Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771.[Spaltenumbruch] For nicht. Für diesen schiken sich vorzüglich die Zeich-nungen, wo durch wenig kernhafte Striche nur die Hauptsachen ausgedrukt sind. Meisterhafte, aber wenig ausgeführte Handzeichnungen, können sehr gut in Holz geschnitten werden. Die Holzschnitte haben aber vor den Kupfersti- Das Mechanische der Kunst hat der fürtreffliche For Erst aber um den Anfang des XVI Jahrhunderts Wir müssen hier noch einer besondern Art der Es scheinet, daß auch diese Art in Deutschland Diese Art schiket sich fürtrefflich zur Ausbreitung blos (+) S. Traitte historique et pratlque de la gravure en bois par I. M. Papillon. a Paris 1766. (++) S. Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, zweyter Theil, darin eine weitläuftige Abhandlung von [Spaltenumbruch] der Formschneiderey und den ersten gedrukten Büchern zu finden ist. (+++) S. Heineken in dem angezogenen Werk auf der 113 Seite. D d d 3
[Spaltenumbruch] For nicht. Fuͤr dieſen ſchiken ſich vorzuͤglich die Zeich-nungen, wo durch wenig kernhafte Striche nur die Hauptſachen ausgedrukt ſind. Meiſterhafte, aber wenig ausgefuͤhrte Handzeichnungen, koͤnnen ſehr gut in Holz geſchnitten werden. Die Holzſchnitte haben aber vor den Kupferſti- Das Mechaniſche der Kunſt hat der fuͤrtreffliche For Erſt aber um den Anfang des XVI Jahrhunderts Wir muͤſſen hier noch einer beſondern Art der Es ſcheinet, daß auch dieſe Art in Deutſchland Dieſe Art ſchiket ſich fuͤrtrefflich zur Ausbreitung blos (†) S. Traitté hiſtorique et pratlque de la gravure en bois par I. M. Papillon. à Paris 1766. (††) S. Nachrichten von Kuͤnſtlern und Kunſtſachen, zweyter Theil, darin eine weitlaͤuftige Abhandlung von [Spaltenumbruch] der Formſchneiderey und den erſten gedrukten Buͤchern zu finden iſt. (†††) S. Heineken in dem angezogenen Werk auf der 113 Seite. D d d 3
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So koͤnnten auch die vor-<lb/> nehmſten Werke der alten Bildhauer durch Holz-<lb/> ſchnitte beynahe eben ſo gut, als durch Kupferſtiche,<lb/> zum Unterricht der Studirenden ausgebreitet wer-<lb/> den. Es iſt zum Nachtheil der zeichnenden Kuͤnſte<lb/> geſchehen, daß das Formſchneiden von dem Kupfer-<lb/> ſtechen bey nahe verdraͤngt worden. Denn gegen-<lb/> waͤrtig wird es groͤßtentheils nur in der Buchdruke-<lb/> rey zur Verzierung gebraucht, da es ehedem zur<lb/> Bekanntmachung und Ausbreitung der Werke der<lb/> groͤßten Meiſter gebraucht worden.</p><lb/> <p>Das Mechaniſche der Kunſt hat der fuͤrtreffliche<lb/> franzoͤſiſche Formſchneider <hi rendition="#fr">Papillon,</hi> in einem beſon-<lb/> dern Werk ausfuͤhrlich beſchrieben <cb/> <note place="foot" n="(†)">S. <hi rendition="#aq">Traitté hiſtorique et pratlque de la gravure en<lb/> bois par I. M. 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For
For
nicht. Fuͤr dieſen ſchiken ſich vorzuͤglich die Zeich-
nungen, wo durch wenig kernhafte Striche nur die
Hauptſachen ausgedrukt ſind. Meiſterhafte, aber
wenig ausgefuͤhrte Handzeichnungen, koͤnnen ſehr
gut in Holz geſchnitten werden.
Die Holzſchnitte haben aber vor den Kupferſti-
chen den Vortheil, daß man einige tauſend gute Ab-
druͤke davon nehmen kann, da die Kupferſtiche nur
einige Hundert geben. Es wuͤrde alſo ohne Zwei-
fel zur Aufnahm der Kunſt gereichen, wenn das
Formſchneiden mit dem Eyfer getrieben wuͤrde, als
das Kupferſtechen. Es giebt fuͤrtreff liche Gemaͤhlde,
die ſich fuͤrnehmlich durch das Große der Anlage und
der Zeichnung herausnehmen; dieſe koͤnnte man
durch Holzſchnitte weit beſſer, als durch Kupfer-
ſtiche allgemein machen. So koͤnnten auch die vor-
nehmſten Werke der alten Bildhauer durch Holz-
ſchnitte beynahe eben ſo gut, als durch Kupferſtiche,
zum Unterricht der Studirenden ausgebreitet wer-
den. Es iſt zum Nachtheil der zeichnenden Kuͤnſte
geſchehen, daß das Formſchneiden von dem Kupfer-
ſtechen bey nahe verdraͤngt worden. Denn gegen-
waͤrtig wird es groͤßtentheils nur in der Buchdruke-
rey zur Verzierung gebraucht, da es ehedem zur
Bekanntmachung und Ausbreitung der Werke der
groͤßten Meiſter gebraucht worden.
Das Mechaniſche der Kunſt hat der fuͤrtreffliche
franzoͤſiſche Formſchneider Papillon, in einem beſon-
dern Werk ausfuͤhrlich beſchrieben
(†), wo er auch
zugleich eine gute Geſchichte dieſer Kunſt gegeben hat.
Niemand aber hat dem Urſprung derſelben fleißiger
und muͤheſamer nachgeforſcht, als der Hr. von Hei-
neke (††). Es ergiebt ſich aus ſeinen Unterſuchun-
gen, daß das Formſchneiden vermuthlich bey Gele-
genheit der Verfertigung der Charten zum Spielen
aufgekommen ſey. Der Urſprung dieſer Charten iſt
nicht bekannt; unſtreitig aber iſt es, daß ſie ſchon
im XIII Jahrhundert bekannt geweſen. Zu welcher
Zeit man aber angefangen habe, das Formſchneiden
zu einem edlern Gebrauch anzuwenden, hat Niemand
ausmachen koͤnnen. Nur ſo viel iſt gewiß, daß
ſchon vor dem Jahr 1430 bibliſche Geſchichten in
Holz geſchnitten worden.
Erſt aber um den Anfang des XVI Jahrhunderts
hat dieſe Kunſt ſich in einem vortheilhaften Lichte
gezeiget. Man hat von dieſer Zeit von verſchiede-
nen Meiſtern, beſonders aber von Albrecht Alt-
dorfer einem Schweizer, fuͤrtreffliche kleine Holz-
ſchnitte, darin ſo wol die Zeichnung, als der
Schnitt ſehr ſchaͤtzbar ſind. Auch iſt den Liebhabern
bekannt, daß um dieſe Zeit Albrecht Duͤrer ſo fuͤr-
treffliche Zeichnungen in Holz geſchnitten, daß ver-
ſchiedene davon in Jtalien von dem beruͤhmten
Marc-Antonio und andern nachgeſtochen worden.
Wer eine ausfuͤhrliche Geſchichte dieſer Kunſt ver-
langt, wird ſelbige in dem angefuͤhrten Werke des
Papillons finden.
Wir muͤſſen hier noch einer beſondern Art der
Holzſchnitte erwaͤhnen, die von den Jtaliaͤnern chi-
aro-ſcuro, von den Franzoſen camayeux genennt
werden. Sie ahmen mahleriſche Zeichnungen nach,
wo die Umriße mit Strichen, die Hauptlichter und
Schatten aber durch Duſchen angezeiget ſind. Die
Kunſt beſteht darin, daß fuͤr eine Zeichnung zwey
oder drey Formen gemacht werden. Die eine ent-
haͤlt die Umriße, und die Stellen der ſtaͤrkſten Schat-
ten; die andre aber enthaͤlt die Stellen der halben
Schatten, und eine dritte die Stellen der hoͤchſten
Lichter; wo dieſe nicht durch das weiße Papier
ſelbſt ſchon in die Zeichnung kommen. Aber man
nihmt oft graues, oder braunes Papier dazu. Die
groͤßte Sorgfalt hat der Kuͤnſtler darauf zu wenden,
die verſchiedenen Formen ſo genau auf einander zu
paßen, daß jede Farbe an ihren rechten Ort komme.
Man hat viel ſchoͤne Stuͤke von dieſer Art, von be-
ruͤhmten italiaͤniſchen Meiſtern.
Es ſcheinet, daß auch dieſe Art in Deutſchland
entſtanden ſey, indem man noch einige Stuͤke hat,
die vor Albrecht Duͤrers Zeiten gemacht ſind (†††).
Jn Jtalien hat ſich Hugo da Carpi zuerſt darin
hervor gethan. Weitlaͤuftige Nachrichten hievon
findet man bey Papillon, und in dem Dictionaire
Eneyclopedique, im Artikel Gravure en bois, de
camayeu.
Dieſe Art ſchiket ſich fuͤrtrefflich zur Ausbreitung
derjenigen Handzeichnungen, darin die Kuͤnſtler
blos
(†) S. Traitté hiſtorique et pratlque de la gravure en
bois par I. M. Papillon. à Paris 1766.
(††) S. Nachrichten von Kuͤnſtlern und Kunſtſachen,
zweyter Theil, darin eine weitlaͤuftige Abhandlung von
der Formſchneiderey und den erſten gedrukten Buͤchern zu
finden iſt.
(†††) S. Heineken in dem angezogenen Werk auf
der 113 Seite.
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