Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Num
oder weniger merklichen Cadenzen. Man hat nir-
gend mehr über den Numerus raffinirt, als in der
Musik. Darum würde dem Redner die genaue
Kenntniß der besten Einrichtung eines Tonstüks, die
Beobachtung desselben sehr erleichtern.

Jsokrates wird für den ersten gehalten, der seine
Reden in Absicht auf den Numerus gut bearbeitet
hat. (+) Aber Gorgias, der älter, als jener war,
beobachtet auch schon einen Numerus, nämlich
den einfachen und kunstlosen, von dem wir oben
[Spaltenumbruch]

Num
gesprochen haben. Cicero scheinet diesen Punkt der
Kunst aufs Höchste getrieben zu haben, und in seinen
Reden findet man die vollkommensten Beyspiehle
davon. Viel besondere und feine Bemerkungen über
diese Materie findet man auch in Ramlers Ueberse-
zung des Batteux, die hier nicht dürfen wiederholt
werden, da sich das Werk in den Händen aller Ken-
ner und Liebhaber der Poesie und Beredsamkeit be-
findet.

[Abbildung]
(+) Qui Isocratem maxime mirantur hoc in ejus summis laudibus serunt, quod verbis solutis numeros primus
adjunxerit.

[Spaltenumbruch]

Num
oder weniger merklichen Cadenzen. Man hat nir-
gend mehr uͤber den Numerus raffinirt, als in der
Muſik. Darum wuͤrde dem Redner die genaue
Kenntniß der beſten Einrichtung eines Tonſtuͤks, die
Beobachtung deſſelben ſehr erleichtern.

Jſokrates wird fuͤr den erſten gehalten, der ſeine
Reden in Abſicht auf den Numerus gut bearbeitet
hat. (†) Aber Gorgias, der aͤlter, als jener war,
beobachtet auch ſchon einen Numerus, naͤmlich
den einfachen und kunſtloſen, von dem wir oben
[Spaltenumbruch]

Num
geſprochen haben. Cicero ſcheinet dieſen Punkt der
Kunſt aufs Hoͤchſte getrieben zu haben, und in ſeinen
Reden findet man die vollkommenſten Beyſpiehle
davon. Viel beſondere und feine Bemerkungen uͤber
dieſe Materie findet man auch in Ramlers Ueberſe-
zung des Batteux, die hier nicht duͤrfen wiederholt
werden, da ſich das Werk in den Haͤnden aller Ken-
ner und Liebhaber der Poeſie und Beredſamkeit be-
findet.

[Abbildung]
(†) Qui Iſocratem maxime mirantur hoc in ejus ſummis laudibus ſerunt, quod verbis ſolutis numeros primus
adjunxerit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0245" n="828[810]"/><cb/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Num</hi></fw><lb/>
oder weniger merklichen Cadenzen. Man hat nir-<lb/>
gend mehr u&#x0364;ber den Numerus raffinirt, als in der<lb/>
Mu&#x017F;ik. Darum wu&#x0364;rde dem Redner die genaue<lb/>
Kenntniß der be&#x017F;ten Einrichtung eines Ton&#x017F;tu&#x0364;ks, die<lb/>
Beobachtung de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;ehr erleichtern.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">J&#x017F;okrates</hi> wird fu&#x0364;r den er&#x017F;ten gehalten, der &#x017F;eine<lb/>
Reden in Ab&#x017F;icht auf den Numerus gut bearbeitet<lb/>
hat. <note place="foot" n="(&#x2020;)"><hi rendition="#aq">Qui I&#x017F;ocratem maxime mirantur hoc in ejus &#x017F;ummis laudibus &#x017F;erunt, quod verbis &#x017F;olutis numeros primus<lb/>
adjunxerit.</hi></note> Aber <hi rendition="#fr">Gorgias,</hi> der a&#x0364;lter, als jener war,<lb/>
beobachtet auch &#x017F;chon einen Numerus, na&#x0364;mlich<lb/>
den einfachen und kun&#x017F;tlo&#x017F;en, von dem wir oben<lb/><cb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Num</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;prochen haben. Cicero &#x017F;cheinet die&#x017F;en Punkt der<lb/>
Kun&#x017F;t aufs Ho&#x0364;ch&#x017F;te getrieben zu haben, und in &#x017F;einen<lb/>
Reden findet man die vollkommen&#x017F;ten Bey&#x017F;piehle<lb/>
davon. Viel be&#x017F;ondere und feine Bemerkungen u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;e Materie findet man auch in Ramlers Ueber&#x017F;e-<lb/>
zung des Batteux, die hier nicht du&#x0364;rfen wiederholt<lb/>
werden, da &#x017F;ich das Werk in den Ha&#x0364;nden aller Ken-<lb/>
ner und Liebhaber der Poe&#x017F;ie und Bered&#x017F;amkeit be-<lb/>
findet.</p><lb/>
          <figure/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[828[810]/0245] Num Num oder weniger merklichen Cadenzen. Man hat nir- gend mehr uͤber den Numerus raffinirt, als in der Muſik. Darum wuͤrde dem Redner die genaue Kenntniß der beſten Einrichtung eines Tonſtuͤks, die Beobachtung deſſelben ſehr erleichtern. Jſokrates wird fuͤr den erſten gehalten, der ſeine Reden in Abſicht auf den Numerus gut bearbeitet hat. (†) Aber Gorgias, der aͤlter, als jener war, beobachtet auch ſchon einen Numerus, naͤmlich den einfachen und kunſtloſen, von dem wir oben geſprochen haben. Cicero ſcheinet dieſen Punkt der Kunſt aufs Hoͤchſte getrieben zu haben, und in ſeinen Reden findet man die vollkommenſten Beyſpiehle davon. Viel beſondere und feine Bemerkungen uͤber dieſe Materie findet man auch in Ramlers Ueberſe- zung des Batteux, die hier nicht duͤrfen wiederholt werden, da ſich das Werk in den Haͤnden aller Ken- ner und Liebhaber der Poeſie und Beredſamkeit be- findet. [Abbildung] (†) Qui Iſocratem maxime mirantur hoc in ejus ſummis laudibus ſerunt, quod verbis ſolutis numeros primus adjunxerit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/245
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 828[810]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/245>, abgerufen am 23.11.2024.