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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Zweytes Buch.
Da fährt Er hin! o welch ein Steigen!
Er will sich uns zum letztenmahl
Als wie die Wolkensäule zeigen,
Jn dem durchstiegnen Himmels-Saal,
Mein starrer Blick verfolgt Jhn weiter,
Noch ist Er da, noch seh ich Jhn,
Wie Jacobs Traum die Himmels-Leiter,
Noch schwebt - - nun - ach -! nun ist Er hin!
Die Blicke scheinen nachzufahren,
Ein jeder hebt das Haupt empor,
Ein jeder will Jhn offenbaren,
Wo sich die Sichtbarkeit verlohr,
Bis zu den ungemeßnen Tiefen
Vollstreckte man der Augen Lauf,
Bis sie entkräftet überliefen,
Denn eine Wolke nahm Jhn auf.
Die Jünger sehn sich an, sie schweigen,
Sie stehn bestürzt, und wundern sich,
Bis sich zwey Himmelsboten zeigen,
Gleich als Er dem Gesicht entwich,
Der Himmel hat Jhn aufgenommen,
So sprechen sie; was steht ihr da?
Er wird dereinsten wiederkommen,
Wie Jhn die Liebe scheiden sah.
Sie kehren um, und sind zufrieden
Mit dem, was nicht zu ändern steht,
Sind sie von ihrem HErrn geschieden,
Die Allmacht hat Jhn so erhöht;
Doch
Zweytes Buch.
Da faͤhrt Er hin! o welch ein Steigen!
Er will ſich uns zum letztenmahl
Als wie die Wolkenſaͤule zeigen,
Jn dem durchſtiegnen Himmels-Saal,
Mein ſtarrer Blick verfolgt Jhn weiter,
Noch iſt Er da, noch ſeh ich Jhn,
Wie Jacobs Traum die Himmels-Leiter,
Noch ſchwebt ‒ ‒ nun ‒ ach ‒! nun iſt Er hin!
Die Blicke ſcheinen nachzufahren,
Ein jeder hebt das Haupt empor,
Ein jeder will Jhn offenbaren,
Wo ſich die Sichtbarkeit verlohr,
Bis zu den ungemeßnen Tiefen
Vollſtreckte man der Augen Lauf,
Bis ſie entkraͤftet uͤberliefen,
Denn eine Wolke nahm Jhn auf.
Die Juͤnger ſehn ſich an, ſie ſchweigen,
Sie ſtehn beſtuͤrzt, und wundern ſich,
Bis ſich zwey Himmelsboten zeigen,
Gleich als Er dem Geſicht entwich,
Der Himmel hat Jhn aufgenommen,
So ſprechen ſie; was ſteht ihr da?
Er wird dereinſten wiederkommen,
Wie Jhn die Liebe ſcheiden ſah.
Sie kehren um, und ſind zufrieden
Mit dem, was nicht zu aͤndern ſteht,
Sind ſie von ihrem HErrn geſchieden,
Die Allmacht hat Jhn ſo erhoͤht;
Doch
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[102/0122] Zweytes Buch. Da faͤhrt Er hin! o welch ein Steigen! Er will ſich uns zum letztenmahl Als wie die Wolkenſaͤule zeigen, Jn dem durchſtiegnen Himmels-Saal, Mein ſtarrer Blick verfolgt Jhn weiter, Noch iſt Er da, noch ſeh ich Jhn, Wie Jacobs Traum die Himmels-Leiter, Noch ſchwebt ‒ ‒ nun ‒ ach ‒! nun iſt Er hin! Die Blicke ſcheinen nachzufahren, Ein jeder hebt das Haupt empor, Ein jeder will Jhn offenbaren, Wo ſich die Sichtbarkeit verlohr, Bis zu den ungemeßnen Tiefen Vollſtreckte man der Augen Lauf, Bis ſie entkraͤftet uͤberliefen, Denn eine Wolke nahm Jhn auf. Die Juͤnger ſehn ſich an, ſie ſchweigen, Sie ſtehn beſtuͤrzt, und wundern ſich, Bis ſich zwey Himmelsboten zeigen, Gleich als Er dem Geſicht entwich, Der Himmel hat Jhn aufgenommen, So ſprechen ſie; was ſteht ihr da? Er wird dereinſten wiederkommen, Wie Jhn die Liebe ſcheiden ſah. Sie kehren um, und ſind zufrieden Mit dem, was nicht zu aͤndern ſteht, Sind ſie von ihrem HErrn geſchieden, Die Allmacht hat Jhn ſo erhoͤht; Doch

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/122>, abgerufen am 03.05.2024.