Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
Von denen Kranckheiten

2.) An Fiebern sind in London in beyden Zei-
ten vielmehr als hier zu Lande gestorben, und eben
daselbst scheinet die Zahl der an Fiebern gestorbenen
zugenommen zu haben. Die Ursachen der Fieber
sind eher bekand, folglich kan dieses denen Aertzten
Gelegenheit geben die Ursachen auszukundigen. Zu
was wird öfter Anlaß gegeben, als zu allerhand
Fiebern? sagt Herr D. Kundmann l. c. Doch wird
man unter hunderten gewiß kaum 5 antreffen, wel-
che die gantze Zeit ihres Lebens 3 bis 4 mahl febri-
citiret hätten, hergegen werden ihrer unter so vielen
nicht wenige seyn, welche ihr Lebelang ausser Ma-
sern und Pocken von allen Fiebern frey geblieben,
da doch mancher Mensch so viel Gelegenheit durch
verkehrte Lebens-Art, durch übles Verhalten und
verwöhnte Gemüths-Bewegungen dazu giebet, daß
er täglich ein Fieber und manchen Tag vielerley
derselben bekommen müste.

Hippocrates, Celsus, Galenus, Campanella,
Helmont, Sydenham, Stahl und andere halten
die Fieber für keine Kranckheit, sondern für ein Mit-
tel dagegen. Dis beweiset Herr Kundmann durch
Berlin, indem allhier im Jahr 1720 von 114 vier-
tägigen, 436 dreytägigen, und 197 täglichen Febri-
citanten, die alle unter denen Soldaten gewesen,
kein einziger gestorben. Er schreibt die Ursach der
Vorsorge unsers gottseligen Königes Majestät zu,
die durch gute Artzte und Chirurgos die Soldaten
warten lassen, dahergegen sind unter der Bürger-
schaft allein 72 angegeben worden, die daran gestor-
ben, ohne die, so in Abzehrung und Wassersucht
verfallen, weil diese Leute zu Apotheckern, alten
Weibern, Quacksalbern etc. gelauffen, und Chinata,

martialia,
Von denen Kranckheiten

2.) An Fiebern ſind in London in beyden Zei-
ten vielmehr als hier zu Lande geſtorben, und eben
daſelbſt ſcheinet die Zahl der an Fiebern geſtorbenen
zugenommen zu haben. Die Urſachen der Fieber
ſind eher bekand, folglich kan dieſes denen Aertzten
Gelegenheit geben die Urſachen auszukundigen. Zu
was wird oͤfter Anlaß gegeben, als zu allerhand
Fiebern? ſagt Herr D. Kundmann l. c. Doch wird
man unter hunderten gewiß kaum 5 antreffen, wel-
che die gantze Zeit ihres Lebens 3 bis 4 mahl febri-
citiret haͤtten, hergegen werden ihrer unter ſo vielen
nicht wenige ſeyn, welche ihr Lebelang auſſer Ma-
ſern und Pocken von allen Fiebern frey geblieben,
da doch mancher Menſch ſo viel Gelegenheit durch
verkehrte Lebens-Art, durch uͤbles Verhalten und
verwoͤhnte Gemuͤths-Bewegungen dazu giebet, daß
er taͤglich ein Fieber und manchen Tag vielerley
derſelben bekommen muͤſte.

Hippocrates, Celſus, Galenus, Campanella,
Helmont, Sydenham, Stahl und andere halten
die Fieber fuͤr keine Kranckheit, ſondern fuͤr ein Mit-
tel dagegen. Dis beweiſet Herr Kundmann durch
Berlin, indem allhier im Jahr 1720 von 114 vier-
taͤgigen, 436 dreytaͤgigen, und 197 taͤglichen Febri-
citanten, die alle unter denen Soldaten geweſen,
kein einziger geſtorben. Er ſchreibt die Urſach der
Vorſorge unſers gottſeligen Koͤniges Majeſtaͤt zu,
die durch gute Artzte und Chirurgos die Soldaten
warten laſſen, dahergegen ſind unter der Buͤrger-
ſchaft allein 72 angegeben worden, die daran geſtor-
ben, ohne die, ſo in Abzehrung und Waſſerſucht
verfallen, weil dieſe Leute zu Apotheckern, alten
Weibern, Quackſalbern ꝛc. gelauffen, und Chinata,

martialia,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0340" n="292"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von denen Kranckheiten</hi> </fw><lb/>
          <p>2.) An Fiebern &#x017F;ind in London in beyden Zei-<lb/>
ten vielmehr als hier zu Lande ge&#x017F;torben, und eben<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;cheinet die Zahl der an Fiebern ge&#x017F;torbenen<lb/>
zugenommen zu haben. Die Ur&#x017F;achen der Fieber<lb/>
&#x017F;ind eher bekand, folglich kan die&#x017F;es denen Aertzten<lb/>
Gelegenheit geben die Ur&#x017F;achen auszukundigen. Zu<lb/>
was wird o&#x0364;fter Anlaß gegeben, als zu allerhand<lb/>
Fiebern? &#x017F;agt Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> Kundmann <hi rendition="#aq">l. c.</hi> Doch wird<lb/>
man unter hunderten gewiß kaum 5 antreffen, wel-<lb/>
che die gantze Zeit ihres Lebens 3 bis 4 mahl febri-<lb/>
citiret ha&#x0364;tten, hergegen werden ihrer unter &#x017F;o vielen<lb/>
nicht wenige &#x017F;eyn, welche ihr Lebelang au&#x017F;&#x017F;er Ma-<lb/>
&#x017F;ern und Pocken von allen Fiebern frey geblieben,<lb/>
da doch mancher Men&#x017F;ch &#x017F;o viel Gelegenheit durch<lb/>
verkehrte Lebens-Art, durch u&#x0364;bles Verhalten und<lb/>
verwo&#x0364;hnte Gemu&#x0364;ths-Bewegungen dazu giebet, daß<lb/>
er ta&#x0364;glich ein Fieber und manchen Tag vielerley<lb/>
der&#x017F;elben bekommen mu&#x0364;&#x017F;te.</p><lb/>
          <p>Hippocrates, Cel&#x017F;us, Galenus, Campanella,<lb/>
Helmont, Sydenham, Stahl und andere halten<lb/>
die Fieber fu&#x0364;r keine Kranckheit, &#x017F;ondern fu&#x0364;r ein Mit-<lb/>
tel dagegen. Dis bewei&#x017F;et Herr Kundmann durch<lb/>
Berlin, indem allhier im Jahr 1720 von 114 vier-<lb/>
ta&#x0364;gigen, 436 dreyta&#x0364;gigen, und 197 ta&#x0364;glichen Febri-<lb/>
citanten, die alle unter denen Soldaten gewe&#x017F;en,<lb/>
kein einziger ge&#x017F;torben. Er &#x017F;chreibt die Ur&#x017F;ach der<lb/>
Vor&#x017F;orge un&#x017F;ers gott&#x017F;eligen Ko&#x0364;niges Maje&#x017F;ta&#x0364;t zu,<lb/>
die durch gute Artzte und Chirurgos die Soldaten<lb/>
warten la&#x017F;&#x017F;en, dahergegen &#x017F;ind unter der Bu&#x0364;rger-<lb/>
&#x017F;chaft allein 72 angegeben worden, die daran ge&#x017F;tor-<lb/>
ben, ohne die, &#x017F;o in Abzehrung und Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht<lb/>
verfallen, weil die&#x017F;e Leute zu Apotheckern, alten<lb/>
Weibern, Quack&#x017F;albern &#xA75B;c. gelauffen, und <hi rendition="#aq">Chinata,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">martialia,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0340] Von denen Kranckheiten 2.) An Fiebern ſind in London in beyden Zei- ten vielmehr als hier zu Lande geſtorben, und eben daſelbſt ſcheinet die Zahl der an Fiebern geſtorbenen zugenommen zu haben. Die Urſachen der Fieber ſind eher bekand, folglich kan dieſes denen Aertzten Gelegenheit geben die Urſachen auszukundigen. Zu was wird oͤfter Anlaß gegeben, als zu allerhand Fiebern? ſagt Herr D. Kundmann l. c. Doch wird man unter hunderten gewiß kaum 5 antreffen, wel- che die gantze Zeit ihres Lebens 3 bis 4 mahl febri- citiret haͤtten, hergegen werden ihrer unter ſo vielen nicht wenige ſeyn, welche ihr Lebelang auſſer Ma- ſern und Pocken von allen Fiebern frey geblieben, da doch mancher Menſch ſo viel Gelegenheit durch verkehrte Lebens-Art, durch uͤbles Verhalten und verwoͤhnte Gemuͤths-Bewegungen dazu giebet, daß er taͤglich ein Fieber und manchen Tag vielerley derſelben bekommen muͤſte. Hippocrates, Celſus, Galenus, Campanella, Helmont, Sydenham, Stahl und andere halten die Fieber fuͤr keine Kranckheit, ſondern fuͤr ein Mit- tel dagegen. Dis beweiſet Herr Kundmann durch Berlin, indem allhier im Jahr 1720 von 114 vier- taͤgigen, 436 dreytaͤgigen, und 197 taͤglichen Febri- citanten, die alle unter denen Soldaten geweſen, kein einziger geſtorben. Er ſchreibt die Urſach der Vorſorge unſers gottſeligen Koͤniges Majeſtaͤt zu, die durch gute Artzte und Chirurgos die Soldaten warten laſſen, dahergegen ſind unter der Buͤrger- ſchaft allein 72 angegeben worden, die daran geſtor- ben, ohne die, ſo in Abzehrung und Waſſerſucht verfallen, weil dieſe Leute zu Apotheckern, alten Weibern, Quackſalbern ꝛc. gelauffen, und Chinata, martialia,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/340
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/340>, abgerufen am 17.05.2024.