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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Rüh
Ueberzeugung noch nicht hinlänglich; beydes muß
mit Rührung verbunden werden, damit die fer-
nere Absicht, nämlich die Erwekung der Leiden-
schaft, erreicht werde.

Der rührende Redner, der durch den Verstand
ans Herz zu kommen sucht, hat mit dem lehrenden
das gemein, daß er entweder einen Begriff entwi-
kelt, oder ein Urtheil fällt, oder einen Schluß be-
stätiget (*) auch muß er, wie dieser, dabey nicht
nach der strengen Methode des forschenden Philoso-
phen, sondern nach einer sinnlichern Vernunftlehre
verfahren. Er kann sich alles zueignen, was in
dem angeführten Ort, hierüber ist gesagt worden.
Ueber dieses aber hat er noch etwas nöthig, das der
blos lehrende Redner nicht braucht, die unmittelbare
Anwendung seiner Vorstellungen auf die Leiden-
schaft, die der Hauptzwek seiner Red ist. Er muß
seinem lehrenden Vortrag die besondere Kraft zu ge-
ben wissen, die diese Leidenschaft hervorbringet; da
der blos lehrende Redner schon zufrieden ist, wenn
seine Lehre überhaupt würksam und sinnlich ist. Da-
durch wird die Wahl seiner Gedanken, der Ausdruk
derselben, der Ton und der Vortrag viel genauer
bestimmt.

Um den Unterschied der drey Arten des lehrenden
Vortrages deutlicher zu machen, stelle man sich die-
sen besondern dreyfachen Fall vor, daß der Philosoph,
der lehrende und der rührende Redner einerley Jn-
halt gewählt haben, als z. B. die Ungerechtigkeit
einer gewissen Handlung darzuthun. Hier sucht
der Philosoph auf das deutlichste zu zeigen, daß sie
das Recht andrer Menschen verlezt, und begnüget
sich seinen Zuhörer so weit gebracht zu haben, daß
er die Ungerechtigkeit der Sach eingestehen muß, und
daß ihm kein Zweifel mehr dabey übrig ist. Ob
übrigens diese Wahrheit in dem Gemüth ein Gefühl
zurüklasse, oder nicht, darum bekümmert sich der
Philosoph, in so fern er sich genau in seinen Schran-
ken hält, nicht. Die Absicht des Moralisten, der
eigentlich der lehrende Redner ist, erstrekt sich wei-
ter; denn er sucht dieser Wahrheit eine würksame
Kraft zu geben, und sich seinen Zuhörer so einzuprä-
gen, daß ein daurender Abscheu gegen eine Hand-
lung dieser Art, in ihm erwekt werde. Der rüh-
rende Redner hat eine noch näher bestimmte Absicht;
er will Scham oder Zorn erweken; die Leidenschaft
soll aus dem Auschauen der ungerechten Handlung
entstehen, und stark genug seyn, wenn es auch viel
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Rüh
Anstrengung erfoderte, das Unrecht wieder gut zu
machen, oder sich demselben kräftig zu wiedersezen.
Da müssen also die Vorstellungen weit lebhafter seyn,
als in dem vorhergehenden Falle.

Hiedurch ist überhaupt die Gattung des rührenden
Unterrichts bestimmt. Die Mittel, welche der Red-
ner dazu anwendet, können hier nicht ausführlich be-
schrieben, sondern nur überhaupt angezeiget werden.
Das erste und vornehmste ist, daß er selbst seinen
Gegenstand von der Seite, oder in dem Lichte ge-
faßt habe, wodurch die Leidenschaft in ihm lebhaft
erwekt worden. Wenn er selbst von seinem Gegen-
stand so gerührt ist, wie er seine Zuhörer davon ge-
rührt zu sehen wünschet, so wird es ihm leicht, ihn
in der Nähe, mit dem Leben und in dem Lichte zu
schildern, die zu der starken Rührung die er zur Ab-
sicht hat, nothwendig ist. Man siehet täglich, wie
Freude, Furcht, Verlangen und andre Leidenschaf-
ten, selbst in dem Munde sonst unberedter Men-
schen alle Beschreibungen vergrößern; wie sie den
Erzählungen ein Leben, und den Urtheilen das Ge-
präg der Unfehlbarkeit geben. Also ist der beste
Rath den man dem Redner geben kann, dieser,
daß er seine Materie so lang überdenke, sie so von
allen Seiten, und in allen Verbindungen mit sittli-
chen oder politischen Angelegenheiten betrachte, bis
er selbst den Gesichtspunkt gefunden hat, der ihn in
die Leidenschaft sezt, die er erweken will. Diese wird
denn seine Suada, die ihm Gedanken, Ausdruk und
Ton, die er sonst vergeblich gesucht hätte, eingiebt.

Hiernächst ist nothwendig, daß er sich die Lage der
Sachen nach den besondern Umständen in Rüksicht
auf seine Zuhörer, auf deren Charakter und Jnte-
resse, so genau bestimmt, als ihm nur möglich ist,
vorstelle. Denn dadurch erkennt er, was für eine
besondere Wahl er unter den mancherley Vorstellun-
gen, die sein Jnhalt ihm darbiethet, für jede Gat-
tung der Zuhörer, anzustellen habe.

Daß dem rührenden Redner zu der Wahl der
Gedanken eine genaue Kenntnis des Menschen, aller
Leidenschaften und der Tiefen des Herzens über-
haupt nöthig sey, ist zu offenbar, als daß es einer
besondern Ausführung bedürfe.

Ueberhaupt erhellet hier, daß die rührende Rede,
wenn die Leidenschaft durch Entwiklung des Gegen-
genstandes soll erregt werden, einen Mann von gros-
sen und seltenen Gaben erfodere. Verstand und Herz
müssen bey ihm von vorzüglicher Größe, dabey aber

mit
(*) S.
Lehrende
Rede.

[Spaltenumbruch]

Ruͤh
Ueberzeugung noch nicht hinlaͤnglich; beydes muß
mit Ruͤhrung verbunden werden, damit die fer-
nere Abſicht, naͤmlich die Erwekung der Leiden-
ſchaft, erreicht werde.

Der ruͤhrende Redner, der durch den Verſtand
ans Herz zu kommen ſucht, hat mit dem lehrenden
das gemein, daß er entweder einen Begriff entwi-
kelt, oder ein Urtheil faͤllt, oder einen Schluß be-
ſtaͤtiget (*) auch muß er, wie dieſer, dabey nicht
nach der ſtrengen Methode des forſchenden Philoſo-
phen, ſondern nach einer ſinnlichern Vernunftlehre
verfahren. Er kann ſich alles zueignen, was in
dem angefuͤhrten Ort, hieruͤber iſt geſagt worden.
Ueber dieſes aber hat er noch etwas noͤthig, das der
blos lehrende Redner nicht braucht, die unmittelbare
Anwendung ſeiner Vorſtellungen auf die Leiden-
ſchaft, die der Hauptzwek ſeiner Red iſt. Er muß
ſeinem lehrenden Vortrag die beſondere Kraft zu ge-
ben wiſſen, die dieſe Leidenſchaft hervorbringet; da
der blos lehrende Redner ſchon zufrieden iſt, wenn
ſeine Lehre uͤberhaupt wuͤrkſam und ſinnlich iſt. Da-
durch wird die Wahl ſeiner Gedanken, der Ausdruk
derſelben, der Ton und der Vortrag viel genauer
beſtimmt.

Um den Unterſchied der drey Arten des lehrenden
Vortrages deutlicher zu machen, ſtelle man ſich die-
ſen beſondern dreyfachen Fall vor, daß der Philoſoph,
der lehrende und der ruͤhrende Redner einerley Jn-
halt gewaͤhlt haben, als z. B. die Ungerechtigkeit
einer gewiſſen Handlung darzuthun. Hier ſucht
der Philoſoph auf das deutlichſte zu zeigen, daß ſie
das Recht andrer Menſchen verlezt, und begnuͤget
ſich ſeinen Zuhoͤrer ſo weit gebracht zu haben, daß
er die Ungerechtigkeit der Sach eingeſtehen muß, und
daß ihm kein Zweifel mehr dabey uͤbrig iſt. Ob
uͤbrigens dieſe Wahrheit in dem Gemuͤth ein Gefuͤhl
zuruͤklaſſe, oder nicht, darum bekuͤmmert ſich der
Philoſoph, in ſo fern er ſich genau in ſeinen Schran-
ken haͤlt, nicht. Die Abſicht des Moraliſten, der
eigentlich der lehrende Redner iſt, erſtrekt ſich wei-
ter; denn er ſucht dieſer Wahrheit eine wuͤrkſame
Kraft zu geben, und ſich ſeinen Zuhoͤrer ſo einzupraͤ-
gen, daß ein daurender Abſcheu gegen eine Hand-
lung dieſer Art, in ihm erwekt werde. Der ruͤh-
rende Redner hat eine noch naͤher beſtimmte Abſicht;
er will Scham oder Zorn erweken; die Leidenſchaft
ſoll aus dem Auſchauen der ungerechten Handlung
entſtehen, und ſtark genug ſeyn, wenn es auch viel
[Spaltenumbruch]

Ruͤh
Anſtrengung erfoderte, das Unrecht wieder gut zu
machen, oder ſich demſelben kraͤftig zu wiederſezen.
Da muͤſſen alſo die Vorſtellungen weit lebhafter ſeyn,
als in dem vorhergehenden Falle.

Hiedurch iſt uͤberhaupt die Gattung des ruͤhrenden
Unterrichts beſtimmt. Die Mittel, welche der Red-
ner dazu anwendet, koͤnnen hier nicht ausfuͤhrlich be-
ſchrieben, ſondern nur uͤberhaupt angezeiget werden.
Das erſte und vornehmſte iſt, daß er ſelbſt ſeinen
Gegenſtand von der Seite, oder in dem Lichte ge-
faßt habe, wodurch die Leidenſchaft in ihm lebhaft
erwekt worden. Wenn er ſelbſt von ſeinem Gegen-
ſtand ſo geruͤhrt iſt, wie er ſeine Zuhoͤrer davon ge-
ruͤhrt zu ſehen wuͤnſchet, ſo wird es ihm leicht, ihn
in der Naͤhe, mit dem Leben und in dem Lichte zu
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ſicht hat, nothwendig iſt. Man ſiehet taͤglich, wie
Freude, Furcht, Verlangen und andre Leidenſchaf-
ten, ſelbſt in dem Munde ſonſt unberedter Men-
ſchen alle Beſchreibungen vergroͤßern; wie ſie den
Erzaͤhlungen ein Leben, und den Urtheilen das Ge-
praͤg der Unfehlbarkeit geben. Alſo iſt der beſte
Rath den man dem Redner geben kann, dieſer,
daß er ſeine Materie ſo lang uͤberdenke, ſie ſo von
allen Seiten, und in allen Verbindungen mit ſittli-
chen oder politiſchen Angelegenheiten betrachte, bis
er ſelbſt den Geſichtspunkt gefunden hat, der ihn in
die Leidenſchaft ſezt, die er erweken will. Dieſe wird
denn ſeine Suada, die ihm Gedanken, Ausdruk und
Ton, die er ſonſt vergeblich geſucht haͤtte, eingiebt.

Hiernaͤchſt iſt nothwendig, daß er ſich die Lage der
Sachen nach den beſondern Umſtaͤnden in Ruͤkſicht
auf ſeine Zuhoͤrer, auf deren Charakter und Jnte-
reſſe, ſo genau beſtimmt, als ihm nur moͤglich iſt,
vorſtelle. Denn dadurch erkennt er, was fuͤr eine
beſondere Wahl er unter den mancherley Vorſtellun-
gen, die ſein Jnhalt ihm darbiethet, fuͤr jede Gat-
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Daß dem ruͤhrenden Redner zu der Wahl der
Gedanken eine genaue Kenntnis des Menſchen, aller
Leidenſchaften und der Tiefen des Herzens uͤber-
haupt noͤthig ſey, iſt zu offenbar, als daß es einer
beſondern Ausfuͤhrung beduͤrfe.

Ueberhaupt erhellet hier, daß die ruͤhrende Rede,
wenn die Leidenſchaft durch Entwiklung des Gegen-
genſtandes ſoll erregt werden, einen Mann von groſ-
ſen und ſeltenen Gaben erfodere. Verſtand und Herz
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mit
(*) S.
Lehrende
Rede.
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[992[974]/0421] Ruͤh Ruͤh Ueberzeugung noch nicht hinlaͤnglich; beydes muß mit Ruͤhrung verbunden werden, damit die fer- nere Abſicht, naͤmlich die Erwekung der Leiden- ſchaft, erreicht werde. Der ruͤhrende Redner, der durch den Verſtand ans Herz zu kommen ſucht, hat mit dem lehrenden das gemein, daß er entweder einen Begriff entwi- kelt, oder ein Urtheil faͤllt, oder einen Schluß be- ſtaͤtiget (*) auch muß er, wie dieſer, dabey nicht nach der ſtrengen Methode des forſchenden Philoſo- phen, ſondern nach einer ſinnlichern Vernunftlehre verfahren. Er kann ſich alles zueignen, was in dem angefuͤhrten Ort, hieruͤber iſt geſagt worden. Ueber dieſes aber hat er noch etwas noͤthig, das der blos lehrende Redner nicht braucht, die unmittelbare Anwendung ſeiner Vorſtellungen auf die Leiden- ſchaft, die der Hauptzwek ſeiner Red iſt. Er muß ſeinem lehrenden Vortrag die beſondere Kraft zu ge- ben wiſſen, die dieſe Leidenſchaft hervorbringet; da der blos lehrende Redner ſchon zufrieden iſt, wenn ſeine Lehre uͤberhaupt wuͤrkſam und ſinnlich iſt. Da- durch wird die Wahl ſeiner Gedanken, der Ausdruk derſelben, der Ton und der Vortrag viel genauer beſtimmt. Um den Unterſchied der drey Arten des lehrenden Vortrages deutlicher zu machen, ſtelle man ſich die- ſen beſondern dreyfachen Fall vor, daß der Philoſoph, der lehrende und der ruͤhrende Redner einerley Jn- halt gewaͤhlt haben, als z. B. die Ungerechtigkeit einer gewiſſen Handlung darzuthun. Hier ſucht der Philoſoph auf das deutlichſte zu zeigen, daß ſie das Recht andrer Menſchen verlezt, und begnuͤget ſich ſeinen Zuhoͤrer ſo weit gebracht zu haben, daß er die Ungerechtigkeit der Sach eingeſtehen muß, und daß ihm kein Zweifel mehr dabey uͤbrig iſt. Ob uͤbrigens dieſe Wahrheit in dem Gemuͤth ein Gefuͤhl zuruͤklaſſe, oder nicht, darum bekuͤmmert ſich der Philoſoph, in ſo fern er ſich genau in ſeinen Schran- ken haͤlt, nicht. Die Abſicht des Moraliſten, der eigentlich der lehrende Redner iſt, erſtrekt ſich wei- ter; denn er ſucht dieſer Wahrheit eine wuͤrkſame Kraft zu geben, und ſich ſeinen Zuhoͤrer ſo einzupraͤ- gen, daß ein daurender Abſcheu gegen eine Hand- lung dieſer Art, in ihm erwekt werde. Der ruͤh- rende Redner hat eine noch naͤher beſtimmte Abſicht; er will Scham oder Zorn erweken; die Leidenſchaft ſoll aus dem Auſchauen der ungerechten Handlung entſtehen, und ſtark genug ſeyn, wenn es auch viel Anſtrengung erfoderte, das Unrecht wieder gut zu machen, oder ſich demſelben kraͤftig zu wiederſezen. Da muͤſſen alſo die Vorſtellungen weit lebhafter ſeyn, als in dem vorhergehenden Falle. Hiedurch iſt uͤberhaupt die Gattung des ruͤhrenden Unterrichts beſtimmt. Die Mittel, welche der Red- ner dazu anwendet, koͤnnen hier nicht ausfuͤhrlich be- ſchrieben, ſondern nur uͤberhaupt angezeiget werden. Das erſte und vornehmſte iſt, daß er ſelbſt ſeinen Gegenſtand von der Seite, oder in dem Lichte ge- faßt habe, wodurch die Leidenſchaft in ihm lebhaft erwekt worden. Wenn er ſelbſt von ſeinem Gegen- ſtand ſo geruͤhrt iſt, wie er ſeine Zuhoͤrer davon ge- ruͤhrt zu ſehen wuͤnſchet, ſo wird es ihm leicht, ihn in der Naͤhe, mit dem Leben und in dem Lichte zu ſchildern, die zu der ſtarken Ruͤhrung die er zur Ab- ſicht hat, nothwendig iſt. Man ſiehet taͤglich, wie Freude, Furcht, Verlangen und andre Leidenſchaf- ten, ſelbſt in dem Munde ſonſt unberedter Men- ſchen alle Beſchreibungen vergroͤßern; wie ſie den Erzaͤhlungen ein Leben, und den Urtheilen das Ge- praͤg der Unfehlbarkeit geben. Alſo iſt der beſte Rath den man dem Redner geben kann, dieſer, daß er ſeine Materie ſo lang uͤberdenke, ſie ſo von allen Seiten, und in allen Verbindungen mit ſittli- chen oder politiſchen Angelegenheiten betrachte, bis er ſelbſt den Geſichtspunkt gefunden hat, der ihn in die Leidenſchaft ſezt, die er erweken will. Dieſe wird denn ſeine Suada, die ihm Gedanken, Ausdruk und Ton, die er ſonſt vergeblich geſucht haͤtte, eingiebt. Hiernaͤchſt iſt nothwendig, daß er ſich die Lage der Sachen nach den beſondern Umſtaͤnden in Ruͤkſicht auf ſeine Zuhoͤrer, auf deren Charakter und Jnte- reſſe, ſo genau beſtimmt, als ihm nur moͤglich iſt, vorſtelle. Denn dadurch erkennt er, was fuͤr eine beſondere Wahl er unter den mancherley Vorſtellun- gen, die ſein Jnhalt ihm darbiethet, fuͤr jede Gat- tung der Zuhoͤrer, anzuſtellen habe. Daß dem ruͤhrenden Redner zu der Wahl der Gedanken eine genaue Kenntnis des Menſchen, aller Leidenſchaften und der Tiefen des Herzens uͤber- haupt noͤthig ſey, iſt zu offenbar, als daß es einer beſondern Ausfuͤhrung beduͤrfe. Ueberhaupt erhellet hier, daß die ruͤhrende Rede, wenn die Leidenſchaft durch Entwiklung des Gegen- genſtandes ſoll erregt werden, einen Mann von groſ- ſen und ſeltenen Gaben erfodere. Verſtand und Herz muͤſſen bey ihm von vorzuͤglicher Groͤße, dabey aber mit (*) S. Lehrende Rede.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 992[974]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/421>, abgerufen am 26.11.2024.