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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
samer, gerader und ehrlicher, und ist auch weit bes-
ser gekleidet als dort.

Freyburg.

Freyburg, eine ehedem so starke Festung, ist
jetzt ein offener Ort. Und obgleich österreichische Be-
satzung darin liegt, so sind keine Wachen an den Tho-
ren; denn wer nicht durch die Thore aus- und einge-
hen wollte, könnte über die niedergerissenen Wälle ge-
hen. Die Einwohner haben noch nicht Zeit gehabt,
oder es fehlet ihnen an Mitteln, den Platz der ehema-
ligen Festungswerke eben zu machen, und in Gärten
oder Aecker zu verwandeln. Das, was ich davon ge-
sehen habe, liegt noch unter dem Druck der Zerstö-
rung. Es fieng an finster zu werden, als ich in die
Stadt kam, und den andern Morgen reisete ich mit
Anbruch des Tages wieder ab; folglich kann ich nichts
von der Stadt sagen. Die Straße, wo ich abstieg,
ist breit und schön, und gab mir durch die Lebhaftig-
keit, die bis in die Nacht hinein darauf herrschte, ei-
nen guten Begriff von dem Orte.

Den 9 September. Von Freyburg nach Basel.

Die ehemals schönen Dammwege (Chaussees)
von Freyburg aus fangen an, wegen Mangel der
Unterhaltung, etwas schlecht zu werden. Die öster-
reichische Regierung hat, wo ich nicht irre, in Deutsch-
land zuerst das Beyspiel guter Dammwege gegeben;
aber es scheinet, daß die Anstalten zur Unterhaltung
derselben versäumt worden. Besser ist für die neu
angelegten, auf denen ich von Eisenach aus herauf-
gekommen bin, gesorgt; diese werden schon jetzt auf
das fleißigste unterhalten. An gar vielen Orten liegen
Haufen zerstoßener Kieselsteine von 20 bis 30 Schritt

von

Tagebuch von einer nach Nizza
ſamer, gerader und ehrlicher, und iſt auch weit beſ-
ſer gekleidet als dort.

Freyburg.

Freyburg, eine ehedem ſo ſtarke Feſtung, iſt
jetzt ein offener Ort. Und obgleich oͤſterreichiſche Be-
ſatzung darin liegt, ſo ſind keine Wachen an den Tho-
ren; denn wer nicht durch die Thore aus- und einge-
hen wollte, koͤnnte uͤber die niedergeriſſenen Waͤlle ge-
hen. Die Einwohner haben noch nicht Zeit gehabt,
oder es fehlet ihnen an Mitteln, den Platz der ehema-
ligen Feſtungswerke eben zu machen, und in Gaͤrten
oder Aecker zu verwandeln. Das, was ich davon ge-
ſehen habe, liegt noch unter dem Druck der Zerſtoͤ-
rung. Es fieng an finſter zu werden, als ich in die
Stadt kam, und den andern Morgen reiſete ich mit
Anbruch des Tages wieder ab; folglich kann ich nichts
von der Stadt ſagen. Die Straße, wo ich abſtieg,
iſt breit und ſchoͤn, und gab mir durch die Lebhaftig-
keit, die bis in die Nacht hinein darauf herrſchte, ei-
nen guten Begriff von dem Orte.

Den 9 September. Von Freyburg nach Baſel.

Die ehemals ſchoͤnen Dammwege (Chauſſées)
von Freyburg aus fangen an, wegen Mangel der
Unterhaltung, etwas ſchlecht zu werden. Die oͤſter-
reichiſche Regierung hat, wo ich nicht irre, in Deutſch-
land zuerſt das Beyſpiel guter Dammwege gegeben;
aber es ſcheinet, daß die Anſtalten zur Unterhaltung
derſelben verſaͤumt worden. Beſſer iſt fuͤr die neu
angelegten, auf denen ich von Eiſenach aus herauf-
gekommen bin, geſorgt; dieſe werden ſchon jetzt auf
das fleißigſte unterhalten. An gar vielen Orten liegen
Haufen zerſtoßener Kieſelſteine von 20 bis 30 Schritt

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[28/0046] Tagebuch von einer nach Nizza ſamer, gerader und ehrlicher, und iſt auch weit beſ- ſer gekleidet als dort. Freyburg, eine ehedem ſo ſtarke Feſtung, iſt jetzt ein offener Ort. Und obgleich oͤſterreichiſche Be- ſatzung darin liegt, ſo ſind keine Wachen an den Tho- ren; denn wer nicht durch die Thore aus- und einge- hen wollte, koͤnnte uͤber die niedergeriſſenen Waͤlle ge- hen. Die Einwohner haben noch nicht Zeit gehabt, oder es fehlet ihnen an Mitteln, den Platz der ehema- ligen Feſtungswerke eben zu machen, und in Gaͤrten oder Aecker zu verwandeln. Das, was ich davon ge- ſehen habe, liegt noch unter dem Druck der Zerſtoͤ- rung. Es fieng an finſter zu werden, als ich in die Stadt kam, und den andern Morgen reiſete ich mit Anbruch des Tages wieder ab; folglich kann ich nichts von der Stadt ſagen. Die Straße, wo ich abſtieg, iſt breit und ſchoͤn, und gab mir durch die Lebhaftig- keit, die bis in die Nacht hinein darauf herrſchte, ei- nen guten Begriff von dem Orte. Den 9 September. Von Freyburg nach Baſel. Die ehemals ſchoͤnen Dammwege (Chauſſées) von Freyburg aus fangen an, wegen Mangel der Unterhaltung, etwas ſchlecht zu werden. Die oͤſter- reichiſche Regierung hat, wo ich nicht irre, in Deutſch- land zuerſt das Beyſpiel guter Dammwege gegeben; aber es ſcheinet, daß die Anſtalten zur Unterhaltung derſelben verſaͤumt worden. Beſſer iſt fuͤr die neu angelegten, auf denen ich von Eiſenach aus herauf- gekommen bin, geſorgt; dieſe werden ſchon jetzt auf das fleißigſte unterhalten. An gar vielen Orten liegen Haufen zerſtoßener Kieſelſteine von 20 bis 30 Schritt von

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/46>, abgerufen am 24.11.2024.