Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Siebende Capitel.
Von denen Kranckheiten und ihrer
Verhältniß.
§. 92.

DIe Aufzeichnung der Kranckheiten, woran die
Menschen sterben, hat in London bereits im
Jahr 1592 ihren Anfang genommen, und hat zu
diesem Gute ein Ubel Gelegenheit gegeben. Es
war damahls allda die Pest, und man wolte wissen,
wie sie ab- oder zunähme, und in welchem Theile
der Stadt sie am stärcksten wütete. Im Jahr 1602
war sie allda wieder und seitdem sind die Kranck-
heits-Listen ordentlich fortgeführet worden, und ist
seit dem jährlich und wöchentlich eine gedruckte Liste
davon ausgegeben worden. Im Jahr 1629 wur-
de in diesen Listen auch der Unterscheid des männli-
chen und weiblichen Geschlechtes hinzugesetzet. [i]
Es sind zu dem Ende in London in jedem Kirchspiel
alte beeidigte Frauen bestellet, die man Searches oder
Forscherinnen nennet. Selbige müssen den todten
besehen, sich nach der Kranckheit erkundigen, und
sodann dem Pfarrer Nachricht geben, der sie ein-
zeichnet und zum Druck einliefert. [k] Ein jeder
kan sich leicht vorstellen, daß nicht eben die gröste
Accuratesse von denen alten Weibern beobachtet
werde, allein die vornehmsten Kranckheiten sind so
beschaffen, daß sie ein jeder kennet, und die er zu ver-
hehlen nicht Ursach hat, wenn gute und gesunde Zei-

ten
[i] Graunt's observations. cap. 1. p. 3. 11[.]
[k] id. p. 16.
Das Siebende Capitel.
Von denen Kranckheiten und ihrer
Verhaͤltniß.
§. 92.

DIe Aufzeichnung der Kranckheiten, woran die
Menſchen ſterben, hat in London bereits im
Jahr 1592 ihren Anfang genommen, und hat zu
dieſem Gute ein Ubel Gelegenheit gegeben. Es
war damahls allda die Peſt, und man wolte wiſſen,
wie ſie ab- oder zunaͤhme, und in welchem Theile
der Stadt ſie am ſtaͤrckſten wuͤtete. Im Jahr 1602
war ſie allda wieder und ſeitdem ſind die Kranck-
heits-Liſten ordentlich fortgefuͤhret worden, und iſt
ſeit dem jaͤhrlich und woͤchentlich eine gedruckte Liſte
davon ausgegeben worden. Im Jahr 1629 wur-
de in dieſen Liſten auch der Unterſcheid des maͤnnli-
chen und weiblichen Geſchlechtes hinzugeſetzet. [i]
Es ſind zu dem Ende in London in jedem Kirchſpiel
alte beeidigte Frauen beſtellet, die man Searches oder
Forſcherinnen nennet. Selbige muͤſſen den todten
beſehen, ſich nach der Kranckheit erkundigen, und
ſodann dem Pfarrer Nachricht geben, der ſie ein-
zeichnet und zum Druck einliefert. [k] Ein jeder
kan ſich leicht vorſtellen, daß nicht eben die groͤſte
Accurateſſe von denen alten Weibern beobachtet
werde, allein die vornehmſten Kranckheiten ſind ſo
beſchaffen, daß ſie ein jeder kennet, und die er zu ver-
hehlen nicht Urſach hat, wenn gute und geſunde Zei-

ten
[i] Graunt’s obſervations. cap. 1. p. 3. 11[.]
[k] id. p. 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0303" n="255"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das Siebende Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von denen Kranckheiten und ihrer<lb/>
Verha&#x0364;ltniß.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 92.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>Ie Aufzeichnung der Kranckheiten, woran die<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;terben, hat in London bereits im<lb/>
Jahr 1592 ihren Anfang genommen, und hat zu<lb/>
die&#x017F;em Gute ein Ubel Gelegenheit gegeben. Es<lb/>
war damahls allda die Pe&#x017F;t, und man wolte wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wie &#x017F;ie ab- oder zuna&#x0364;hme, und in welchem Theile<lb/>
der Stadt &#x017F;ie am &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten wu&#x0364;tete. Im Jahr 1602<lb/>
war &#x017F;ie allda wieder und &#x017F;eitdem &#x017F;ind die Kranck-<lb/>
heits-Li&#x017F;ten ordentlich fortgefu&#x0364;hret worden, und i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;eit dem ja&#x0364;hrlich und wo&#x0364;chentlich eine gedruckte Li&#x017F;te<lb/>
davon ausgegeben worden. Im Jahr 1629 wur-<lb/>
de in die&#x017F;en Li&#x017F;ten auch der Unter&#x017F;cheid des ma&#x0364;nnli-<lb/>
chen und weiblichen Ge&#x017F;chlechtes hinzuge&#x017F;etzet. <note place="foot" n="[i]"><hi rendition="#aq">Graunt&#x2019;s ob&#x017F;ervations. cap. 1. p.</hi> 3. 11<supplied>.</supplied></note><lb/>
Es &#x017F;ind zu dem Ende in London in jedem Kirch&#x017F;piel<lb/>
alte beeidigte Frauen be&#x017F;tellet, die man <hi rendition="#aq">Searches</hi> oder<lb/>
For&#x017F;cherinnen nennet. Selbige mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en den todten<lb/>
be&#x017F;ehen, &#x017F;ich nach der Kranckheit erkundigen, und<lb/>
&#x017F;odann dem Pfarrer Nachricht geben, der &#x017F;ie ein-<lb/>
zeichnet und zum Druck einliefert. <note place="foot" n="[k]"><hi rendition="#aq">id. p.</hi> 16.</note> Ein jeder<lb/>
kan &#x017F;ich leicht vor&#x017F;tellen, daß nicht eben die gro&#x0364;&#x017F;te<lb/>
Accurate&#x017F;&#x017F;e von denen alten Weibern beobachtet<lb/>
werde, allein die vornehm&#x017F;ten Kranckheiten &#x017F;ind &#x017F;o<lb/>
be&#x017F;chaffen, daß &#x017F;ie ein jeder kennet, und die er zu ver-<lb/>
hehlen nicht Ur&#x017F;ach hat, wenn gute und ge&#x017F;unde Zei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0303] Das Siebende Capitel. Von denen Kranckheiten und ihrer Verhaͤltniß. §. 92. DIe Aufzeichnung der Kranckheiten, woran die Menſchen ſterben, hat in London bereits im Jahr 1592 ihren Anfang genommen, und hat zu dieſem Gute ein Ubel Gelegenheit gegeben. Es war damahls allda die Peſt, und man wolte wiſſen, wie ſie ab- oder zunaͤhme, und in welchem Theile der Stadt ſie am ſtaͤrckſten wuͤtete. Im Jahr 1602 war ſie allda wieder und ſeitdem ſind die Kranck- heits-Liſten ordentlich fortgefuͤhret worden, und iſt ſeit dem jaͤhrlich und woͤchentlich eine gedruckte Liſte davon ausgegeben worden. Im Jahr 1629 wur- de in dieſen Liſten auch der Unterſcheid des maͤnnli- chen und weiblichen Geſchlechtes hinzugeſetzet. [i] Es ſind zu dem Ende in London in jedem Kirchſpiel alte beeidigte Frauen beſtellet, die man Searches oder Forſcherinnen nennet. Selbige muͤſſen den todten beſehen, ſich nach der Kranckheit erkundigen, und ſodann dem Pfarrer Nachricht geben, der ſie ein- zeichnet und zum Druck einliefert. [k] Ein jeder kan ſich leicht vorſtellen, daß nicht eben die groͤſte Accurateſſe von denen alten Weibern beobachtet werde, allein die vornehmſten Kranckheiten ſind ſo beſchaffen, daß ſie ein jeder kennet, und die er zu ver- hehlen nicht Urſach hat, wenn gute und geſunde Zei- ten [i] Graunt’s obſervations. cap. 1. p. 3. 11. [k] id. p. 16.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/303
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/303>, abgerufen am 24.11.2024.