Wo das reifende Getreyde Felder krönt, und Vaterland, O! da führ ich voller Freude Meine Ceres bey der Hand.
Von gemacherhabnen Hügeln, Wo die Anger lustig sind, Wayden sich in Bächen spiegeln, Wiesen decken Schaf und Rind, Bild ich mir die güldnen Zeiten Mit dem Schäferleben ein, Und mich dünket im Begleiten Sylvien bestimmt zu seyn.
Clio ist sie, wenn sie dichtet, Mir zu Liebe Lieder macht; Und wenn sie vernünftig richtet, Schweren Sätzen nachgedacht, Ey! wie steht da meinem Schatze Wissenschaft so lieblich an, Daß ich ganz verwirret schwatze, Wie Catull vordem gethan.
Doch wer kann ihr Lob erreichen! Meine Schwäche giebt sich bloß; Jhre Tugend sonder Gleichen Jst bewundernswerth, so groß Jhrer Großmuth mildes Wesen, Jhr recht adliches Gemüth, Das ich niemahls noch gelesen; Wo so viel mit eins geblüht.
Treue
M 5
Moraliſche Oden.
Wo das reifende Getreyde Felder kroͤnt, und Vaterland, O! da fuͤhr ich voller Freude Meine Ceres bey der Hand.
Von gemacherhabnen Huͤgeln, Wo die Anger luſtig ſind, Wayden ſich in Baͤchen ſpiegeln, Wieſen decken Schaf und Rind, Bild ich mir die guͤldnen Zeiten Mit dem Schaͤferleben ein, Und mich duͤnket im Begleiten Sylvien beſtimmt zu ſeyn.
Clio iſt ſie, wenn ſie dichtet, Mir zu Liebe Lieder macht; Und wenn ſie vernuͤnftig richtet, Schweren Saͤtzen nachgedacht, Ey! wie ſteht da meinem Schatze Wiſſenſchaft ſo lieblich an, Daß ich ganz verwirret ſchwatze, Wie Catull vordem gethan.
Doch wer kann ihr Lob erreichen! Meine Schwaͤche giebt ſich bloß; Jhre Tugend ſonder Gleichen Jſt bewundernswerth, ſo groß Jhrer Großmuth mildes Weſen, Jhr recht adliches Gemuͤth, Das ich niemahls noch geleſen; Wo ſo viel mit eins gebluͤht.
Treue
M 5
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Moraliſche Oden.
Wo das reifende Getreyde
Felder kroͤnt, und Vaterland,
O! da fuͤhr ich voller Freude
Meine Ceres bey der Hand.
Von gemacherhabnen Huͤgeln,
Wo die Anger luſtig ſind,
Wayden ſich in Baͤchen ſpiegeln,
Wieſen decken Schaf und Rind,
Bild ich mir die guͤldnen Zeiten
Mit dem Schaͤferleben ein,
Und mich duͤnket im Begleiten
Sylvien beſtimmt zu ſeyn.
Clio iſt ſie, wenn ſie dichtet,
Mir zu Liebe Lieder macht;
Und wenn ſie vernuͤnftig richtet,
Schweren Saͤtzen nachgedacht,
Ey! wie ſteht da meinem Schatze
Wiſſenſchaft ſo lieblich an,
Daß ich ganz verwirret ſchwatze,
Wie Catull vordem gethan.
Doch wer kann ihr Lob erreichen!
Meine Schwaͤche giebt ſich bloß;
Jhre Tugend ſonder Gleichen
Jſt bewundernswerth, ſo groß
Jhrer Großmuth mildes Weſen,
Jhr recht adliches Gemuͤth,
Das ich niemahls noch geleſen;
Wo ſo viel mit eins gebluͤht.
Treue
M 5
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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/205>, abgerufen am 16.02.2025.
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