zugehört, erhöhet worden, der über ihm liegende halbe Ton folge, wie in hier stehenden Beyspielen:
[Abbildung]
Hier und in allen ähnlichen Fällen ist der erhöhete Ton ein Leitton, in den über ihn liegenden halben Ton; weil er im Grunde nichts anders, als die große Septime einer neuen Tonica ist. (*) Und so leiten auch die durch b oder [] erniedrigten Töne, ins- gemein auf den unter ihnen liegenden halben Ton, wie hier:
[Abbildung]
Denn sie sind im Grunde die kleinen Septimen der Dominanten des Tones, dahin man gehen will, und müssen in die Terz der neuen Tonica treten.
So kann man auch, wenn man von einem Ton aus allmählig, oder durch einen Sprung um vier ganze Töne, oder den so genannten Tritonus(*) ge- stiegen, oder gefallen ist, auf demselben nicht stehen bleiden; sondern man muß nothwendig im ersten Fall noch einen Grad über sich, im andern aber einen Grad unter sich gehen.
[Abbildung]
Und weil durch die Umkehrung der Tritonus zur klei- nen Quinte wird; so muß auch diese derselben Regel folgen; so daß man nach dem Aufsteigen um ein kleine Quinte nothwendig wieder einen halben, oder ganzen Ton, (nach Beschaffenheit der Tonart) zu- rüktreten, im Fallen aber um einen halben Ton wie- der steigen muß.
[Abbildung]
Alle diese Fälle werden durch das, was von den Aus- weichungen gesagt worden ist, hinlänglich erklärt.
[Spaltenumbruch]
Lei
Jn der Phrygischen Tonart aber leidet diese Re- gel eine Ausnahm, wenn man durch das Herunter- steigen um eine kleine Quinte auf die Tonica kommt; denn da muß man nothwendig stehen bleiben.
[Abbildung]
So kann man auch nach dem Absteigen auf eine kleine Quinte stehen bleiben, wenn man einen halben Schluß auf derselben macht;
[Abbildung]
Weil in diesem Fall der lezte Ton die reine Quinte des Grundtones ist, und folglich beruhiget.
Hier verdienet noch angemerkt zu werden, daß der Discantschluß in dieser Tonart, indem die große Septime, anstatt der ihr natürlichen kleinern, als ein Leitton in die Octave genommen worden ist, zum Gebrauch der sonst verdächtigen großen Sexte Gelegenheit gegeben habe; da nämlich der Schluß anstatt so zu stehen;
[Abbildung]
auf diese Weise gemacht worden.
[Abbildung]
Ue-
(*) S. Auswei- chung.
(*) S. Tritonus.
[Spaltenumbruch]
Lei
zugehoͤrt, erhoͤhet worden, der uͤber ihm liegende halbe Ton folge, wie in hier ſtehenden Beyſpielen:
[Abbildung]
Hier und in allen aͤhnlichen Faͤllen iſt der erhoͤhete Ton ein Leitton, in den uͤber ihn liegenden halben Ton; weil er im Grunde nichts anders, als die große Septime einer neuen Tonica iſt. (*) Und ſo leiten auch die durch b oder [♮] erniedrigten Toͤne, ins- gemein auf den unter ihnen liegenden halben Ton, wie hier:
[Abbildung]
Denn ſie ſind im Grunde die kleinen Septimen der Dominanten des Tones, dahin man gehen will, und muͤſſen in die Terz der neuen Tonica treten.
So kann man auch, wenn man von einem Ton aus allmaͤhlig, oder durch einen Sprung um vier ganze Toͤne, oder den ſo genannten Tritonus(*) ge- ſtiegen, oder gefallen iſt, auf demſelben nicht ſtehen bleiden; ſondern man muß nothwendig im erſten Fall noch einen Grad uͤber ſich, im andern aber einen Grad unter ſich gehen.
[Abbildung]
Und weil durch die Umkehrung der Tritonus zur klei- nen Quinte wird; ſo muß auch dieſe derſelben Regel folgen; ſo daß man nach dem Aufſteigen um ein kleine Quinte nothwendig wieder einen halben, oder ganzen Ton, (nach Beſchaffenheit der Tonart) zu- ruͤktreten, im Fallen aber um einen halben Ton wie- der ſteigen muß.
[Abbildung]
Alle dieſe Faͤlle werden durch das, was von den Aus- weichungen geſagt worden iſt, hinlaͤnglich erklaͤrt.
[Spaltenumbruch]
Lei
Jn der Phrygiſchen Tonart aber leidet dieſe Re- gel eine Ausnahm, wenn man durch das Herunter- ſteigen um eine kleine Quinte auf die Tonica kommt; denn da muß man nothwendig ſtehen bleiben.
[Abbildung]
So kann man auch nach dem Abſteigen auf eine kleine Quinte ſtehen bleiben, wenn man einen halben Schluß auf derſelben macht;
[Abbildung]
Weil in dieſem Fall der lezte Ton die reine Quinte des Grundtones iſt, und folglich beruhiget.
Hier verdienet noch angemerkt zu werden, daß der Discantſchluß in dieſer Tonart, indem die große Septime, anſtatt der ihr natuͤrlichen kleinern, als ein Leitton in die Octave genommen worden iſt, zum Gebrauch der ſonſt verdaͤchtigen großen Sexte Gelegenheit gegeben habe; da naͤmlich der Schluß anſtatt ſo zu ſtehen;
[Abbildung]
auf dieſe Weiſe gemacht worden.
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Ue-
(*) S. Auswei- chung.
(*) S. Tritonus.
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[704[686]/0121]
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zugehoͤrt, erhoͤhet worden, der uͤber ihm liegende
halbe Ton folge, wie in hier ſtehenden Beyſpielen:
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Hier und in allen aͤhnlichen Faͤllen iſt der erhoͤhete
Ton ein Leitton, in den uͤber ihn liegenden halben
Ton; weil er im Grunde nichts anders, als die
große Septime einer neuen Tonica iſt. (*) Und ſo
leiten auch die durch b oder ♮ erniedrigten Toͤne, ins-
gemein auf den unter ihnen liegenden halben Ton,
wie hier:
[Abbildung]
Denn ſie ſind im Grunde die kleinen Septimen der
Dominanten des Tones, dahin man gehen will,
und muͤſſen in die Terz der neuen Tonica treten.
So kann man auch, wenn man von einem Ton
aus allmaͤhlig, oder durch einen Sprung um vier
ganze Toͤne, oder den ſo genannten Tritonus (*) ge-
ſtiegen, oder gefallen iſt, auf demſelben nicht ſtehen
bleiden; ſondern man muß nothwendig im erſten
Fall noch einen Grad uͤber ſich, im andern aber einen
Grad unter ſich gehen.
[Abbildung]
Und weil durch die Umkehrung der Tritonus zur klei-
nen Quinte wird; ſo muß auch dieſe derſelben Regel
folgen; ſo daß man nach dem Aufſteigen um ein
kleine Quinte nothwendig wieder einen halben, oder
ganzen Ton, (nach Beſchaffenheit der Tonart) zu-
ruͤktreten, im Fallen aber um einen halben Ton wie-
der ſteigen muß.
[Abbildung]
Alle dieſe Faͤlle werden durch das, was von den Aus-
weichungen geſagt worden iſt, hinlaͤnglich erklaͤrt.
Jn der Phrygiſchen Tonart aber leidet dieſe Re-
gel eine Ausnahm, wenn man durch das Herunter-
ſteigen um eine kleine Quinte auf die Tonica kommt;
denn da muß man nothwendig ſtehen bleiben.
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So kann man auch nach dem Abſteigen auf eine kleine
Quinte ſtehen bleiben, wenn man einen halben
Schluß auf derſelben macht;
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Weil in dieſem Fall der lezte Ton die reine Quinte
des Grundtones iſt, und folglich beruhiget.
Hier verdienet noch angemerkt zu werden, daß
der Discantſchluß in dieſer Tonart, indem die große
Septime, anſtatt der ihr natuͤrlichen kleinern, als
ein Leitton in die Octave genommen worden iſt,
zum Gebrauch der ſonſt verdaͤchtigen großen Sexte
Gelegenheit gegeben habe; da naͤmlich der Schluß
anſtatt ſo zu ſtehen;
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(*) S.
Auswei-
chung.
(*) S.
Tritonus.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 704[686]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/121>, abgerufen am 24.11.2024.
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