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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Geistliche Oden.
Hört! was der Mund der Wahrheit spricht:
Er saget frey, was Er gelehret;
Die Wuth ist taub, sie merkt das nicht,
Die Heucheley wird stumm und höret;
Sie weiß, so ists, wie Er gesagt,
Doch wird die Unschuld angeklagt,
Die Bosheit höret falsche Zeugen,
Nur die Geduld ist still, sie schweigt,
Und lehrt, da sie sich so bezeigt;
Jhr Menschen, sollt das Recht nicht beugen!
Nun bricht der Tag des Todes an,
Der aller Welt das Leben giebet;
Erlöser! ich bin schuld daran,
Du hast mich allzusehr geliebet;
Jch folge Dir beständig nach,
Und sehe deine grosse Schmach,
Jch will sie wohl zu Herzen fassen;
Und zeigt ein blutig Abendroth
Mir deinen bittern Kreuzes-Tod,
Ermuntert mich doch dein Erblassen.
Die Rotte hat gar keine Ruh,
Sie kann für Blutbegier nicht schlafen,
Nun zieht sie auf das Richthaus zu,
Und macht dem Richter viel zu schaffen;
O! seht doch, in der Mitten dort,
Wen schleppt man da gebunden fort?
Wer wird erbärmlich hergerissen?
Es ist mein Freund, den ich verlohr,
Fort, Seele! mache dich hervor,
Hier sollst du den Geliebten küssen.
Der
F 4
Geiſtliche Oden.
Hoͤrt! was der Mund der Wahrheit ſpricht:
Er ſaget frey, was Er gelehret;
Die Wuth iſt taub, ſie merkt das nicht,
Die Heucheley wird ſtumm und hoͤret;
Sie weiß, ſo iſts, wie Er geſagt,
Doch wird die Unſchuld angeklagt,
Die Bosheit hoͤret falſche Zeugen,
Nur die Geduld iſt ſtill, ſie ſchweigt,
Und lehrt, da ſie ſich ſo bezeigt;
Jhr Menſchen, ſollt das Recht nicht beugen!
Nun bricht der Tag des Todes an,
Der aller Welt das Leben giebet;
Erloͤſer! ich bin ſchuld daran,
Du haſt mich allzuſehr geliebet;
Jch folge Dir beſtaͤndig nach,
Und ſehe deine groſſe Schmach,
Jch will ſie wohl zu Herzen faſſen;
Und zeigt ein blutig Abendroth
Mir deinen bittern Kreuzes-Tod,
Ermuntert mich doch dein Erblaſſen.
Die Rotte hat gar keine Ruh,
Sie kann fuͤr Blutbegier nicht ſchlafen,
Nun zieht ſie auf das Richthaus zu,
Und macht dem Richter viel zu ſchaffen;
O! ſeht doch, in der Mitten dort,
Wen ſchleppt man da gebunden fort?
Wer wird erbaͤrmlich hergeriſſen?
Es iſt mein Freund, den ich verlohr,
Fort, Seele! mache dich hervor,
Hier ſollſt du den Geliebten kuͤſſen.
Der
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[87/0107] Geiſtliche Oden. Hoͤrt! was der Mund der Wahrheit ſpricht: Er ſaget frey, was Er gelehret; Die Wuth iſt taub, ſie merkt das nicht, Die Heucheley wird ſtumm und hoͤret; Sie weiß, ſo iſts, wie Er geſagt, Doch wird die Unſchuld angeklagt, Die Bosheit hoͤret falſche Zeugen, Nur die Geduld iſt ſtill, ſie ſchweigt, Und lehrt, da ſie ſich ſo bezeigt; Jhr Menſchen, ſollt das Recht nicht beugen! Nun bricht der Tag des Todes an, Der aller Welt das Leben giebet; Erloͤſer! ich bin ſchuld daran, Du haſt mich allzuſehr geliebet; Jch folge Dir beſtaͤndig nach, Und ſehe deine groſſe Schmach, Jch will ſie wohl zu Herzen faſſen; Und zeigt ein blutig Abendroth Mir deinen bittern Kreuzes-Tod, Ermuntert mich doch dein Erblaſſen. Die Rotte hat gar keine Ruh, Sie kann fuͤr Blutbegier nicht ſchlafen, Nun zieht ſie auf das Richthaus zu, Und macht dem Richter viel zu ſchaffen; O! ſeht doch, in der Mitten dort, Wen ſchleppt man da gebunden fort? Wer wird erbaͤrmlich hergeriſſen? Es iſt mein Freund, den ich verlohr, Fort, Seele! mache dich hervor, Hier ſollſt du den Geliebten kuͤſſen. Der F 4

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/107>, abgerufen am 23.11.2024.