Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.Drittes Buch. Alles ruht, auch selbst die Lüfte, Welche Friedrichs Thal belebt, Schleichen taumelnd in die Grüfte, Bis die Stille sie begräbt; Die beschwerten Tagewerke Rüsten sich zu neuer Stärke, Wo der Schlaf die Glieder streckt; Nur mein Geist, erlöst von Sorgen, Fühlet einen Freudenmorgen, Der sein Denken aufgeweckt. Bäume! euer lispelnd Weben, Als des Zephirs Odem blies, Zeiget dem zufriednen Leben Das verlohrne Paradies; Hier soll mich die Tugend rüsten, Daß mir nie ein stolz Gelüsten Fall und Sturz bewirken mag, Da bemerket mein Verlangen, Was für Wunder angefangen Mit dem dritten Werdungstag. Jn die Luft gesetzte Wände, Die nur Schatten unterbaun, Nicht gemacht durch Menschenhände, Scheint das Auge hier zu schaun; Ein halb ungewisses Schildern Täuscht mit fast belebten Bildern, Nach des Zeuxes klugem Riß; Und man glaubet sich von weiten Jn den wundervollen Zeiten Ninus und Semiramis. Unter
Drittes Buch. Alles ruht, auch ſelbſt die Luͤfte, Welche Friedrichs Thal belebt, Schleichen taumelnd in die Gruͤfte, Bis die Stille ſie begraͤbt; Die beſchwerten Tagewerke Ruͤſten ſich zu neuer Staͤrke, Wo der Schlaf die Glieder ſtreckt; Nur mein Geiſt, erloͤſt von Sorgen, Fuͤhlet einen Freudenmorgen, Der ſein Denken aufgeweckt. Baͤume! euer liſpelnd Weben, Als des Zephirs Odem blies, Zeiget dem zufriednen Leben Das verlohrne Paradies; Hier ſoll mich die Tugend ruͤſten, Daß mir nie ein ſtolz Geluͤſten Fall und Sturz bewirken mag, Da bemerket mein Verlangen, Was fuͤr Wunder angefangen Mit dem dritten Werdungstag. Jn die Luft geſetzte Waͤnde, Die nur Schatten unterbaun, Nicht gemacht durch Menſchenhaͤnde, Scheint das Auge hier zu ſchaun; Ein halb ungewiſſes Schildern Taͤuſcht mit faſt belebten Bildern, Nach des Zeuxes klugem Riß; Und man glaubet ſich von weiten Jn den wundervollen Zeiten Ninus und Semiramis. Unter
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Drittes Buch.
Alles ruht, auch ſelbſt die Luͤfte,
Welche Friedrichs Thal belebt,
Schleichen taumelnd in die Gruͤfte,
Bis die Stille ſie begraͤbt;
Die beſchwerten Tagewerke
Ruͤſten ſich zu neuer Staͤrke,
Wo der Schlaf die Glieder ſtreckt;
Nur mein Geiſt, erloͤſt von Sorgen,
Fuͤhlet einen Freudenmorgen,
Der ſein Denken aufgeweckt.
Baͤume! euer liſpelnd Weben,
Als des Zephirs Odem blies,
Zeiget dem zufriednen Leben
Das verlohrne Paradies;
Hier ſoll mich die Tugend ruͤſten,
Daß mir nie ein ſtolz Geluͤſten
Fall und Sturz bewirken mag,
Da bemerket mein Verlangen,
Was fuͤr Wunder angefangen
Mit dem dritten Werdungstag.
Jn die Luft geſetzte Waͤnde,
Die nur Schatten unterbaun,
Nicht gemacht durch Menſchenhaͤnde,
Scheint das Auge hier zu ſchaun;
Ein halb ungewiſſes Schildern
Taͤuſcht mit faſt belebten Bildern,
Nach des Zeuxes klugem Riß;
Und man glaubet ſich von weiten
Jn den wundervollen Zeiten
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