Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Drittes Buch. Auch kann man da durchs Gitter sehn, Wie sich die armen Würmer blähn, Die aus dem Erdenklos gestiegen, Jn deren Herzen, wie der Wind, Die Leidenschaften rege sind Zum Kämpfen, bis sie gar die Tugenden besie- gen. Sie sind in stetem Ueberfluß, Als ob man darum leben muß, Und selten mit sich selbst zufrieden; Sie machen sich das Leben schwer. O liebes Salzfaß! komm du her, Bey dir ist mir allein ein schöner Theil beschie- den. Wie ist mir doch so herzlich wohl, Daß ich bey selbstgepflanzten Kohl Mir selbst soll überlassen werden! Fort! packe dich, verkehrte Welt! Zufrieden ist mein Herz gestellt, Mich macht Genügsamkeit zum Bürger dieser Erden. Mein frölich Herz, erhole dich! Da Kummer, Angst und Sorgen sich Nicht dorten mit dir hin begeben, Wo die gelaßne Ruhe winkt, Wo deines Vaters Salzfaß blinkt, Da ist die Einsamkeit das rechte Freudenleben. Der
Drittes Buch. Auch kann man da durchs Gitter ſehn, Wie ſich die armen Wuͤrmer blaͤhn, Die aus dem Erdenklos geſtiegen, Jn deren Herzen, wie der Wind, Die Leidenſchaften rege ſind Zum Kaͤmpfen, bis ſie gar die Tugenden beſie- gen. Sie ſind in ſtetem Ueberfluß, Als ob man darum leben muß, Und ſelten mit ſich ſelbſt zufrieden; Sie machen ſich das Leben ſchwer. O liebes Salzfaß! komm du her, Bey dir iſt mir allein ein ſchoͤner Theil beſchie- den. Wie iſt mir doch ſo herzlich wohl, Daß ich bey ſelbſtgepflanzten Kohl Mir ſelbſt ſoll uͤberlaſſen werden! Fort! packe dich, verkehrte Welt! Zufrieden iſt mein Herz geſtellt, Mich macht Genuͤgſamkeit zum Buͤrger dieſer Erden. Mein froͤlich Herz, erhole dich! Da Kummer, Angſt und Sorgen ſich Nicht dorten mit dir hin begeben, Wo die gelaßne Ruhe winkt, Wo deines Vaters Salzfaß blinkt, Da iſt die Einſamkeit das rechte Freudenleben. Der
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Drittes Buch.
Auch kann man da durchs Gitter ſehn,
Wie ſich die armen Wuͤrmer blaͤhn,
Die aus dem Erdenklos geſtiegen,
Jn deren Herzen, wie der Wind,
Die Leidenſchaften rege ſind
Zum Kaͤmpfen, bis ſie gar die Tugenden beſie-
gen.
Sie ſind in ſtetem Ueberfluß,
Als ob man darum leben muß,
Und ſelten mit ſich ſelbſt zufrieden;
Sie machen ſich das Leben ſchwer.
O liebes Salzfaß! komm du her,
Bey dir iſt mir allein ein ſchoͤner Theil beſchie-
den.
Wie iſt mir doch ſo herzlich wohl,
Daß ich bey ſelbſtgepflanzten Kohl
Mir ſelbſt ſoll uͤberlaſſen werden!
Fort! packe dich, verkehrte Welt!
Zufrieden iſt mein Herz geſtellt,
Mich macht Genuͤgſamkeit zum Buͤrger dieſer
Erden.
Mein froͤlich Herz, erhole dich!
Da Kummer, Angſt und Sorgen ſich
Nicht dorten mit dir hin begeben,
Wo die gelaßne Ruhe winkt,
Wo deines Vaters Salzfaß blinkt,
Da iſt die Einſamkeit das rechte Freudenleben.
Der
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