Nothwendigkeit einen Bogen erfodert. Es läßt sich kaum sagen, woher bey den Neuern der Geschmak an runden Thüren und Fenstern gekommen ist, be- sonders da man gegenwärtig die Steine so zu hauen weiß, daß auch ziemlich weite Oefnungen gerade zugemauret werden können, ohne daß von dem Druk der aufliegenden Mauer irgend eine Gefahr zu besorgen wäre.
Am unschiklichsten ist der so gewöhnliche Fehler der meisten Baumeister, daß sie so gar runde und vierekigte Fenster unter einander mischen, und einem Gebäude mehr Ansehen zu geben glauben, wenn sie etwa die Mitte einer Aussenseite durch runde Fenster von den Seiten unterscheiden. Einem an die edle Einfalt der Alten gewöhnten Auge ist es schon anstößig, mitten in einem Gebäude, zwischen vierekigten Fenstern, eine gewölbte Thür zu sehen. Der wahre Geschmak scheint schlechterdings alle Bogen über Thüren und Fenstern zu verwerfen, und sie nur aus Noth da zu dulden, wo sie unent- behrlich sind, wie bey Bogenstellungen, wovon in dem nächsten Artikel gehandelt wird.
Ganz unerträglich ist es, Bogen auf Säulen gestellt zu sehen, da man sich der Vorstellung, daß die Säulen durch den Druk des Bogens von einan- der getrieben werden, nicht erwehren kann. Es ist kaum begreiflich, wie gute Baumeister in einen so gar ungereimten Fehler haben verfallen können, den man oft an den prächtigsten Gebäuden, wie z. E. an dem Königl. Schloß in Berlin, mit Ver- druß wahrnimmt.
Die Form der Bogen, und die Art, die Steine dazu zu hauen, die Stärke der Bogen, die Wider- lage dazu, und andre zu dem blos mechanischen gehörige Punkte, werden hier übergangen.
Bogenstellung. (Baukunst.)
Diesen Namen haben die deutschen Baumeister den Werken gegeben, die man gemeiniglich mit dem französischen Namen Arkaden nennt. Man ver- steht dadurch eine Reihe von Bogen zwischen Pfei- lern, die entweder einen bedekten Gang ausmachen, oder eine Wasserleitung, oder eine Brüke tragen, wovon man sich aus der hiebey gefügten Zeichnung einigen Begriff machen kann.
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Bog
[Abbildung]
Jn der Baukunst kommen vielerley Gelegenhei- ten vor, solche Bogenstellungen anzubringen. Erst- lich, wo ein freystehender von oben bedekter Spatzier- gang oder Porticus mit gewölbter Deke anzulegen ist, dergleichen die vornehmen Römer ehedem in der Nähe ihrer Häuser angelegt haben; (*) oder wenn man einen solchen Gang an einem Gebäude,(*) S. Säulen- laube. es sey von aussen, oder inwendig um den Hof herum, anlegen will, damit man im trokenen an den Häu- sern weggehen könne. Jn den meisten Klöstern sind solche Gänge um den Hof herum; vorne an den Häusern findet man sie in verschiedenen Städ- ten, wie in Berlin auf dem Mühlendamm, und an der sogenannten Stechbahn. Die Römer legten auch oft ihre kostbaren Wasserleitungen über solche Bogenstellungen. Man kann zwar solche bedekte Gänge auch zwischen zwey Reihen Säulen, die das Dach tragen, anlegen, wie die halb runde Säulen- laube um den Hof in Sanssouci ist. Allein alsdenn kann die Deke, wegen Mangel der Wiederlage nicht gewölbet werden, sondern muß flach entweder von sehr grossen Steinen gemacht werden, wie an der Säulenlaube an der Vorderseite des Berli- nischen Opernhauses, welches sehr kostbar ist, oder von Holz, welches keine Dauer hat. Soll die Deke gewölbet werden, welches allemal das beste ist, so muß das Gewölbe nothwendig auf sehr starken Pfeilern ruhen. Bey Gebäuden, wo man nicht viel auf die Zierlichkeit sieht, werden die Pfeiler schlechtweg vierekigt aufgemauret, und allemal über zwey Pfeiler ein Bogen geschlossen; sieht man aber auf die Zierlichkeit, so werden die Pfeiler mit Wand- pfeilern, wie in der hier stehenden Figur, oder auch mit halb aus der Mauer stehenden Säulen ver- ziert. Die besten Baumeister haben bey den Bo- genstellungen folgende Regeln beobachtet, von denen
man
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Bog
Nothwendigkeit einen Bogen erfodert. Es laͤßt ſich kaum ſagen, woher bey den Neuern der Geſchmak an runden Thuͤren und Fenſtern gekommen iſt, be- ſonders da man gegenwaͤrtig die Steine ſo zu hauen weiß, daß auch ziemlich weite Oefnungen gerade zugemauret werden koͤnnen, ohne daß von dem Druk der aufliegenden Mauer irgend eine Gefahr zu beſorgen waͤre.
Am unſchiklichſten iſt der ſo gewoͤhnliche Fehler der meiſten Baumeiſter, daß ſie ſo gar runde und vierekigte Fenſter unter einander miſchen, und einem Gebaͤude mehr Anſehen zu geben glauben, wenn ſie etwa die Mitte einer Auſſenſeite durch runde Fenſter von den Seiten unterſcheiden. Einem an die edle Einfalt der Alten gewoͤhnten Auge iſt es ſchon anſtoͤßig, mitten in einem Gebaͤude, zwiſchen vierekigten Fenſtern, eine gewoͤlbte Thuͤr zu ſehen. Der wahre Geſchmak ſcheint ſchlechterdings alle Bogen uͤber Thuͤren und Fenſtern zu verwerfen, und ſie nur aus Noth da zu dulden, wo ſie unent- behrlich ſind, wie bey Bogenſtellungen, wovon in dem naͤchſten Artikel gehandelt wird.
Ganz unertraͤglich iſt es, Bogen auf Saͤulen geſtellt zu ſehen, da man ſich der Vorſtellung, daß die Saͤulen durch den Druk des Bogens von einan- der getrieben werden, nicht erwehren kann. Es iſt kaum begreiflich, wie gute Baumeiſter in einen ſo gar ungereimten Fehler haben verfallen koͤnnen, den man oft an den praͤchtigſten Gebaͤuden, wie z. E. an dem Koͤnigl. Schloß in Berlin, mit Ver- druß wahrnimmt.
Die Form der Bogen, und die Art, die Steine dazu zu hauen, die Staͤrke der Bogen, die Wider- lage dazu, und andre zu dem blos mechaniſchen gehoͤrige Punkte, werden hier uͤbergangen.
Bogenſtellung. (Baukunſt.)
Dieſen Namen haben die deutſchen Baumeiſter den Werken gegeben, die man gemeiniglich mit dem franzoͤſiſchen Namen Arkaden nennt. Man ver- ſteht dadurch eine Reihe von Bogen zwiſchen Pfei- lern, die entweder einen bedekten Gang ausmachen, oder eine Waſſerleitung, oder eine Bruͤke tragen, wovon man ſich aus der hiebey gefuͤgten Zeichnung einigen Begriff machen kann.
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Bog
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Jn der Baukunſt kommen vielerley Gelegenhei- ten vor, ſolche Bogenſtellungen anzubringen. Erſt- lich, wo ein freyſtehender von oben bedekter Spatzier- gang oder Porticus mit gewoͤlbter Deke anzulegen iſt, dergleichen die vornehmen Roͤmer ehedem in der Naͤhe ihrer Haͤuſer angelegt haben; (*) oder wenn man einen ſolchen Gang an einem Gebaͤude,(*) S. Saͤulen- laube. es ſey von auſſen, oder inwendig um den Hof herum, anlegen will, damit man im trokenen an den Haͤu- ſern weggehen koͤnne. Jn den meiſten Kloͤſtern ſind ſolche Gaͤnge um den Hof herum; vorne an den Haͤuſern findet man ſie in verſchiedenen Staͤd- ten, wie in Berlin auf dem Muͤhlendamm, und an der ſogenannten Stechbahn. Die Roͤmer legten auch oft ihre koſtbaren Waſſerleitungen uͤber ſolche Bogenſtellungen. Man kann zwar ſolche bedekte Gaͤnge auch zwiſchen zwey Reihen Saͤulen, die das Dach tragen, anlegen, wie die halb runde Saͤulen- laube um den Hof in Sansſouci iſt. Allein alsdenn kann die Deke, wegen Mangel der Wiederlage nicht gewoͤlbet werden, ſondern muß flach entweder von ſehr groſſen Steinen gemacht werden, wie an der Saͤulenlaube an der Vorderſeite des Berli- niſchen Opernhauſes, welches ſehr koſtbar iſt, oder von Holz, welches keine Dauer hat. Soll die Deke gewoͤlbet werden, welches allemal das beſte iſt, ſo muß das Gewoͤlbe nothwendig auf ſehr ſtarken Pfeilern ruhen. Bey Gebaͤuden, wo man nicht viel auf die Zierlichkeit ſieht, werden die Pfeiler ſchlechtweg vierekigt aufgemauret, und allemal uͤber zwey Pfeiler ein Bogen geſchloſſen; ſieht man aber auf die Zierlichkeit, ſo werden die Pfeiler mit Wand- pfeilern, wie in der hier ſtehenden Figur, oder auch mit halb aus der Mauer ſtehenden Saͤulen ver- ziert. Die beſten Baumeiſter haben bey den Bo- genſtellungen folgende Regeln beobachtet, von denen
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Bog
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Nothwendigkeit einen Bogen erfodert. Es laͤßt ſich
kaum ſagen, woher bey den Neuern der Geſchmak
an runden Thuͤren und Fenſtern gekommen iſt, be-
ſonders da man gegenwaͤrtig die Steine ſo zu hauen
weiß, daß auch ziemlich weite Oefnungen gerade
zugemauret werden koͤnnen, ohne daß von dem
Druk der aufliegenden Mauer irgend eine Gefahr
zu beſorgen waͤre.
Am unſchiklichſten iſt der ſo gewoͤhnliche Fehler
der meiſten Baumeiſter, daß ſie ſo gar runde und
vierekigte Fenſter unter einander miſchen, und einem
Gebaͤude mehr Anſehen zu geben glauben, wenn
ſie etwa die Mitte einer Auſſenſeite durch runde
Fenſter von den Seiten unterſcheiden. Einem an
die edle Einfalt der Alten gewoͤhnten Auge iſt es
ſchon anſtoͤßig, mitten in einem Gebaͤude, zwiſchen
vierekigten Fenſtern, eine gewoͤlbte Thuͤr zu ſehen.
Der wahre Geſchmak ſcheint ſchlechterdings alle
Bogen uͤber Thuͤren und Fenſtern zu verwerfen,
und ſie nur aus Noth da zu dulden, wo ſie unent-
behrlich ſind, wie bey Bogenſtellungen, wovon in
dem naͤchſten Artikel gehandelt wird.
Ganz unertraͤglich iſt es, Bogen auf Saͤulen
geſtellt zu ſehen, da man ſich der Vorſtellung, daß
die Saͤulen durch den Druk des Bogens von einan-
der getrieben werden, nicht erwehren kann. Es iſt
kaum begreiflich, wie gute Baumeiſter in einen ſo
gar ungereimten Fehler haben verfallen koͤnnen,
den man oft an den praͤchtigſten Gebaͤuden, wie
z. E. an dem Koͤnigl. Schloß in Berlin, mit Ver-
druß wahrnimmt.
Die Form der Bogen, und die Art, die Steine
dazu zu hauen, die Staͤrke der Bogen, die Wider-
lage dazu, und andre zu dem blos mechaniſchen
gehoͤrige Punkte, werden hier uͤbergangen.
Bogenſtellung.
(Baukunſt.)
Dieſen Namen haben die deutſchen Baumeiſter den
Werken gegeben, die man gemeiniglich mit dem
franzoͤſiſchen Namen Arkaden nennt. Man ver-
ſteht dadurch eine Reihe von Bogen zwiſchen Pfei-
lern, die entweder einen bedekten Gang ausmachen,
oder eine Waſſerleitung, oder eine Bruͤke tragen,
wovon man ſich aus der hiebey gefuͤgten Zeichnung
einigen Begriff machen kann.
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Jn der Baukunſt kommen vielerley Gelegenhei-
ten vor, ſolche Bogenſtellungen anzubringen. Erſt-
lich, wo ein freyſtehender von oben bedekter Spatzier-
gang oder Porticus mit gewoͤlbter Deke anzulegen
iſt, dergleichen die vornehmen Roͤmer ehedem in
der Naͤhe ihrer Haͤuſer angelegt haben; (*) oder
wenn man einen ſolchen Gang an einem Gebaͤude,
es ſey von auſſen, oder inwendig um den Hof herum,
anlegen will, damit man im trokenen an den Haͤu-
ſern weggehen koͤnne. Jn den meiſten Kloͤſtern
ſind ſolche Gaͤnge um den Hof herum; vorne an
den Haͤuſern findet man ſie in verſchiedenen Staͤd-
ten, wie in Berlin auf dem Muͤhlendamm, und an
der ſogenannten Stechbahn. Die Roͤmer legten
auch oft ihre koſtbaren Waſſerleitungen uͤber ſolche
Bogenſtellungen. Man kann zwar ſolche bedekte
Gaͤnge auch zwiſchen zwey Reihen Saͤulen, die das
Dach tragen, anlegen, wie die halb runde Saͤulen-
laube um den Hof in Sansſouci iſt. Allein alsdenn
kann die Deke, wegen Mangel der Wiederlage
nicht gewoͤlbet werden, ſondern muß flach entweder
von ſehr groſſen Steinen gemacht werden, wie an
der Saͤulenlaube an der Vorderſeite des Berli-
niſchen Opernhauſes, welches ſehr koſtbar iſt, oder
von Holz, welches keine Dauer hat. Soll die Deke
gewoͤlbet werden, welches allemal das beſte iſt, ſo
muß das Gewoͤlbe nothwendig auf ſehr ſtarken
Pfeilern ruhen. Bey Gebaͤuden, wo man nicht
viel auf die Zierlichkeit ſieht, werden die Pfeiler
ſchlechtweg vierekigt aufgemauret, und allemal uͤber
zwey Pfeiler ein Bogen geſchloſſen; ſieht man aber
auf die Zierlichkeit, ſo werden die Pfeiler mit Wand-
pfeilern, wie in der hier ſtehenden Figur, oder auch
mit halb aus der Mauer ſtehenden Saͤulen ver-
ziert. Die beſten Baumeiſter haben bey den Bo-
genſtellungen folgende Regeln beobachtet, von denen
man
(*) S.
Saͤulen-
laube.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 1. Leipzig, 1771, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie01_1771/192>, abgerufen am 06.08.2024.
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