schaft zu kommen, der sich eben in Basel, wo er sich vor kurzem verheirathet hatte, aufhielt. Da er hör- te, daß ich Willens sey, meinen Weg über Bern zu nehmen, entschloß er sich, mich bis dahin zu be- gleiten, und bey dieser Gelegenheit den berühmten Haller daselbst zu besuchen.
Jch miethete eine Kutsche, die mich in andert- halb Tagen nach Bern bringen sollte. Jn der Schweiz sind die Fuhren um ein beträchtliches theurer, als in Deutschland; und man muß sich dieses gefal- len lassen, weil durch dieses Land keine öffentlichen Po- sten angelegt sind, außer den reitenden zu Fortschaf- fung der Briefe, und einigen Landkutschen.
Den 12 September Nachmittags reisete ich al-Von Basel nach Langen- brück. so in der mir höchst angenehmen Gesellschaft des Hrn. Köhlreuters von Basel ab, und wir kamen auf den Abend etwas spät nach Langenbrück. Der Weg geht von Basel aus erst eine Zeit lang durch ein ebe- nes und fürtreffliches Land; hernach kommt man an die Berge, die hier die natürliche Gränze zwischen Deutschland und Helvetien ausmachen. Oben auf diesem Gebürge liegt das Dorf Langenbrück. Die Straße dahin ist gegenwärtig durchaus sehr gut, und so bequem, als es in Bergen nur möglich zu machen war. Noch nicht vor langer Zeit waren die Land- straßen durch die Schweiz fast überall enge und sehr holprig, so daß man nicht wohl anders als zu Pfer- de oder in Litieren fortkommen konnte. Jetzt sind sie schön und so bequem, als in irgend einem Lande; da fast durchgehends sehr gute Chaussees gemacht sind. Der Stand Bern fieng vor ohngefähr 20 Jahren an den andern Ständen mit dem guten Beyspiel dazu vor-
zu-
gethanen Reiſe.
ſchaft zu kommen, der ſich eben in Baſel, wo er ſich vor kurzem verheirathet hatte, aufhielt. Da er hoͤr- te, daß ich Willens ſey, meinen Weg uͤber Bern zu nehmen, entſchloß er ſich, mich bis dahin zu be- gleiten, und bey dieſer Gelegenheit den beruͤhmten Haller daſelbſt zu beſuchen.
Jch miethete eine Kutſche, die mich in andert- halb Tagen nach Bern bringen ſollte. Jn der Schweiz ſind die Fuhren um ein betraͤchtliches theurer, als in Deutſchland; und man muß ſich dieſes gefal- len laſſen, weil durch dieſes Land keine oͤffentlichen Po- ſten angelegt ſind, außer den reitenden zu Fortſchaf- fung der Briefe, und einigen Landkutſchen.
Den 12 September Nachmittags reiſete ich al-Von Baſel nach Langen- bruͤck. ſo in der mir hoͤchſt angenehmen Geſellſchaft des Hrn. Koͤhlreuters von Baſel ab, und wir kamen auf den Abend etwas ſpaͤt nach Langenbruͤck. Der Weg geht von Baſel aus erſt eine Zeit lang durch ein ebe- nes und fuͤrtreffliches Land; hernach kommt man an die Berge, die hier die natuͤrliche Graͤnze zwiſchen Deutſchland und Helvetien ausmachen. Oben auf dieſem Gebuͤrge liegt das Dorf Langenbruͤck. Die Straße dahin iſt gegenwaͤrtig durchaus ſehr gut, und ſo bequem, als es in Bergen nur moͤglich zu machen war. Noch nicht vor langer Zeit waren die Land- ſtraßen durch die Schweiz faſt uͤberall enge und ſehr holprig, ſo daß man nicht wohl anders als zu Pfer- de oder in Litieren fortkommen konnte. Jetzt ſind ſie ſchoͤn und ſo bequem, als in irgend einem Lande; da faſt durchgehends ſehr gute Chauſſées gemacht ſind. Der Stand Bern fieng vor ohngefaͤhr 20 Jahren an den andern Staͤnden mit dem guten Beyſpiel dazu vor-
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gethanen Reiſe.
ſchaft zu kommen, der ſich eben in Baſel, wo er ſich
vor kurzem verheirathet hatte, aufhielt. Da er hoͤr-
te, daß ich Willens ſey, meinen Weg uͤber Bern
zu nehmen, entſchloß er ſich, mich bis dahin zu be-
gleiten, und bey dieſer Gelegenheit den beruͤhmten
Haller daſelbſt zu beſuchen.
Jch miethete eine Kutſche, die mich in andert-
halb Tagen nach Bern bringen ſollte. Jn der
Schweiz ſind die Fuhren um ein betraͤchtliches theurer,
als in Deutſchland; und man muß ſich dieſes gefal-
len laſſen, weil durch dieſes Land keine oͤffentlichen Po-
ſten angelegt ſind, außer den reitenden zu Fortſchaf-
fung der Briefe, und einigen Landkutſchen.
Den 12 September Nachmittags reiſete ich al-
ſo in der mir hoͤchſt angenehmen Geſellſchaft des Hrn.
Koͤhlreuters von Baſel ab, und wir kamen auf den
Abend etwas ſpaͤt nach Langenbruͤck. Der Weg
geht von Baſel aus erſt eine Zeit lang durch ein ebe-
nes und fuͤrtreffliches Land; hernach kommt man an
die Berge, die hier die natuͤrliche Graͤnze zwiſchen
Deutſchland und Helvetien ausmachen. Oben auf
dieſem Gebuͤrge liegt das Dorf Langenbruͤck. Die
Straße dahin iſt gegenwaͤrtig durchaus ſehr gut, und
ſo bequem, als es in Bergen nur moͤglich zu machen
war. Noch nicht vor langer Zeit waren die Land-
ſtraßen durch die Schweiz faſt uͤberall enge und ſehr
holprig, ſo daß man nicht wohl anders als zu Pfer-
de oder in Litieren fortkommen konnte. Jetzt ſind ſie
ſchoͤn und ſo bequem, als in irgend einem Lande; da
faſt durchgehends ſehr gute Chauſſées gemacht ſind.
Der Stand Bern fieng vor ohngefaͤhr 20 Jahren an
den andern Staͤnden mit dem guten Beyſpiel dazu vor-
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Von Baſel
nach Langen-
bruͤck.
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/49>, abgerufen am 16.02.2025.
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