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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von denen Kranckheiten
geführten Ursachen. Ich zweiffle aber doch nicht,
daß sie nicht einem Medico solten angenehm seyn,
und daß nicht ein jeder daher Gelegenheit nehmen
solte zu wünschen, daß man mit vereinigtem Fleiß
hinführo an einem genauen Verzeichniß, und zwar
an vielen Orten zugleich arbeiten und sich der rech-
ten Kunst-Wörter der Artznei-Wissenschaft hiezu
bedienen möge. Diese Mühe würde ohnstreitig
durch vielfältigen Nutzen belohnet werden. Es wird
mir erlaubet seyn selbigen nur mit wenigem zu be-
rühren. Z. E. 1) durch nichts kan man die Ge-
schichte der Kranckheiten gewiß und vollständig ma-
chen als eben hiedurch. Es ist bekand, daß sich an
einem Orte Zufälle finden, die an einem andern Or-
te nicht sind. So finden sich auch oft neue Zufälle,
wovon das Alterthum nichts gewust. Man hat mir
als gewiß gesagt, daß in Holland die Fleck-Fieber
gantz unbekandt seyn sollen, so daß der grosse Boer-
have in seiner vieljährigen und weitläuftigen Praxi
niemahls einen daran zu euriren Gelegenheit gehabt,
wie er selbst öffentlich bekannt hat. Hier in Berlin
hingegen sind sie häuffiger. Die Rickets haben da-
her in Teutschland den Nahmen der Engl. Kranck-
heit bekommen, weil selbige gleichsam ein Eigenthum
der Englischen Nation, anderswo aber wenig oder
gar nicht bekandt sind. Es ist bekandt, daß man
wegen der Pocken ungewiß ist, als welche viele für
eine Indianische Waare halten, so wir uns daher
erhandelt. Wegen eines andern anjetzo genugsam
bekandten Zufalles ist man noch uneinig, ob
man ihn von denen Spaniern, Neapolitanern oder
Frantzosen benennen soll. Der Aussatz der Alten,
den man in lepram Arabum und Graecorum ein-

theilet,

Von denen Kranckheiten
gefuͤhrten Urſachen. Ich zweiffle aber doch nicht,
daß ſie nicht einem Medico ſolten angenehm ſeyn,
und daß nicht ein jeder daher Gelegenheit nehmen
ſolte zu wuͤnſchen, daß man mit vereinigtem Fleiß
hinfuͤhro an einem genauen Verzeichniß, und zwar
an vielen Orten zugleich arbeiten und ſich der rech-
ten Kunſt-Woͤrter der Artznei-Wiſſenſchaft hiezu
bedienen moͤge. Dieſe Muͤhe wuͤrde ohnſtreitig
durch vielfaͤltigen Nutzen belohnet werden. Es wird
mir erlaubet ſeyn ſelbigen nur mit wenigem zu be-
ruͤhren. Z. E. 1) durch nichts kan man die Ge-
ſchichte der Kranckheiten gewiß und vollſtaͤndig ma-
chen als eben hiedurch. Es iſt bekand, daß ſich an
einem Orte Zufaͤlle finden, die an einem andern Or-
te nicht ſind. So finden ſich auch oft neue Zufaͤlle,
wovon das Alterthum nichts gewuſt. Man hat mir
als gewiß geſagt, daß in Holland die Fleck-Fieber
gantz unbekandt ſeyn ſollen, ſo daß der groſſe Boer-
have in ſeiner vieljaͤhrigen und weitlaͤuftigen Praxi
niemahls einen daran zu euriren Gelegenheit gehabt,
wie er ſelbſt oͤffentlich bekannt hat. Hier in Berlin
hingegen ſind ſie haͤuffiger. Die Rickets haben da-
her in Teutſchland den Nahmen der Engl. Kranck-
heit bekommen, weil ſelbige gleichſam ein Eigenthum
der Engliſchen Nation, anderswo aber wenig oder
gar nicht bekandt ſind. Es iſt bekandt, daß man
wegen der Pocken ungewiß iſt, als welche viele fuͤr
eine Indianiſche Waare halten, ſo wir uns daher
erhandelt. Wegen eines andern anjetzo genugſam
bekandten Zufalles iſt man noch uneinig, ob
man ihn von denen Spaniern, Neapolitanern oder
Frantzoſen benennen ſoll. Der Ausſatz der Alten,
den man in lepram Arabum und Græcorum ein-

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[276/0324] Von denen Kranckheiten gefuͤhrten Urſachen. Ich zweiffle aber doch nicht, daß ſie nicht einem Medico ſolten angenehm ſeyn, und daß nicht ein jeder daher Gelegenheit nehmen ſolte zu wuͤnſchen, daß man mit vereinigtem Fleiß hinfuͤhro an einem genauen Verzeichniß, und zwar an vielen Orten zugleich arbeiten und ſich der rech- ten Kunſt-Woͤrter der Artznei-Wiſſenſchaft hiezu bedienen moͤge. Dieſe Muͤhe wuͤrde ohnſtreitig durch vielfaͤltigen Nutzen belohnet werden. Es wird mir erlaubet ſeyn ſelbigen nur mit wenigem zu be- ruͤhren. Z. E. 1) durch nichts kan man die Ge- ſchichte der Kranckheiten gewiß und vollſtaͤndig ma- chen als eben hiedurch. Es iſt bekand, daß ſich an einem Orte Zufaͤlle finden, die an einem andern Or- te nicht ſind. So finden ſich auch oft neue Zufaͤlle, wovon das Alterthum nichts gewuſt. Man hat mir als gewiß geſagt, daß in Holland die Fleck-Fieber gantz unbekandt ſeyn ſollen, ſo daß der groſſe Boer- have in ſeiner vieljaͤhrigen und weitlaͤuftigen Praxi niemahls einen daran zu euriren Gelegenheit gehabt, wie er ſelbſt oͤffentlich bekannt hat. Hier in Berlin hingegen ſind ſie haͤuffiger. Die Rickets haben da- her in Teutſchland den Nahmen der Engl. Kranck- heit bekommen, weil ſelbige gleichſam ein Eigenthum der Engliſchen Nation, anderswo aber wenig oder gar nicht bekandt ſind. Es iſt bekandt, daß man wegen der Pocken ungewiß iſt, als welche viele fuͤr eine Indianiſche Waare halten, ſo wir uns daher erhandelt. Wegen eines andern anjetzo genugſam bekandten Zufalles iſt man noch uneinig, ob man ihn von denen Spaniern, Neapolitanern oder Frantzoſen benennen ſoll. Der Ausſatz der Alten, den man in lepram Arabum und Græcorum ein- theilet,

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/324>, abgerufen am 24.11.2024.