Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.gethanen Reise. und hier noch keine ordentlich gedämmte Wege oderSchlimmeLandstraßen. Chaussees sind, so müssen bey nassem Wetter, beson- ders im Frühling und Herbst, die Wege höchst be- schwerlich seyn. Man siehet dieses auch deutlich an den hier und da aus den nassen Jahrszeiten übrig ge- bliebenen sehr tiefen Geleisen; denn diese Straße müs- sen die Fuhrleute nehmen, die aus Sachsen und Brandenburg Güter nach Frankfurt, oder von da nach diesen Ländern führen. Es ist kaum glaublich, was für Mühe und Beschwerlichkeiten diese Fuhrleu- te bey lange anhaltender Nässe auf solchen Straßen ausstehen. Dieses vertheuert natürlicher Weise die Frachten gar sehr, so daß es eine wahre Barbarey ist, dergleichen wichtige Landstraßen in so elendem Zustande zu lassen. Es scheint, daß unter den guten menschli- chen Anstalten nichts langsamer zur Vollkommenheit komme, als die allgemeine Landespolizey. Man siehet auf dieser Straße von weitem ein Auf der ganzen Straße hat man schöne Aussich- Den
gethanen Reiſe. und hier noch keine ordentlich gedaͤmmte Wege oderSchlimmeLandſtraßen. Chauſſées ſind, ſo muͤſſen bey naſſem Wetter, beſon- ders im Fruͤhling und Herbſt, die Wege hoͤchſt be- ſchwerlich ſeyn. Man ſiehet dieſes auch deutlich an den hier und da aus den naſſen Jahrszeiten uͤbrig ge- bliebenen ſehr tiefen Geleiſen; denn dieſe Straße muͤſ- ſen die Fuhrleute nehmen, die aus Sachſen und Brandenburg Guͤter nach Frankfurt, oder von da nach dieſen Laͤndern fuͤhren. Es iſt kaum glaublich, was fuͤr Muͤhe und Beſchwerlichkeiten dieſe Fuhrleu- te bey lange anhaltender Naͤſſe auf ſolchen Straßen ausſtehen. Dieſes vertheuert natuͤrlicher Weiſe die Frachten gar ſehr, ſo daß es eine wahre Barbarey iſt, dergleichen wichtige Landſtraßen in ſo elendem Zuſtande zu laſſen. Es ſcheint, daß unter den guten menſchli- chen Anſtalten nichts langſamer zur Vollkommenheit komme, als die allgemeine Landespolizey. Man ſiehet auf dieſer Straße von weitem ein Auf der ganzen Straße hat man ſchoͤne Ausſich- Den
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gethanen Reiſe.
und hier noch keine ordentlich gedaͤmmte Wege oder
Chauſſées ſind, ſo muͤſſen bey naſſem Wetter, beſon-
ders im Fruͤhling und Herbſt, die Wege hoͤchſt be-
ſchwerlich ſeyn. Man ſiehet dieſes auch deutlich an
den hier und da aus den naſſen Jahrszeiten uͤbrig ge-
bliebenen ſehr tiefen Geleiſen; denn dieſe Straße muͤſ-
ſen die Fuhrleute nehmen, die aus Sachſen und
Brandenburg Guͤter nach Frankfurt, oder von da
nach dieſen Laͤndern fuͤhren. Es iſt kaum glaublich,
was fuͤr Muͤhe und Beſchwerlichkeiten dieſe Fuhrleu-
te bey lange anhaltender Naͤſſe auf ſolchen Straßen
ausſtehen. Dieſes vertheuert natuͤrlicher Weiſe die
Frachten gar ſehr, ſo daß es eine wahre Barbarey iſt,
dergleichen wichtige Landſtraßen in ſo elendem Zuſtande
zu laſſen. Es ſcheint, daß unter den guten menſchli-
chen Anſtalten nichts langſamer zur Vollkommenheit
komme, als die allgemeine Landespolizey.
Schlimme
Landſtraßen.
Man ſiehet auf dieſer Straße von weitem ein
paar zerſtoͤrte Bergſchloͤſſer, die ehedem den Grafen
von Gleichen gehoͤrt haben. Und bey dieſer Gele-
genheit erfuhr ich, daß in dieſen Gegenden das An-
denken des beruͤhmten Grafen von Gleichen, der eine
ſaraceniſche Gemahlinn von ſeinem Zuge nach Palaͤ-
ſtina zuruͤckgebracht haben ſoll, ſich durch Ueberliefe-
rung unter dem gemeinen Volk erhalten hat. Denn
mein Fuhrmann ſagte mir, als er mir dieſe Schloͤſſer
wies: ſie haben einem Grafen gehoͤrt, der mit zwey
Frauen zugleich verheirathet geweſen ſey.
Auf der ganzen Straße hat man ſchoͤne Ausſich-
ten in die gegen Mittag liegenden, mit vielen angeneh-
men Hoͤhen beſetzten Laͤnder.
Den
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