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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Menschlichen Geschlechts.
pazen sehr aufgerieben wird. Zweytens wird auch
die Vermehrung dadurch sehr gehindert, weil nicht
nur manche Frau durch Verlust ihres Mannes, an
fernerer Erzeugung der Kinder verhindert, sondern
weil auch manche Jungfer dadurch eines Ehegat-
tens beraubet wird. Es wird hernach bewiesen
werden, daß das Männliche und Weibliche Ge-
schlecht in denen Jahren, da man sich verheyrathet,
einander gleich sey. Wenn nun ein Krieg blutig
und langwierig, so muß nothwendig dadurch eine
grosse Ungleichheit zwischen beyden Geschlechtern
entstehen, und es muß daher manche Jungfer wider
ihren Willen im ehelosen Stande verbleiben.

Gehet man in die vorigen Zeiten ein wenig zu-
rück, und siehet wie die Kriege fast beständig wie ei-
ne Kette aneinander gehangen, so wird man leicht-
lich zugestehen müssen, daß dadurch die Vermeh-
rung gar sehr sey aufgehalten worden. Jedoch wir
haben Ursach GOtt zu dancken, theils für die Er-
findung des Puloers, als eines bequemen Mittels
zur Verkürtzung des Krieges, oder wenigstens zur
Schonung des Blutes der Menschen; theils weil
es scheinet, als wenn man anjetzo klüger und be-
dachtsamer wäre. Vor Alters waren die Kriege
mit der Niederlage grosser Heere, oder wohl gar
mit dem Untergange gantzer Völcker verknüpffet.
Bey der Eroberung der eintzigen Stadt Jerusalem,
[s] kam eine Million Menschen um, und durch das
Schwerdt allein, wurden bey der Zerstöhrung des
Jüdischen Landes 1. Million und 336690. Juden

aufge-
[s] Lipsius de Constant. l. 2. cap. 1. Opp. Vol. 4. wo die
Stellen aus dem Josephus und andern Scribenten angeführet
sind.

des Menſchlichen Geſchlechts.
pazen ſehr aufgerieben wird. Zweytens wird auch
die Vermehrung dadurch ſehr gehindert, weil nicht
nur manche Frau durch Verluſt ihres Mannes, an
fernerer Erzeugung der Kinder verhindert, ſondern
weil auch manche Jungfer dadurch eines Ehegat-
tens beraubet wird. Es wird hernach bewieſen
werden, daß das Maͤnnliche und Weibliche Ge-
ſchlecht in denen Jahren, da man ſich verheyrathet,
einander gleich ſey. Wenn nun ein Krieg blutig
und langwierig, ſo muß nothwendig dadurch eine
groſſe Ungleichheit zwiſchen beyden Geſchlechtern
entſtehen, und es muß daher manche Jungfer wider
ihren Willen im eheloſen Stande verbleiben.

Gehet man in die vorigen Zeiten ein wenig zu-
ruͤck, und ſiehet wie die Kriege faſt beſtaͤndig wie ei-
ne Kette aneinander gehangen, ſo wird man leicht-
lich zugeſtehen muͤſſen, daß dadurch die Vermeh-
rung gar ſehr ſey aufgehalten worden. Jedoch wir
haben Urſach GOtt zu dancken, theils fuͤr die Er-
findung des Puloers, als eines bequemen Mittels
zur Verkuͤrtzung des Krieges, oder wenigſtens zur
Schonung des Blutes der Menſchen; theils weil
es ſcheinet, als wenn man anjetzo kluͤger und be-
dachtſamer waͤre. Vor Alters waren die Kriege
mit der Niederlage groſſer Heere, oder wohl gar
mit dem Untergange gantzer Voͤlcker verknuͤpffet.
Bey der Eroberung der eintzigen Stadt Jeruſalem,
[s] kam eine Million Menſchen um, und durch das
Schwerdt allein, wurden bey der Zerſtoͤhrung des
Juͤdiſchen Landes 1. Million und 336690. Juden

aufge-
[s] Lipſius de Conſtant. l. 2. cap. 1. Opp. Vol. 4. wo die
Stellen aus dem Joſephus und andern Scribenten angefuͤhret
ſind.
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[31/0077] des Menſchlichen Geſchlechts. pazen ſehr aufgerieben wird. Zweytens wird auch die Vermehrung dadurch ſehr gehindert, weil nicht nur manche Frau durch Verluſt ihres Mannes, an fernerer Erzeugung der Kinder verhindert, ſondern weil auch manche Jungfer dadurch eines Ehegat- tens beraubet wird. Es wird hernach bewieſen werden, daß das Maͤnnliche und Weibliche Ge- ſchlecht in denen Jahren, da man ſich verheyrathet, einander gleich ſey. Wenn nun ein Krieg blutig und langwierig, ſo muß nothwendig dadurch eine groſſe Ungleichheit zwiſchen beyden Geſchlechtern entſtehen, und es muß daher manche Jungfer wider ihren Willen im eheloſen Stande verbleiben. Gehet man in die vorigen Zeiten ein wenig zu- ruͤck, und ſiehet wie die Kriege faſt beſtaͤndig wie ei- ne Kette aneinander gehangen, ſo wird man leicht- lich zugeſtehen muͤſſen, daß dadurch die Vermeh- rung gar ſehr ſey aufgehalten worden. Jedoch wir haben Urſach GOtt zu dancken, theils fuͤr die Er- findung des Puloers, als eines bequemen Mittels zur Verkuͤrtzung des Krieges, oder wenigſtens zur Schonung des Blutes der Menſchen; theils weil es ſcheinet, als wenn man anjetzo kluͤger und be- dachtſamer waͤre. Vor Alters waren die Kriege mit der Niederlage groſſer Heere, oder wohl gar mit dem Untergange gantzer Voͤlcker verknuͤpffet. Bey der Eroberung der eintzigen Stadt Jeruſalem, [s] kam eine Million Menſchen um, und durch das Schwerdt allein, wurden bey der Zerſtoͤhrung des Juͤdiſchen Landes 1. Million und 336690. Juden aufge- [s] Lipſius de Conſtant. l. 2. cap. 1. Opp. Vol. 4. wo die Stellen aus dem Joſephus und andern Scribenten angefuͤhret ſind.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/77>, abgerufen am 27.11.2024.