x0364;rdig Lied!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">O</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0284] Viertes Buch. Dort muß der Held von Troja ſtranden, Bey frommer Unerſchrockenheit; Noch iſt uns Didons Wuth vorhanden, Sie ſtirbt; wir tragen um ſie Leid! Seht Jlium in lichten Flammen! Pallaͤſte ſtuͤrzen ſchon zuſammen! O! wie erbaͤrmlich Priam fiel! Dem wir ein beſſer Gluͤcke goͤnnen, Wer hat das ewig zeichnen koͤnnen, Als, Rom, dein goͤttlicher Virgil! Ruͤhmt, Voͤlker! eure groſſen Leute, Worauf der Laͤnder Heyl beruht, Poeten ſtehn an ihrer Seite, Und ſeltner Witz bey Heldenmuth; Fuͤr die erlauchteſten Exempel Baut die Geſchichte Ehrentempel, Die Dichtkunſt pflanzt Poeten drein, Bey Themiſtoklen und Cimonen Sieht man auch Euripiden wohnen, Und Sophoclen verewigt ſeyn. Was macht Auguſtus Zeiten guͤlden? Wer? daß Maͤcen unſterblich heiſſt? Die Dichter, welche Vaͤter bilden, Horazens und Ovidens Geiſt; Wenn Frankreichs Ludewig den Groſſen Zu ihrem kuͤnftigen Genoſſen Die Unvergaͤnglichkeit erſieht; So ſind nicht Kondes, nicht Turennen, Die mir der Muſen Koͤnig nennen, Nein, Boileau, dein wuͤrdig Lied! O

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/284
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/284>, abgerufen am 07.05.2024.