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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
in Ansehung der Unterhaltung und Ausbesserung des
Schadhaften an.

Die Treppen in den Häusern sind insgemein ge-
mauert, und die Tritte mit dünnen Platten von schwar-
zem Schiefer belegt. Verschiedentlich werden solche
Platten auch zu Bekleidung der Thürgewände und der
Fenster gebraucht. Sie werden aus dem Genuesi-
schen hergebracht, und thun im Bauen große Dienste.

Jnwendig sind die Häuser durchgehends sehr un-
reinlich, und auf den Treppen gemeiniglich genug von
übelm Geruch. Es wird nichts weder gewaschen noch
ausgebessert. Da bey den engen Straßen die Zim-
mer an sich schon wenig Licht haben, wird nicht einmal
dafür gesorget, daß die Fenster rein gehalten werden.
Jch habe, und nicht in den geringsten Häusern, sol-
che gesehen, die wegen des auswendig darauf sitzenden
Staubes und inwendigen von Fliegen herkommenden
Schmuzes fast ganz undurchsichtig geworden. Man
kann sich schwer in die Empfindungsart solcher Men-
schen setzen, die eine so ekelhafte Unreinlichkeit ertra-
gen können. Ohne Zweifel trägt dieses viel zu der
ungeheuern Menge Fliegen bey, die hier gezeugt wer-
den. Alle Spiegel müssen mit Vorhängen von Flor
bedeckt werden, wenn sie nicht in ein paar Tagen von
den Fliegen unbrauchbar gemacht werden sollen.
Wenn ich höchstens ein Duzend der besten Häuser in
dieser Stadt ausnehme, so wäre es mir nicht möglich,
in irgend einem der übrigen zu wohnen.

Jch halte die Stadt auch im Winter für unge-
sund. Die Häuser können nicht gelüftet werden, und
sind, weil die Sonne fast nirgend hinkommen kann,
kalt und feucht. Wenn man nun im Winter bey

schö-

Tagebuch von einer nach Nizza
in Anſehung der Unterhaltung und Ausbeſſerung des
Schadhaften an.

Die Treppen in den Haͤuſern ſind insgemein ge-
mauert, und die Tritte mit duͤnnen Platten von ſchwar-
zem Schiefer belegt. Verſchiedentlich werden ſolche
Platten auch zu Bekleidung der Thuͤrgewaͤnde und der
Fenſter gebraucht. Sie werden aus dem Genueſi-
ſchen hergebracht, und thun im Bauen große Dienſte.

Jnwendig ſind die Haͤuſer durchgehends ſehr un-
reinlich, und auf den Treppen gemeiniglich genug von
uͤbelm Geruch. Es wird nichts weder gewaſchen noch
ausgebeſſert. Da bey den engen Straßen die Zim-
mer an ſich ſchon wenig Licht haben, wird nicht einmal
dafuͤr geſorget, daß die Fenſter rein gehalten werden.
Jch habe, und nicht in den geringſten Haͤuſern, ſol-
che geſehen, die wegen des auswendig darauf ſitzenden
Staubes und inwendigen von Fliegen herkommenden
Schmuzes faſt ganz undurchſichtig geworden. Man
kann ſich ſchwer in die Empfindungsart ſolcher Men-
ſchen ſetzen, die eine ſo ekelhafte Unreinlichkeit ertra-
gen koͤnnen. Ohne Zweifel traͤgt dieſes viel zu der
ungeheuern Menge Fliegen bey, die hier gezeugt wer-
den. Alle Spiegel muͤſſen mit Vorhaͤngen von Flor
bedeckt werden, wenn ſie nicht in ein paar Tagen von
den Fliegen unbrauchbar gemacht werden ſollen.
Wenn ich hoͤchſtens ein Duzend der beſten Haͤuſer in
dieſer Stadt ausnehme, ſo waͤre es mir nicht moͤglich,
in irgend einem der uͤbrigen zu wohnen.

Jch halte die Stadt auch im Winter fuͤr unge-
ſund. Die Haͤuſer koͤnnen nicht geluͤftet werden, und
ſind, weil die Sonne faſt nirgend hinkommen kann,
kalt und feucht. Wenn man nun im Winter bey

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[182/0202] Tagebuch von einer nach Nizza in Anſehung der Unterhaltung und Ausbeſſerung des Schadhaften an. Die Treppen in den Haͤuſern ſind insgemein ge- mauert, und die Tritte mit duͤnnen Platten von ſchwar- zem Schiefer belegt. Verſchiedentlich werden ſolche Platten auch zu Bekleidung der Thuͤrgewaͤnde und der Fenſter gebraucht. Sie werden aus dem Genueſi- ſchen hergebracht, und thun im Bauen große Dienſte. Jnwendig ſind die Haͤuſer durchgehends ſehr un- reinlich, und auf den Treppen gemeiniglich genug von uͤbelm Geruch. Es wird nichts weder gewaſchen noch ausgebeſſert. Da bey den engen Straßen die Zim- mer an ſich ſchon wenig Licht haben, wird nicht einmal dafuͤr geſorget, daß die Fenſter rein gehalten werden. Jch habe, und nicht in den geringſten Haͤuſern, ſol- che geſehen, die wegen des auswendig darauf ſitzenden Staubes und inwendigen von Fliegen herkommenden Schmuzes faſt ganz undurchſichtig geworden. Man kann ſich ſchwer in die Empfindungsart ſolcher Men- ſchen ſetzen, die eine ſo ekelhafte Unreinlichkeit ertra- gen koͤnnen. Ohne Zweifel traͤgt dieſes viel zu der ungeheuern Menge Fliegen bey, die hier gezeugt wer- den. Alle Spiegel muͤſſen mit Vorhaͤngen von Flor bedeckt werden, wenn ſie nicht in ein paar Tagen von den Fliegen unbrauchbar gemacht werden ſollen. Wenn ich hoͤchſtens ein Duzend der beſten Haͤuſer in dieſer Stadt ausnehme, ſo waͤre es mir nicht moͤglich, in irgend einem der uͤbrigen zu wohnen. Jch halte die Stadt auch im Winter fuͤr unge- ſund. Die Haͤuſer koͤnnen nicht geluͤftet werden, und ſind, weil die Sonne faſt nirgend hinkommen kann, kalt und feucht. Wenn man nun im Winter bey ſchoͤ-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/202>, abgerufen am 22.11.2024.