get, daß Ludewig sich durch seinen Ehrgeitz sehr" arm gemacht." Der Brief selbsten lautet also:
Mein Herr.
Ich wünschte, daß Sie unter denen vielen Din- gen, wovon Sie bisher geredet, auch einmahl die Nichtigkeit der Conqueten in Betrachtung gezogen hätten. Dieses erinnert uns sogleich des Königs von Franckreich, der zu unserer Zeit für den grösten Conqueranten gehalten wird. Es ist sicher, daß er durch seine Conqueten nichts gewinnen können, wenn sie ihm nicht auch zugleich eine grössere An- zahl Unterthanen, grössere Reichthümer oder meh- rere Macht zuwege gebracht haben. Dem sey aber wie ihm wolle, so überlasse ich meine Gedancken über diese drey Stücke dero Prüfung.
Was die Vermehrung seiner Unterthanen be- trift, so bestunden alle dieselbigen zu der Zeit, da er anfing selber zu regieren, in denen, die er sich durch die Waffen unterthänig gemacht, und deren Besitz ihm in dem Frieden bestättiget worden. Damahls hatte er nicht mehr als 1/3 von Flandern, und also nicht mehr als 1/3 der Einwohner dieses Landes.
Es sind ohngefehr 100. Jahre, daß alles Volck in Flandern, nach einer genauen Zehlung, sich nicht über 750 tausend Menschen belauffen. Erweget man nun die vielen Plünderungen, die es in denen fast beständigen Kriegen erlitten; die zahlreichen Armeen, die alda fast immer auf Dis- eretion gelebet, und wodurch der Handel sehr viel gelitten, weil die Einwohner, die sich nicht sicher glaubten, sich wegbegeben: so wird man sich leicht vorstellen können, daß die Anzahl der Einwohner
sich
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des Menſchlichen Geſchlechts.
get, daß Ludewig ſich durch ſeinen Ehrgeitz ſehr„ arm gemacht.„ Der Brief ſelbſten lautet alſo:
Mein Herr.
Ich wuͤnſchte, daß Sie unter denen vielen Din- gen, wovon Sie bisher geredet, auch einmahl die Nichtigkeit der Conqueten in Betrachtung gezogen haͤtten. Dieſes erinnert uns ſogleich des Koͤnigs von Franckreich, der zu unſerer Zeit fuͤr den groͤſten Conqueranten gehalten wird. Es iſt ſicher, daß er durch ſeine Conqueten nichts gewinnen koͤnnen, wenn ſie ihm nicht auch zugleich eine groͤſſere An- zahl Unterthanen, groͤſſere Reichthuͤmer oder meh- rere Macht zuwege gebracht haben. Dem ſey aber wie ihm wolle, ſo uͤberlaſſe ich meine Gedancken uͤber dieſe drey Stuͤcke dero Pruͤfung.
Was die Vermehrung ſeiner Unterthanen be- trift, ſo beſtunden alle dieſelbigen zu der Zeit, da er anfing ſelber zu regieren, in denen, die er ſich durch die Waffen unterthaͤnig gemacht, und deren Beſitz ihm in dem Frieden beſtaͤttiget worden. Damahls hatte er nicht mehr als ⅓ von Flandern, und alſo nicht mehr als ⅓ der Einwohner dieſes Landes.
Es ſind ohngefehr 100. Jahre, daß alles Volck in Flandern, nach einer genauen Zehlung, ſich nicht uͤber 750 tauſend Menſchen belauffen. Erweget man nun die vielen Pluͤnderungen, die es in denen faſt beſtaͤndigen Kriegen erlitten; die zahlreichen Armeen, die alda faſt immer auf Dis- eretion gelebet, und wodurch der Handel ſehr viel gelitten, weil die Einwohner, die ſich nicht ſicher glaubten, ſich wegbegeben: ſo wird man ſich leicht vorſtellen koͤnnen, daß die Anzahl der Einwohner
ſich
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des Menſchlichen Geſchlechts.
get, daß Ludewig ſich durch ſeinen Ehrgeitz ſehr„
arm gemacht.„ Der Brief ſelbſten lautet alſo:
Mein Herr.
Ich wuͤnſchte, daß Sie unter denen vielen Din-
gen, wovon Sie bisher geredet, auch einmahl die
Nichtigkeit der Conqueten in Betrachtung gezogen
haͤtten. Dieſes erinnert uns ſogleich des Koͤnigs
von Franckreich, der zu unſerer Zeit fuͤr den groͤſten
Conqueranten gehalten wird. Es iſt ſicher, daß er
durch ſeine Conqueten nichts gewinnen koͤnnen,
wenn ſie ihm nicht auch zugleich eine groͤſſere An-
zahl Unterthanen, groͤſſere Reichthuͤmer oder meh-
rere Macht zuwege gebracht haben. Dem ſey aber
wie ihm wolle, ſo uͤberlaſſe ich meine Gedancken
uͤber dieſe drey Stuͤcke dero Pruͤfung.
Was die Vermehrung ſeiner Unterthanen be-
trift, ſo beſtunden alle dieſelbigen zu der Zeit, da er
anfing ſelber zu regieren, in denen, die er ſich durch
die Waffen unterthaͤnig gemacht, und deren Beſitz
ihm in dem Frieden beſtaͤttiget worden. Damahls
hatte er nicht mehr als ⅓ von Flandern, und alſo
nicht mehr als ⅓ der Einwohner dieſes Landes.
Es ſind ohngefehr 100. Jahre, daß alles
Volck in Flandern, nach einer genauen Zehlung,
ſich nicht uͤber 750 tauſend Menſchen belauffen.
Erweget man nun die vielen Pluͤnderungen, die
es in denen faſt beſtaͤndigen Kriegen erlitten; die
zahlreichen Armeen, die alda faſt immer auf Dis-
eretion gelebet, und wodurch der Handel ſehr viel
gelitten, weil die Einwohner, die ſich nicht ſicher
glaubten, ſich wegbegeben: ſo wird man ſich leicht
vorſtellen koͤnnen, daß die Anzahl der Einwohner
ſich
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/81>, abgerufen am 23.11.2024.
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