Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.Beschreibung einiger Merckwürdigkeiten weiter in den See hinein und bis gegen dem vorüber liegenden Gestadebey Habspurg ausbreitet, so soll auf diesen Fall der Wind ein ge- wisses Zeichen eines bevorstehenden grossen Ungewitters seyn. Meh- rere Umstände von dieser Geschicht habe ich von diesen Leuten nicht erfahren können, und weiß auch nicht, wie weit dieses Ungewitter- Zeichen begründet ist. Es diente vielleicht zu einer Auflösung die- fer Begebenheit, wenn sie je wahr ist, wenn man auch den Anfang dieses Windes wüßte, wie man das End desselben weiß. Es kan seyn, daß derselbe aus den hinten im Unterwalder-Lande stehenden Bergen seinen Ursprung hat, wenn sich daselbst eine Berg-Höle befindet, die wie eine AEolipila ist. Man hat indessen Exempel genug von Winden, welche nur in einer kleinen Gegend starck gewütet ha- ben, da man sie an nahe dabey gelegnen Orten nicht gespüret hat. Den 18. August. Reise vonStansstad auf Altorff. Die Absicht war von Stansstad auf Engelberg, und von dort Fläche
Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten weiter in den See hinein und bis gegen dem voruͤber liegenden Geſtadebey Habſpurg ausbreitet, ſo ſoll auf dieſen Fall der Wind ein ge- wiſſes Zeichen eines bevorſtehenden groſſen Ungewitters ſeyn. Meh- rere Umſtaͤnde von dieſer Geſchicht habe ich von dieſen Leuten nicht erfahren koͤnnen, und weiß auch nicht, wie weit dieſes Ungewitter- Zeichen begruͤndet iſt. Es diente vielleicht zu einer Aufloͤſung die- fer Begebenheit, wenn ſie je wahr iſt, wenn man auch den Anfang dieſes Windes wuͤßte, wie man das End deſſelben weiß. Es kan ſeyn, daß derſelbe aus den hinten im Unterwalder-Lande ſtehenden Bergen ſeinen Urſprung hat, wenn ſich daſelbſt eine Berg-Hoͤle befindet, die wie eine Æolipila iſt. Man hat indeſſen Exempel genug von Winden, welche nur in einer kleinen Gegend ſtarck gewuͤtet ha- ben, da man ſie an nahe dabey gelegnen Orten nicht geſpuͤret hat. Den 18. Auguſt. Reiſe vonStansſtad auf Altorff. Die Abſicht war von Stansſtad auf Engelberg, und von dort Flaͤche
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten</hi></fw><lb/> weiter in den See hinein und bis gegen dem voruͤber liegenden Geſtade<lb/> bey Habſpurg ausbreitet, ſo ſoll auf dieſen Fall der Wind ein ge-<lb/> wiſſes Zeichen eines bevorſtehenden groſſen Ungewitters ſeyn. Meh-<lb/> rere Umſtaͤnde von dieſer Geſchicht habe ich von dieſen Leuten nicht<lb/> erfahren koͤnnen, und weiß auch nicht, wie weit dieſes Ungewitter-<lb/> Zeichen begruͤndet iſt. Es diente vielleicht zu einer Aufloͤſung die-<lb/> fer Begebenheit, wenn ſie je wahr iſt, wenn man auch den Anfang<lb/> dieſes Windes wuͤßte, wie man das End deſſelben weiß. Es kan<lb/> ſeyn, daß derſelbe aus den hinten im Unterwalder-Lande ſtehenden<lb/> Bergen ſeinen Urſprung hat, wenn ſich daſelbſt eine Berg-Hoͤle<lb/> befindet, die wie eine <hi rendition="#aq">Æolipila</hi> iſt. Man hat indeſſen Exempel genug<lb/> von Winden, welche nur in einer kleinen Gegend ſtarck gewuͤtet ha-<lb/> ben, da man ſie an nahe dabey gelegnen Orten nicht geſpuͤret hat.</p> </div><lb/> <div type="diaryEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Den 18. Auguſt.</hi> </hi> </head><lb/> <note place="left">Reiſe von<lb/> Stansſtad<lb/> auf Altorff.</note> <p>Die Abſicht war von Stansſtad auf Engelberg, und von dort<lb/> uͤber die Surner Alpen nach Altorff zu gehen, weil ich mich aber von<lb/> dem zugeſtoſſenen Fieber noch nicht voͤllig erholet hatte, und auch<lb/> aus gewiſſen Gruͤnden zu Stansſtad nicht laͤnger mehr bleiben wolte,<lb/> ſo faßte ich den Entſchluß uͤber See nach Altorff zu fahren. Da<lb/> ich aber die gantze Zeit, die wir auf dem See zubrachten, mich in<lb/> einem Bette und in zimlicher Schwachheit befande, ſo habe ich auch<lb/> auf dieſer Schiffahrt wenig merckwuͤrdiges beobachtet. An beyden<lb/> Seiten des Sees ſind ſehr hohe Berge, an welchen man verſchiedne<lb/> Felß-Lager von horizontalen, perpendicularen und inclinirten Flaͤchen<lb/> ſehen kan. Man hat auf der rechten Seite, nemlich im Schweitzer-<lb/> Canton, hoͤhere Berge, als zur lincken. Bey <hi rendition="#fr">Fluͤelen</hi> im Urner-<lb/> Gebiete ſtiegen wir ans Land, und hatten noch eine halbe Stunde<lb/> auf <hi rendition="#fr">Altorff,</hi> dem Haupt-Flecken des Urner-Cantons. Dieſes iſt<lb/> ein ſchoͤner wolgebauter Ort, hat weite Gaſſen und ſchoͤne Haͤuſer.<lb/> Hier fangen die Berge an recht groß zu werden, und auf einem ein<lb/> wenig unter Altorff gelegenen Berge erblickten wir das erſte Eiß,<lb/> welches an einem Orte des Berges gegen Morgen liegt. Da ich die<lb/> nach und nach zunehmende Groͤſſe der Berge betrachtet, kam mir<lb/> zu Sinn, daß es nuͤtzlich waͤre, eine allgemeine Beſchreibung von<lb/> der Beſchaffenheit der Erde, in Anſehung der Berge und Thaͤler,<lb/><note place="left">Allgemeine<lb/> Geographie<lb/> der Bergen.</note>zu machen. Man kuͤnte z. Ex. ohne Zweifel viel Licht in der Frage<lb/> von dem ehemaligen Zuſtande der Erde haben, wenn man eigent-<lb/> lich betrachten wuͤrde, welche Orte der Erden mercklich uͤber die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Flaͤche</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0053]
Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten
weiter in den See hinein und bis gegen dem voruͤber liegenden Geſtade
bey Habſpurg ausbreitet, ſo ſoll auf dieſen Fall der Wind ein ge-
wiſſes Zeichen eines bevorſtehenden groſſen Ungewitters ſeyn. Meh-
rere Umſtaͤnde von dieſer Geſchicht habe ich von dieſen Leuten nicht
erfahren koͤnnen, und weiß auch nicht, wie weit dieſes Ungewitter-
Zeichen begruͤndet iſt. Es diente vielleicht zu einer Aufloͤſung die-
fer Begebenheit, wenn ſie je wahr iſt, wenn man auch den Anfang
dieſes Windes wuͤßte, wie man das End deſſelben weiß. Es kan
ſeyn, daß derſelbe aus den hinten im Unterwalder-Lande ſtehenden
Bergen ſeinen Urſprung hat, wenn ſich daſelbſt eine Berg-Hoͤle
befindet, die wie eine Æolipila iſt. Man hat indeſſen Exempel genug
von Winden, welche nur in einer kleinen Gegend ſtarck gewuͤtet ha-
ben, da man ſie an nahe dabey gelegnen Orten nicht geſpuͤret hat.
Den 18. Auguſt.
Die Abſicht war von Stansſtad auf Engelberg, und von dort
uͤber die Surner Alpen nach Altorff zu gehen, weil ich mich aber von
dem zugeſtoſſenen Fieber noch nicht voͤllig erholet hatte, und auch
aus gewiſſen Gruͤnden zu Stansſtad nicht laͤnger mehr bleiben wolte,
ſo faßte ich den Entſchluß uͤber See nach Altorff zu fahren. Da
ich aber die gantze Zeit, die wir auf dem See zubrachten, mich in
einem Bette und in zimlicher Schwachheit befande, ſo habe ich auch
auf dieſer Schiffahrt wenig merckwuͤrdiges beobachtet. An beyden
Seiten des Sees ſind ſehr hohe Berge, an welchen man verſchiedne
Felß-Lager von horizontalen, perpendicularen und inclinirten Flaͤchen
ſehen kan. Man hat auf der rechten Seite, nemlich im Schweitzer-
Canton, hoͤhere Berge, als zur lincken. Bey Fluͤelen im Urner-
Gebiete ſtiegen wir ans Land, und hatten noch eine halbe Stunde
auf Altorff, dem Haupt-Flecken des Urner-Cantons. Dieſes iſt
ein ſchoͤner wolgebauter Ort, hat weite Gaſſen und ſchoͤne Haͤuſer.
Hier fangen die Berge an recht groß zu werden, und auf einem ein
wenig unter Altorff gelegenen Berge erblickten wir das erſte Eiß,
welches an einem Orte des Berges gegen Morgen liegt. Da ich die
nach und nach zunehmende Groͤſſe der Berge betrachtet, kam mir
zu Sinn, daß es nuͤtzlich waͤre, eine allgemeine Beſchreibung von
der Beſchaffenheit der Erde, in Anſehung der Berge und Thaͤler,
zu machen. Man kuͤnte z. Ex. ohne Zweifel viel Licht in der Frage
von dem ehemaligen Zuſtande der Erde haben, wenn man eigent-
lich betrachten wuͤrde, welche Orte der Erden mercklich uͤber die
Flaͤche
Allgemeine
Geographie
der Bergen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |