Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Freuden- und Trauer-Oden. Vielleicht hat die Natur vergessen, Wo sie bey deiner Bildung war; Sie wirkte gleich in Ober-Hessen, Und stellt ein englisch Bildniß dar; Doch nein! das kann man auch nicht sagen; Es zeigt ihr ordentlich Betragen Die Gegenwart des Geistes bald; Sie wollte diesen Lustgefilden Nur einen holden Engel bilden, Jn einer menschlichen Gestalt. Wahr ists, dein wohlgebautes Wesen, Das dich so schön, so reizend macht, War wohl für einen Geist erlesen Und einer Seele zugedacht, Die durch ihr Denken und ihr Wollen Dem Meister Ehre bringen sollen, Den seiner Hände Werk ergetzt; Der in dem sechsten Tagewerke, Als Proben seiner weisen Stärke Sich gnugsam ausgedrücket schätzt. Die Jahre deines schönen Lebens, Das heute sechszehn vollgemacht, Hat niemahls dein Verstand vergebens, Dein Wille müßig zugebracht, Der Tugend suchst du nachzuahmen, Der Göttin, welche Ludolphs Nahmen Vorlängstens schon geheiligt hat, Er prangt in ihren Ehrentempel, Und ist ein würdiges Exempel Vor deine ganze Vaterstadt. Drum P 2
Freuden- und Trauer-Oden. Vielleicht hat die Natur vergeſſen, Wo ſie bey deiner Bildung war; Sie wirkte gleich in Ober-Heſſen, Und ſtellt ein engliſch Bildniß dar; Doch nein! das kann man auch nicht ſagen; Es zeigt ihr ordentlich Betragen Die Gegenwart des Geiſtes bald; Sie wollte dieſen Luſtgefilden Nur einen holden Engel bilden, Jn einer menſchlichen Geſtalt. Wahr iſts, dein wohlgebautes Weſen, Das dich ſo ſchoͤn, ſo reizend macht, War wohl fuͤr einen Geiſt erleſen Und einer Seele zugedacht, Die durch ihr Denken und ihr Wollen Dem Meiſter Ehre bringen ſollen, Den ſeiner Haͤnde Werk ergetzt; Der in dem ſechſten Tagewerke, Als Proben ſeiner weiſen Staͤrke Sich gnugſam ausgedruͤcket ſchaͤtzt. Die Jahre deines ſchoͤnen Lebens, Das heute ſechszehn vollgemacht, Hat niemahls dein Verſtand vergebens, Dein Wille muͤßig zugebracht, Der Tugend ſuchſt du nachzuahmen, Der Goͤttin, welche Ludolphs Nahmen Vorlaͤngſtens ſchon geheiligt hat, Er prangt in ihren Ehrentempel, Und iſt ein wuͤrdiges Exempel Vor deine ganze Vaterſtadt. Drum P 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0247" n="227"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Freuden- und Trauer-Oden.</hi> </fw><lb/> <lg n="6"> <l>Vielleicht hat die Natur vergeſſen,</l><lb/> <l>Wo ſie bey deiner Bildung war;</l><lb/> <l>Sie wirkte gleich in Ober-Heſſen,</l><lb/> <l>Und ſtellt ein engliſch Bildniß dar;</l><lb/> <l>Doch nein! das kann man auch nicht ſagen;</l><lb/> <l>Es zeigt ihr ordentlich Betragen</l><lb/> <l>Die Gegenwart des Geiſtes bald;</l><lb/> <l>Sie wollte dieſen Luſtgefilden</l><lb/> <l>Nur einen holden Engel bilden,</l><lb/> <l>Jn einer menſchlichen Geſtalt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wahr iſts, dein wohlgebautes Weſen,</l><lb/> <l>Das dich ſo ſchoͤn, ſo reizend macht,</l><lb/> <l>War wohl fuͤr einen Geiſt erleſen</l><lb/> <l>Und einer Seele zugedacht,</l><lb/> <l>Die durch ihr Denken und ihr Wollen</l><lb/> <l>Dem Meiſter Ehre bringen ſollen,</l><lb/> <l>Den ſeiner Haͤnde Werk ergetzt;</l><lb/> <l>Der in dem ſechſten Tagewerke,</l><lb/> <l>Als Proben ſeiner weiſen Staͤrke</l><lb/> <l>Sich gnugſam ausgedruͤcket ſchaͤtzt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Die Jahre deines ſchoͤnen Lebens,</l><lb/> <l>Das heute ſechszehn vollgemacht,</l><lb/> <l>Hat niemahls dein Verſtand vergebens,</l><lb/> <l>Dein Wille muͤßig zugebracht,</l><lb/> <l>Der Tugend ſuchſt du nachzuahmen,</l><lb/> <l>Der Goͤttin, welche Ludolphs Nahmen</l><lb/> <l>Vorlaͤngſtens ſchon geheiligt hat,</l><lb/> <l>Er prangt in ihren Ehrentempel,</l><lb/> <l>Und iſt ein wuͤrdiges Exempel</l><lb/> <l>Vor deine ganze Vaterſtadt.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Drum</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0247]
Freuden- und Trauer-Oden.
Vielleicht hat die Natur vergeſſen,
Wo ſie bey deiner Bildung war;
Sie wirkte gleich in Ober-Heſſen,
Und ſtellt ein engliſch Bildniß dar;
Doch nein! das kann man auch nicht ſagen;
Es zeigt ihr ordentlich Betragen
Die Gegenwart des Geiſtes bald;
Sie wollte dieſen Luſtgefilden
Nur einen holden Engel bilden,
Jn einer menſchlichen Geſtalt.
Wahr iſts, dein wohlgebautes Weſen,
Das dich ſo ſchoͤn, ſo reizend macht,
War wohl fuͤr einen Geiſt erleſen
Und einer Seele zugedacht,
Die durch ihr Denken und ihr Wollen
Dem Meiſter Ehre bringen ſollen,
Den ſeiner Haͤnde Werk ergetzt;
Der in dem ſechſten Tagewerke,
Als Proben ſeiner weiſen Staͤrke
Sich gnugſam ausgedruͤcket ſchaͤtzt.
Die Jahre deines ſchoͤnen Lebens,
Das heute ſechszehn vollgemacht,
Hat niemahls dein Verſtand vergebens,
Dein Wille muͤßig zugebracht,
Der Tugend ſuchſt du nachzuahmen,
Der Goͤttin, welche Ludolphs Nahmen
Vorlaͤngſtens ſchon geheiligt hat,
Er prangt in ihren Ehrentempel,
Und iſt ein wuͤrdiges Exempel
Vor deine ganze Vaterſtadt.
Drum
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |