sehen, wie die Menschen von Jahr zu Jahr sterben, und zwar in beiden Geschlechtern. Er hat mit dem 5ten Jahre angefangen, weil das Alter vor demsel- ben nicht so accurat bemercket gewesen. Die Zahl der lebenden im 5ten Jahr ist der Zahl der lebenden im 6ten Jahre in der Halleyschen Tabelle fast gleich, dahero sich also der Unterscheid in beiden desto eher wahrnehmen lässet.
Hiebey aber ist nöthig zu erinnern, daß Herr Halley die sterbenden genommen, so wie es der Er- fahrung gemäß, nach der alles, gesunde und unge- sunde, Manns- und Weibs-Personen untereinander gewesen. Herr Struyck aber hat in seiner Tabelle lauter ausgesuchte Leute gehabt, indem gewiß keiner auf ein Kind Renten nehmen wird, das noch nicht die Pocken und andere Kinder-Kranckheiten gehabt, oder das nicht Hofnung gäbe zu einem langen Le- ben, daher er selbst urtheilet, daß das Leben der Menschen, wenn alles untereinander gerechnet wird, etwas kürtzer als dieser ausgesuchten Personen ihres seyn werde. [e] Aus dieser Ursach solte die Halley- sche Tabelle wohl den Vorzug haben. Doch man muß es so genau nicht nehmen, weil Graunt gar wohl erinnert, daß die Menschen nicht allezeit in ei- ner so genauen Verhältniß sterben, sondern es lauf- fen Irregularitäten unter, zumahl wenn zuweilen epidemische Kranckheiten ein oder das andere Alter treffen. Und da Herr Halley just gute und gesunde Jahre von Breßlau getroffen, in denen mehr geboh- ren als gestorben, weshalb sie dem Lande nahe kom- men, so verdienet seine Rechnung um so viel eher, daß man sie so lange annehme, bis mit der Zeit was
ge-
[e]Inleid. p. 366.
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nach dem verſchiedenem Alter.
ſehen, wie die Menſchen von Jahr zu Jahr ſterben, und zwar in beiden Geſchlechtern. Er hat mit dem 5ten Jahre angefangen, weil das Alter vor demſel- ben nicht ſo accurat bemercket geweſen. Die Zahl der lebenden im 5ten Jahr iſt der Zahl der lebenden im 6ten Jahre in der Halleyſchen Tabelle faſt gleich, dahero ſich alſo der Unterſcheid in beiden deſto eher wahrnehmen laͤſſet.
Hiebey aber iſt noͤthig zu erinnern, daß Herr Halley die ſterbenden genommen, ſo wie es der Er- fahrung gemaͤß, nach der alles, geſunde und unge- ſunde, Manns- und Weibs-Perſonen untereinander geweſen. Herr Struyck aber hat in ſeiner Tabelle lauter ausgeſuchte Leute gehabt, indem gewiß keiner auf ein Kind Renten nehmen wird, das noch nicht die Pocken und andere Kinder-Kranckheiten gehabt, oder das nicht Hofnung gaͤbe zu einem langen Le- ben, daher er ſelbſt urtheilet, daß das Leben der Menſchen, wenn alles untereinander gerechnet wird, etwas kuͤrtzer als dieſer ausgeſuchten Perſonen ihres ſeyn werde. [e] Aus dieſer Urſach ſolte die Halley- ſche Tabelle wohl den Vorzug haben. Doch man muß es ſo genau nicht nehmen, weil Graunt gar wohl erinnert, daß die Menſchen nicht allezeit in ei- ner ſo genauen Verhaͤltniß ſterben, ſondern es lauf- fen Irregularitaͤten unter, zumahl wenn zuweilen epidemiſche Kranckheiten ein oder das andere Alter treffen. Und da Herr Halley juſt gute und geſunde Jahre von Breßlau getroffen, in denen mehr geboh- ren als geſtorben, weshalb ſie dem Lande nahe kom- men, ſo verdienet ſeine Rechnung um ſo viel eher, daß man ſie ſo lange annehme, bis mit der Zeit was
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[e]Inleid. p. 366.
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nach dem verſchiedenem Alter.
ſehen, wie die Menſchen von Jahr zu Jahr ſterben,
und zwar in beiden Geſchlechtern. Er hat mit dem
5ten Jahre angefangen, weil das Alter vor demſel-
ben nicht ſo accurat bemercket geweſen. Die Zahl
der lebenden im 5ten Jahr iſt der Zahl der lebenden
im 6ten Jahre in der Halleyſchen Tabelle faſt gleich,
dahero ſich alſo der Unterſcheid in beiden deſto eher
wahrnehmen laͤſſet.
Hiebey aber iſt noͤthig zu erinnern, daß Herr
Halley die ſterbenden genommen, ſo wie es der Er-
fahrung gemaͤß, nach der alles, geſunde und unge-
ſunde, Manns- und Weibs-Perſonen untereinander
geweſen. Herr Struyck aber hat in ſeiner Tabelle
lauter ausgeſuchte Leute gehabt, indem gewiß keiner
auf ein Kind Renten nehmen wird, das noch nicht
die Pocken und andere Kinder-Kranckheiten gehabt,
oder das nicht Hofnung gaͤbe zu einem langen Le-
ben, daher er ſelbſt urtheilet, daß das Leben der
Menſchen, wenn alles untereinander gerechnet wird,
etwas kuͤrtzer als dieſer ausgeſuchten Perſonen ihres
ſeyn werde. [e] Aus dieſer Urſach ſolte die Halley-
ſche Tabelle wohl den Vorzug haben. Doch man
muß es ſo genau nicht nehmen, weil Graunt gar
wohl erinnert, daß die Menſchen nicht allezeit in ei-
ner ſo genauen Verhaͤltniß ſterben, ſondern es lauf-
fen Irregularitaͤten unter, zumahl wenn zuweilen
epidemiſche Kranckheiten ein oder das andere Alter
treffen. Und da Herr Halley juſt gute und geſunde
Jahre von Breßlau getroffen, in denen mehr geboh-
ren als geſtorben, weshalb ſie dem Lande nahe kom-
men, ſo verdienet ſeine Rechnung um ſo viel eher,
daß man ſie ſo lange annehme, bis mit der Zeit was
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[e] Inleid. p. 366.
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/279>, abgerufen am 17.05.2024.
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