tischer Fabeln in italiänische Verse übersetzt herausge- geben. Auch muß ich hier meine Erkenntlichkeit ge- gen den Herrn Consigl. Pecis an den Tag legen, der sich ebenfalls meinethalben viel bemühet hat.
Sehr gern hätte ich mich länger in Meiland auf- gehalten, und von dort aus auch Pavia und andere Orte besucht; aber ein fataler Umstand hielt mich da- von ab. Seit meiner Abreise von Nizza bis auf mei- ne Ankunft in Meiland hatte ich mich ganz wohl be- funden; hier aber fieng ich den andern Tag nach mei- ner Ankunft an Blut auszuwerfen, ich bekam geschwol- lene Füße, und dabey stellte sich ein merkliches schlei- chendes Fieber ein. Mit diesem schleppte ich mich in Meiland herum, und ich hoffte von einem Tage zum andern, es würde sich von selbst verlieren; da es aber eher zu[-] als abnahm, schien mir der Umstand ernst- lich zu werden, und ich gerieth in Verlegenheit. Auf der einen Seite war es mißlich, bey diesem Umstand über die Alpen zu reisen; auf der andern Seite schien es mir noch bedenklicher, an einem fremden Orte das Aeußerste abzuwarten. Jch zog doch das erste vor, und reiste den letzten May, wiewohl ungern, aus Meiland ab.
Den 31 May. Reise von Meiland über Como nach Codelago.
Reise von Meiland nach Como.
Jch hätte meinen Weg auf den Lago maggiore nehmen, und bey dieser Gelegenheit die berühmten borromeischen Jnseln, nach denen so mancher Reisen- de einen Umweg nimmt, sehen können. Als ich aber bedachte, daß an einem mitten im Wasser liegenden, in Terrassen ausgehauenen Felsen doch nichts Merk-
wür-
Tagebuch von der Ruͤckreiſe
tiſcher Fabeln in italiaͤniſche Verſe uͤberſetzt herausge- geben. Auch muß ich hier meine Erkenntlichkeit ge- gen den Herrn Conſigl. Pecis an den Tag legen, der ſich ebenfalls meinethalben viel bemuͤhet hat.
Sehr gern haͤtte ich mich laͤnger in Meiland auf- gehalten, und von dort aus auch Pavia und andere Orte beſucht; aber ein fataler Umſtand hielt mich da- von ab. Seit meiner Abreiſe von Nizza bis auf mei- ne Ankunft in Meiland hatte ich mich ganz wohl be- funden; hier aber fieng ich den andern Tag nach mei- ner Ankunft an Blut auszuwerfen, ich bekam geſchwol- lene Fuͤße, und dabey ſtellte ſich ein merkliches ſchlei- chendes Fieber ein. Mit dieſem ſchleppte ich mich in Meiland herum, und ich hoffte von einem Tage zum andern, es wuͤrde ſich von ſelbſt verlieren; da es aber eher zu[-] als abnahm, ſchien mir der Umſtand ernſt- lich zu werden, und ich gerieth in Verlegenheit. Auf der einen Seite war es mißlich, bey dieſem Umſtand uͤber die Alpen zu reiſen; auf der andern Seite ſchien es mir noch bedenklicher, an einem fremden Orte das Aeußerſte abzuwarten. Jch zog doch das erſte vor, und reiſte den letzten May, wiewohl ungern, aus Meiland ab.
Den 31 May. Reiſe von Meiland uͤber Como nach Codelago.
Reiſe von Meiland nach Como.
Jch haͤtte meinen Weg auf den Lago maggiore nehmen, und bey dieſer Gelegenheit die beruͤhmten borromeiſchen Jnſeln, nach denen ſo mancher Reiſen- de einen Umweg nimmt, ſehen koͤnnen. Als ich aber bedachte, daß an einem mitten im Waſſer liegenden, in Terraſſen ausgehauenen Felſen doch nichts Merk-
wuͤr-
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Tagebuch von der Ruͤckreiſe
tiſcher Fabeln in italiaͤniſche Verſe uͤberſetzt herausge-
geben. Auch muß ich hier meine Erkenntlichkeit ge-
gen den Herrn Conſigl. Pecis an den Tag legen,
der ſich ebenfalls meinethalben viel bemuͤhet hat.
Sehr gern haͤtte ich mich laͤnger in Meiland auf-
gehalten, und von dort aus auch Pavia und andere
Orte beſucht; aber ein fataler Umſtand hielt mich da-
von ab. Seit meiner Abreiſe von Nizza bis auf mei-
ne Ankunft in Meiland hatte ich mich ganz wohl be-
funden; hier aber fieng ich den andern Tag nach mei-
ner Ankunft an Blut auszuwerfen, ich bekam geſchwol-
lene Fuͤße, und dabey ſtellte ſich ein merkliches ſchlei-
chendes Fieber ein. Mit dieſem ſchleppte ich mich in
Meiland herum, und ich hoffte von einem Tage zum
andern, es wuͤrde ſich von ſelbſt verlieren; da es aber
eher zu- als abnahm, ſchien mir der Umſtand ernſt-
lich zu werden, und ich gerieth in Verlegenheit. Auf
der einen Seite war es mißlich, bey dieſem Umſtand
uͤber die Alpen zu reiſen; auf der andern Seite ſchien
es mir noch bedenklicher, an einem fremden Orte das
Aeußerſte abzuwarten. Jch zog doch das erſte vor,
und reiſte den letzten May, wiewohl ungern, aus
Meiland ab.
Den 31 May. Reiſe von Meiland uͤber Como
nach Codelago.
Jch haͤtte meinen Weg auf den Lago maggiore
nehmen, und bey dieſer Gelegenheit die beruͤhmten
borromeiſchen Jnſeln, nach denen ſo mancher Reiſen-
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bedachte, daß an einem mitten im Waſſer liegenden,
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/364>, abgerufen am 16.02.2025.
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