Wien ist seit 40 Jahren ebenfals sehr gewach- sen, wie aus der hinten angehängten Tabelle zu er- kennen. Um das Jahr 1700 war die Zahl der ge- storbenen 2 bis 21/2 tausend, um das Jahr 1710 war sie schon 31/2, 1715 und 16 über 41/2, von 1717 bis 26 war sie im Durchschnitt von 10 Jahren an 6000, nachher ist sie bis an 7000 angewachsen. Ob der Wachsthum wegen der veränderten politi- schen Umstände, als der Haupt-Ursach des so ge- schwinden Zuwachses werde so fortgehen, muß die Zeit lehren.
Paris hat seit etliche 60 Jahren keine merckli- che Veränderung hierinn gehabt. Im Jahr 1670 bis 72 war die Mittel-Zahl der gestorbenen 17400, von 1728 bis 1736 war sie 17800, also fast gleich. London hingegen hat seit der Zeit an 7000 todte mehr bekommen.
Breßlau hat sich in hundert Jahren um die Helffte vermehret. Die Mittel-Zahl der gestorbe- nen von 1634-1643 ist zu der von 1724-1733 wie 10 zu 16, wie aus der hinten angedruckten Tabelle zu ersehen.
§. 113.
Berlin ist seit 30 Jahren dergestalt angewach- sen, daß es über doppelt so viel Einwohner bekom- men. Oben ist gezeiget (§. 3. N. 2.) daß die Chur- Marck Brandenburg sich in 40 Jahren verdoppelt habe. An diesem Glück hat Berlin besonders Theil gehabt.
Die
Gebrauch der Todten-Liſten
Wien iſt ſeit 40 Jahren ebenfals ſehr gewach- ſen, wie aus der hinten angehaͤngten Tabelle zu er- kennen. Um das Jahr 1700 war die Zahl der ge- ſtorbenen 2 bis 2½ tauſend, um das Jahr 1710 war ſie ſchon 3½, 1715 und 16 uͤber 4½, von 1717 bis 26 war ſie im Durchſchnitt von 10 Jahren an 6000, nachher iſt ſie bis an 7000 angewachſen. Ob der Wachsthum wegen der veraͤnderten politi- ſchen Umſtaͤnde, als der Haupt-Urſach des ſo ge- ſchwinden Zuwachſes werde ſo fortgehen, muß die Zeit lehren.
Paris hat ſeit etliche 60 Jahren keine merckli- che Veraͤnderung hierinn gehabt. Im Jahr 1670 bis 72 war die Mittel-Zahl der geſtorbenen 17400, von 1728 bis 1736 war ſie 17800, alſo faſt gleich. London hingegen hat ſeit der Zeit an 7000 todte mehr bekommen.
Breßlau hat ſich in hundert Jahren um die Helffte vermehret. Die Mittel-Zahl der geſtorbe- nen von 1634-1643 iſt zu der von 1724-1733 wie 10 zu 16, wie aus der hinten angedruckten Tabelle zu erſehen.
§. 113.
Berlin iſt ſeit 30 Jahren dergeſtalt angewach- ſen, daß es uͤber doppelt ſo viel Einwohner bekom- men. Oben iſt gezeiget (§. 3. N. 2.) daß die Chur- Marck Brandenburg ſich in 40 Jahren verdoppelt habe. An dieſem Gluͤck hat Berlin beſonders Theil gehabt.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0386"n="338"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Gebrauch der Todten-Liſten</hi></fw><lb/><p>Wien iſt ſeit 40 Jahren ebenfals ſehr gewach-<lb/>ſen, wie aus der hinten angehaͤngten Tabelle zu er-<lb/>
kennen. Um das Jahr 1700 war die Zahl der ge-<lb/>ſtorbenen 2 bis 2½ tauſend, um das Jahr 1710<lb/>
war ſie ſchon 3½, 1715 und 16 uͤber 4½, von 1717<lb/>
bis 26 war ſie im Durchſchnitt von 10 Jahren an<lb/>
6000, nachher iſt ſie bis an 7000 angewachſen.<lb/>
Ob der Wachsthum wegen der veraͤnderten politi-<lb/>ſchen Umſtaͤnde, als der Haupt-Urſach des ſo ge-<lb/>ſchwinden Zuwachſes werde ſo fortgehen, muß die<lb/>
Zeit lehren.</p><lb/><p>Paris hat ſeit etliche 60 Jahren keine merckli-<lb/>
che Veraͤnderung hierinn gehabt. Im Jahr 1670<lb/>
bis 72 war die Mittel-Zahl der geſtorbenen 17400,<lb/>
von 1728 bis 1736 war ſie 17800, alſo faſt gleich.<lb/>
London hingegen hat ſeit der Zeit an 7000 todte<lb/>
mehr bekommen.</p><lb/><p>Breßlau hat ſich in hundert Jahren um die<lb/>
Helffte vermehret. Die Mittel-Zahl der geſtorbe-<lb/>
nen von 1634-1643 iſt zu der von 1724-1733 wie<lb/>
10 zu 16, wie aus der hinten angedruckten Tabelle<lb/>
zu erſehen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 113.</head><lb/><p>Berlin iſt ſeit 30 Jahren dergeſtalt angewach-<lb/>ſen, daß es uͤber doppelt ſo viel Einwohner bekom-<lb/>
men. Oben iſt gezeiget (§. 3. N. 2.) daß die Chur-<lb/>
Marck Brandenburg ſich in 40 Jahren verdoppelt<lb/>
habe. An dieſem Gluͤck hat Berlin beſonders Theil<lb/>
gehabt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[338/0386]
Gebrauch der Todten-Liſten
Wien iſt ſeit 40 Jahren ebenfals ſehr gewach-
ſen, wie aus der hinten angehaͤngten Tabelle zu er-
kennen. Um das Jahr 1700 war die Zahl der ge-
ſtorbenen 2 bis 2½ tauſend, um das Jahr 1710
war ſie ſchon 3½, 1715 und 16 uͤber 4½, von 1717
bis 26 war ſie im Durchſchnitt von 10 Jahren an
6000, nachher iſt ſie bis an 7000 angewachſen.
Ob der Wachsthum wegen der veraͤnderten politi-
ſchen Umſtaͤnde, als der Haupt-Urſach des ſo ge-
ſchwinden Zuwachſes werde ſo fortgehen, muß die
Zeit lehren.
Paris hat ſeit etliche 60 Jahren keine merckli-
che Veraͤnderung hierinn gehabt. Im Jahr 1670
bis 72 war die Mittel-Zahl der geſtorbenen 17400,
von 1728 bis 1736 war ſie 17800, alſo faſt gleich.
London hingegen hat ſeit der Zeit an 7000 todte
mehr bekommen.
Breßlau hat ſich in hundert Jahren um die
Helffte vermehret. Die Mittel-Zahl der geſtorbe-
nen von 1634-1643 iſt zu der von 1724-1733 wie
10 zu 16, wie aus der hinten angedruckten Tabelle
zu erſehen.
§. 113.
Berlin iſt ſeit 30 Jahren dergeſtalt angewach-
ſen, daß es uͤber doppelt ſo viel Einwohner bekom-
men. Oben iſt gezeiget (§. 3. N. 2.) daß die Chur-
Marck Brandenburg ſich in 40 Jahren verdoppelt
habe. An dieſem Gluͤck hat Berlin beſonders Theil
gehabt.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/386>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.