Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Verhältniß der Sterbenden
weil einer länger dienen kan als ein andrer. Wer
wolte zweiffeln, daß nicht sehr viele sechzigjährige und
drüber solten gute Soldaten abgeben können?
Dieses lehret ja die beständige Erfahrung, so wohl
unter Officiers als gemeinen Soldaten. Hiedurch
würde die Summe der Kinder Israel noch kleiner
werden, und würden etwa nur 2 Millionen heraus
kommen.

Herr Struyck hat nach seiner Tabelle des
männlichen Geschlechtes [f] auch die zwischen 18
und 56 lebende zusammen gerechnet, er ziehet auch
noch für krancke und unbrauchbahre ab, und findet
also daß unter 64 Personen 15 wehrhafte sind.
Dis würde die Zahl der Israeliten etwas vergrös-
sern, dennoch aber nicht 3 sondern nur 2 1/2 Million
geben. 1/2 Million aber will viel sagen.

§. 85.

Man kan aus obigen Tabellen ferner auch die
verschiedenen Stuffen der Sterblichkeit oder viel-
mehr der Lebhaftigkeit des Menschen erkennen.
Wenn in einer Lotterie nur 2 Nieten gegen ein gu-
tes Looß sind, so ist es wahrscheinlicher, daß ich ge-
winnen werde als wenn 4 Nieten sind, noch wahr-
scheinlicher aber ist es als wenn 20 Fälle sind zu feh-
len. Wenn eben so viel Gewinnste als Nieten, so
ist der Verlust und Gewinnst gleich wahrscheinlich,
die Furcht ist so groß als die Hofnung.

Wenn ich also wissen will, wie viel ich in einer
Wette setzen kan, daß eine Person, die 25 Jahr alt
ist, in einem Jahre nicht sterbe, so sehe ich in der
Tabelle nach wie viel im 26ten Jahre übrig sind,
und wie viele in dem einem Jahre gestorben, mit

der
[f] Inleid. P. 2. p. 378.

Von Verhaͤltniß der Sterbenden
weil einer laͤnger dienen kan als ein andrer. Wer
wolte zweiffeln, daß nicht ſehr viele ſechzigjaͤhrige und
druͤber ſolten gute Soldaten abgeben koͤnnen?
Dieſes lehret ja die beſtaͤndige Erfahrung, ſo wohl
unter Officiers als gemeinen Soldaten. Hiedurch
wuͤrde die Summe der Kinder Iſrael noch kleiner
werden, und wuͤrden etwa nur 2 Millionen heraus
kommen.

Herr Struyck hat nach ſeiner Tabelle des
maͤnnlichen Geſchlechtes [f] auch die zwiſchen 18
und 56 lebende zuſammen gerechnet, er ziehet auch
noch fuͤr krancke und unbrauchbahre ab, und findet
alſo daß unter 64 Perſonen 15 wehrhafte ſind.
Dis wuͤrde die Zahl der Iſraeliten etwas vergroͤſ-
ſern, dennoch aber nicht 3 ſondern nur 2 ½ Million
geben. ½ Million aber will viel ſagen.

§. 85.

Man kan aus obigen Tabellen ferner auch die
verſchiedenen Stuffen der Sterblichkeit oder viel-
mehr der Lebhaftigkeit des Menſchen erkennen.
Wenn in einer Lotterie nur 2 Nieten gegen ein gu-
tes Looß ſind, ſo iſt es wahrſcheinlicher, daß ich ge-
winnen werde als wenn 4 Nieten ſind, noch wahr-
ſcheinlicher aber iſt es als wenn 20 Faͤlle ſind zu feh-
len. Wenn eben ſo viel Gewinnſte als Nieten, ſo
iſt der Verluſt und Gewinnſt gleich wahrſcheinlich,
die Furcht iſt ſo groß als die Hofnung.

Wenn ich alſo wiſſen will, wie viel ich in einer
Wette ſetzen kan, daß eine Perſon, die 25 Jahr alt
iſt, in einem Jahre nicht ſterbe, ſo ſehe ich in der
Tabelle nach wie viel im 26ten Jahre uͤbrig ſind,
und wie viele in dem einem Jahre geſtorben, mit

der
[f] Inleid. P. 2. p. 378.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0286" n="238"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Verha&#x0364;ltniß der Sterbenden</hi></fw><lb/>
weil einer la&#x0364;nger dienen kan als ein andrer. Wer<lb/>
wolte zweiffeln, daß nicht &#x017F;ehr viele &#x017F;echzigja&#x0364;hrige und<lb/>
dru&#x0364;ber &#x017F;olten gute Soldaten abgeben ko&#x0364;nnen?<lb/>
Die&#x017F;es lehret ja die be&#x017F;ta&#x0364;ndige Erfahrung, &#x017F;o wohl<lb/>
unter Officiers als gemeinen Soldaten. Hiedurch<lb/>
wu&#x0364;rde die Summe der Kinder I&#x017F;rael noch kleiner<lb/>
werden, und wu&#x0364;rden etwa nur 2 Millionen heraus<lb/>
kommen.</p><lb/>
          <p>Herr Struyck hat nach &#x017F;einer Tabelle des<lb/>
ma&#x0364;nnlichen Ge&#x017F;chlechtes <note place="foot" n="[f]"><hi rendition="#aq">Inleid. P. 2. p.</hi> 378.</note> auch die zwi&#x017F;chen 18<lb/>
und 56 lebende zu&#x017F;ammen gerechnet, er ziehet auch<lb/>
noch <formula notation="TeX">\frac{1}{10}</formula> fu&#x0364;r krancke und unbrauchbahre ab, und findet<lb/>
al&#x017F;o daß unter 64 Per&#x017F;onen 15 wehrhafte &#x017F;ind.<lb/>
Dis wu&#x0364;rde die Zahl der I&#x017F;raeliten etwas vergro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern, dennoch aber nicht 3 &#x017F;ondern nur 2 ½ Million<lb/>
geben. ½ Million aber will viel &#x017F;agen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 85.</head><lb/>
          <p>Man kan aus obigen Tabellen ferner auch die<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Stuffen der Sterblichkeit oder viel-<lb/>
mehr der Lebhaftigkeit des Men&#x017F;chen erkennen.<lb/>
Wenn in einer Lotterie nur 2 Nieten gegen ein gu-<lb/>
tes Looß &#x017F;ind, &#x017F;o i&#x017F;t es wahr&#x017F;cheinlicher, daß ich ge-<lb/>
winnen werde als wenn 4 Nieten &#x017F;ind, noch wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlicher aber i&#x017F;t es als wenn 20 Fa&#x0364;lle &#x017F;ind zu feh-<lb/>
len. Wenn eben &#x017F;o viel Gewinn&#x017F;te als Nieten, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t der Verlu&#x017F;t und Gewinn&#x017F;t gleich wahr&#x017F;cheinlich,<lb/>
die Furcht i&#x017F;t &#x017F;o groß als die Hofnung.</p><lb/>
          <p>Wenn ich al&#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;en will, wie viel ich in einer<lb/>
Wette &#x017F;etzen kan, daß eine Per&#x017F;on, die 25 Jahr alt<lb/>
i&#x017F;t, in einem Jahre nicht &#x017F;terbe, &#x017F;o &#x017F;ehe ich in der<lb/>
Tabelle nach wie viel im 26ten Jahre u&#x0364;brig &#x017F;ind,<lb/>
und wie viele in dem einem Jahre ge&#x017F;torben, mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0286] Von Verhaͤltniß der Sterbenden weil einer laͤnger dienen kan als ein andrer. Wer wolte zweiffeln, daß nicht ſehr viele ſechzigjaͤhrige und druͤber ſolten gute Soldaten abgeben koͤnnen? Dieſes lehret ja die beſtaͤndige Erfahrung, ſo wohl unter Officiers als gemeinen Soldaten. Hiedurch wuͤrde die Summe der Kinder Iſrael noch kleiner werden, und wuͤrden etwa nur 2 Millionen heraus kommen. Herr Struyck hat nach ſeiner Tabelle des maͤnnlichen Geſchlechtes [f] auch die zwiſchen 18 und 56 lebende zuſammen gerechnet, er ziehet auch noch [FORMEL] fuͤr krancke und unbrauchbahre ab, und findet alſo daß unter 64 Perſonen 15 wehrhafte ſind. Dis wuͤrde die Zahl der Iſraeliten etwas vergroͤſ- ſern, dennoch aber nicht 3 ſondern nur 2 ½ Million geben. ½ Million aber will viel ſagen. §. 85. Man kan aus obigen Tabellen ferner auch die verſchiedenen Stuffen der Sterblichkeit oder viel- mehr der Lebhaftigkeit des Menſchen erkennen. Wenn in einer Lotterie nur 2 Nieten gegen ein gu- tes Looß ſind, ſo iſt es wahrſcheinlicher, daß ich ge- winnen werde als wenn 4 Nieten ſind, noch wahr- ſcheinlicher aber iſt es als wenn 20 Faͤlle ſind zu feh- len. Wenn eben ſo viel Gewinnſte als Nieten, ſo iſt der Verluſt und Gewinnſt gleich wahrſcheinlich, die Furcht iſt ſo groß als die Hofnung. Wenn ich alſo wiſſen will, wie viel ich in einer Wette ſetzen kan, daß eine Perſon, die 25 Jahr alt iſt, in einem Jahre nicht ſterbe, ſo ſehe ich in der Tabelle nach wie viel im 26ten Jahre uͤbrig ſind, und wie viele in dem einem Jahre geſtorben, mit der [f] Inleid. P. 2. p. 378.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/286
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/286>, abgerufen am 23.11.2024.