gestochen, aber erst neulich vermehrt und verbessert un- ter folgendem Titel wieder abgedruckt worden: Carta corografica degli Stati di S. M. il Re di Sardegna data in luce dall' Ingegnere Borgonio nel 1683: col- retta ed accresciuta nell'a. 1772.
Für meine Reise nach Meiland miethete ich für vier Zechinen einen Fuhrmann, der mich in dritthalb Tagen dahin bringen sollte.
Den 21 May gleich nach Mittag reisete ich ab, und kam denselbigen Tag noch nach Cigliano.
Von Turin nach Chivasso, welches zehn Mei-Reise von Turin nach Cigliano. len gerechnet wird, ist ein schönes, ebenes und frucht- bares Land von Wiesen und Aeckern. Chivasso ist eine mittelmäßige Festung, in einer sehr angenehmen Lage. Hinter diesem Orte fand ich die Felder von einem kürz- lich gefallenen Hagel gänzlich verwüstet, und den Land- mann beschäfftiget, das zerschlagene noch meist unrei- fe Getreide, um es als Heu und Stroh noch zu nu- tzen, einzufahren. Selbst die Bäume waren übel zugerichtet.
Der Hagel ist eine zu gewöhnliche Landplage in Piemont. Die weite Ebene ist gegen Mittag, Abend und Norden von einem Kreis hoher Gebürge umgeben, davon der Schnee erst mitten im Sommer, auf den gegen Norden liegenden Alpen aber gar nicht wegschmelzt. Die heisse Luft des ebenen Landes wird also gar oft durch die von den Gebürgen kommenden eiskalten Winde plötzlich erkältet, wodurch der Hagel hier so gemein wird. Nach einer alten Tradition, die sich in Turin erhalten hat, sollen in den alten Zei- ten die Einwohner dieses Landes des öftern Hagels hal-
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von Nizza nach Deutſchland.
geſtochen, aber erſt neulich vermehrt und verbeſſert un- ter folgendem Titel wieder abgedruckt worden: Carta corografica degli Stati di S. M. il Rè di Sardegna data in luce dall' Ingegnere Borgonio nel 1683: col- retta ed accreſciuta nell'a. 1772.
Fuͤr meine Reiſe nach Meiland miethete ich fuͤr vier Zechinen einen Fuhrmann, der mich in dritthalb Tagen dahin bringen ſollte.
Den 21 May gleich nach Mittag reiſete ich ab, und kam denſelbigen Tag noch nach Cigliano.
Von Turin nach Chivaſſo, welches zehn Mei-Reiſe von Turin nach Cigliano. len gerechnet wird, iſt ein ſchoͤnes, ebenes und frucht- bares Land von Wieſen und Aeckern. Chivaſſo iſt eine mittelmaͤßige Feſtung, in einer ſehr angenehmen Lage. Hinter dieſem Orte fand ich die Felder von einem kuͤrz- lich gefallenen Hagel gaͤnzlich verwuͤſtet, und den Land- mann beſchaͤfftiget, das zerſchlagene noch meiſt unrei- fe Getreide, um es als Heu und Stroh noch zu nu- tzen, einzufahren. Selbſt die Baͤume waren uͤbel zugerichtet.
Der Hagel iſt eine zu gewoͤhnliche Landplage in Piemont. Die weite Ebene iſt gegen Mittag, Abend und Norden von einem Kreis hoher Gebuͤrge umgeben, davon der Schnee erſt mitten im Sommer, auf den gegen Norden liegenden Alpen aber gar nicht wegſchmelzt. Die heiſſe Luft des ebenen Landes wird alſo gar oft durch die von den Gebuͤrgen kommenden eiskalten Winde ploͤtzlich erkaͤltet, wodurch der Hagel hier ſo gemein wird. Nach einer alten Tradition, die ſich in Turin erhalten hat, ſollen in den alten Zei- ten die Einwohner dieſes Landes des oͤftern Hagels hal-
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von Nizza nach Deutſchland.
geſtochen, aber erſt neulich vermehrt und verbeſſert un-
ter folgendem Titel wieder abgedruckt worden: Carta
corografica degli Stati di S. M. il Rè di Sardegna
data in luce dall' Ingegnere Borgonio nel 1683: col-
retta ed accreſciuta nell'a. 1772.
Fuͤr meine Reiſe nach Meiland miethete ich fuͤr
vier Zechinen einen Fuhrmann, der mich in dritthalb
Tagen dahin bringen ſollte.
Den 21 May gleich nach Mittag reiſete ich ab,
und kam denſelbigen Tag noch nach Cigliano.
Von Turin nach Chivaſſo, welches zehn Mei-
len gerechnet wird, iſt ein ſchoͤnes, ebenes und frucht-
bares Land von Wieſen und Aeckern. Chivaſſo iſt eine
mittelmaͤßige Feſtung, in einer ſehr angenehmen Lage.
Hinter dieſem Orte fand ich die Felder von einem kuͤrz-
lich gefallenen Hagel gaͤnzlich verwuͤſtet, und den Land-
mann beſchaͤfftiget, das zerſchlagene noch meiſt unrei-
fe Getreide, um es als Heu und Stroh noch zu nu-
tzen, einzufahren. Selbſt die Baͤume waren uͤbel
zugerichtet.
Reiſe von
Turin nach
Cigliano.
Der Hagel iſt eine zu gewoͤhnliche Landplage in
Piemont. Die weite Ebene iſt gegen Mittag,
Abend und Norden von einem Kreis hoher Gebuͤrge
umgeben, davon der Schnee erſt mitten im Sommer,
auf den gegen Norden liegenden Alpen aber gar nicht
wegſchmelzt. Die heiſſe Luft des ebenen Landes wird
alſo gar oft durch die von den Gebuͤrgen kommenden
eiskalten Winde ploͤtzlich erkaͤltet, wodurch der Hagel
hier ſo gemein wird. Nach einer alten Tradition,
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/341>, abgerufen am 22.07.2024.
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