Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Moralische Oden. Um weiter bin ich nichts besorget, Jch zahle, wenn ich was geborget, Und esse, wenn mein Tisch gedeckt; Hab ich hiernächst ein rein Gewissen, So weiß ich, daß ein magrer Bissen Noch besser als Melonen schmeckt. Kann ich dabey beqvemlich wohnen Jn diesen auserwählten Zonen, Und wenigen verpflichtet seyn; So theil ich meiner Tage Länge Jn guter Bücher kleine Menge, Jch aber bin und bleibe mein. Darf ich nicht viele Nullen malen, Und macht kein tausendfaches Pralen Mein hellerhaft Vermögen aus, So wird kein diebisches Gelüsten Sich wider mich mit Werkzeug rüsten, Kein wilder Brand frißt Hof und Haus. Darf ich mich nicht vor vielen bücken, So weiß ich auch, daß mir der Rücken Nicht oftmahls ungewöhnlich schmerzt. Wird mir ein klein, klein Amt vertrauet, O wohl mir! da mir niemahls grauet, Daß mich ein Neider angeschwärzt. Ein
Moraliſche Oden. Um weiter bin ich nichts beſorget, Jch zahle, wenn ich was geborget, Und eſſe, wenn mein Tiſch gedeckt; Hab ich hiernaͤchſt ein rein Gewiſſen, So weiß ich, daß ein magrer Biſſen Noch beſſer als Melonen ſchmeckt. Kann ich dabey beqvemlich wohnen Jn dieſen auserwaͤhlten Zonen, Und wenigen verpflichtet ſeyn; So theil ich meiner Tage Laͤnge Jn guter Buͤcher kleine Menge, Jch aber bin und bleibe mein. Darf ich nicht viele Nullen malen, Und macht kein tauſendfaches Pralen Mein hellerhaft Vermoͤgen aus, So wird kein diebiſches Geluͤſten Sich wider mich mit Werkzeug ruͤſten, Kein wilder Brand frißt Hof und Haus. Darf ich mich nicht vor vielen buͤcken, So weiß ich auch, daß mir der Ruͤcken Nicht oftmahls ungewoͤhnlich ſchmerzt. Wird mir ein klein, klein Amt vertrauet, O wohl mir! da mir niemahls grauet, Daß mich ein Neider angeſchwaͤrzt. Ein
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Moraliſche Oden.
Um weiter bin ich nichts beſorget,
Jch zahle, wenn ich was geborget,
Und eſſe, wenn mein Tiſch gedeckt;
Hab ich hiernaͤchſt ein rein Gewiſſen,
So weiß ich, daß ein magrer Biſſen
Noch beſſer als Melonen ſchmeckt.
Kann ich dabey beqvemlich wohnen
Jn dieſen auserwaͤhlten Zonen,
Und wenigen verpflichtet ſeyn;
So theil ich meiner Tage Laͤnge
Jn guter Buͤcher kleine Menge,
Jch aber bin und bleibe mein.
Darf ich nicht viele Nullen malen,
Und macht kein tauſendfaches Pralen
Mein hellerhaft Vermoͤgen aus,
So wird kein diebiſches Geluͤſten
Sich wider mich mit Werkzeug ruͤſten,
Kein wilder Brand frißt Hof und Haus.
Darf ich mich nicht vor vielen buͤcken,
So weiß ich auch, daß mir der Ruͤcken
Nicht oftmahls ungewoͤhnlich ſchmerzt.
Wird mir ein klein, klein Amt vertrauet,
O wohl mir! da mir niemahls grauet,
Daß mich ein Neider angeſchwaͤrzt.
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Zitationshilfe: | Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/177>, abgerufen am 16.07.2024. |