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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von Verhältniß der Sterbenden
wohl erwogen werden, die sonderlich die jungen Leute
in London führen. Man darf nicht gegenwärtig gewe-
sen seyn, sondern man kan aus denen Listen der Kranck-
heiten gnugsam davon überzeuget werden, die im fol-
genden Capitel werden angeführet werden. Für
den Dienst, den so viele der Veneri und dem Ba-
cho leisten, bekommen unzählige in kurtzem den Tod
zum Lohne. Die grosse Anzahl derer, die sich auf
der Stelle zu tode gesoffen, läßt uns ohne zu irren
gar leicht weiter schliessen, wie viele durch andere La-
ster umkommen, und wie erstaunend sehr man allda
der Völlerey und Unreinigkeit ergeben sey. Tu-
gendhafte Engelländer können es nicht verhehlen,
sondern beklagen vielmehr die thörichte Unart ihrer
Landsleute, und sehen selbige grossen Theils an als
eine Frucht der Freygeisterei. Denn was kan da,
wo man Geld gnug hat, wo es an Gelegenheit
nicht fehlet, und wo Religion und Furcht GOttes
verächtlich ist und gemacht wird, anders erfolgen
als daß man sich lustig macht, so lange man kan?
Die natürlichen Bewegungs-Gründe sind gegen die
Gewohnheits-Sünden und gegen die Gewalt sinn-
licher Reitzungen viel zu schwach, und die Ehre oder
point d'honneur ist alsdann ein kraftloses Unding,
wenn es fast zur Schande wird, nach Anleitung der
wahren Religion tugendhaft zu leben.

Wien kommt London weit näher als Breßlau,
und es läßt sich aus dem vorhergehenden leicht be-
greiffen, warum an letzterm Orte in denen erwehn-
ten Jahren nicht so viel sterben als in London.

§. 78.

Hier in Berlin hat der ehemahlige Secretar
der Academie der Wissenschaften, der Herr Hof-

Raht

Von Verhaͤltniß der Sterbenden
wohl erwogen werden, die ſonderlich die jungen Leute
in London fuͤhren. Man darf nicht gegenwaͤrtig gewe-
ſen ſeyn, ſondern man kan aus denen Liſten der Kranck-
heiten gnugſam davon uͤberzeuget werden, die im fol-
genden Capitel werden angefuͤhret werden. Fuͤr
den Dienſt, den ſo viele der Veneri und dem Ba-
cho leiſten, bekommen unzaͤhlige in kurtzem den Tod
zum Lohne. Die groſſe Anzahl derer, die ſich auf
der Stelle zu tode geſoffen, laͤßt uns ohne zu irren
gar leicht weiter ſchlieſſen, wie viele durch andere La-
ſter umkommen, und wie erſtaunend ſehr man allda
der Voͤllerey und Unreinigkeit ergeben ſey. Tu-
gendhafte Engellaͤnder koͤnnen es nicht verhehlen,
ſondern beklagen vielmehr die thoͤrichte Unart ihrer
Landsleute, und ſehen ſelbige groſſen Theils an als
eine Frucht der Freygeiſterei. Denn was kan da,
wo man Geld gnug hat, wo es an Gelegenheit
nicht fehlet, und wo Religion und Furcht GOttes
veraͤchtlich iſt und gemacht wird, anders erfolgen
als daß man ſich luſtig macht, ſo lange man kan?
Die natuͤrlichen Bewegungs-Gruͤnde ſind gegen die
Gewohnheits-Suͤnden und gegen die Gewalt ſinn-
licher Reitzungen viel zu ſchwach, und die Ehre oder
point d’honneur iſt alsdann ein kraftloſes Unding,
wenn es faſt zur Schande wird, nach Anleitung der
wahren Religion tugendhaft zu leben.

Wien kommt London weit naͤher als Breßlau,
und es laͤßt ſich aus dem vorhergehenden leicht be-
greiffen, warum an letzterm Orte in denen erwehn-
ten Jahren nicht ſo viel ſterben als in London.

§. 78.

Hier in Berlin hat der ehemahlige Secretar
der Academie der Wiſſenſchaften, der Herr Hof-

Raht
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[222/0268] Von Verhaͤltniß der Sterbenden wohl erwogen werden, die ſonderlich die jungen Leute in London fuͤhren. Man darf nicht gegenwaͤrtig gewe- ſen ſeyn, ſondern man kan aus denen Liſten der Kranck- heiten gnugſam davon uͤberzeuget werden, die im fol- genden Capitel werden angefuͤhret werden. Fuͤr den Dienſt, den ſo viele der Veneri und dem Ba- cho leiſten, bekommen unzaͤhlige in kurtzem den Tod zum Lohne. Die groſſe Anzahl derer, die ſich auf der Stelle zu tode geſoffen, laͤßt uns ohne zu irren gar leicht weiter ſchlieſſen, wie viele durch andere La- ſter umkommen, und wie erſtaunend ſehr man allda der Voͤllerey und Unreinigkeit ergeben ſey. Tu- gendhafte Engellaͤnder koͤnnen es nicht verhehlen, ſondern beklagen vielmehr die thoͤrichte Unart ihrer Landsleute, und ſehen ſelbige groſſen Theils an als eine Frucht der Freygeiſterei. Denn was kan da, wo man Geld gnug hat, wo es an Gelegenheit nicht fehlet, und wo Religion und Furcht GOttes veraͤchtlich iſt und gemacht wird, anders erfolgen als daß man ſich luſtig macht, ſo lange man kan? Die natuͤrlichen Bewegungs-Gruͤnde ſind gegen die Gewohnheits-Suͤnden und gegen die Gewalt ſinn- licher Reitzungen viel zu ſchwach, und die Ehre oder point d’honneur iſt alsdann ein kraftloſes Unding, wenn es faſt zur Schande wird, nach Anleitung der wahren Religion tugendhaft zu leben. Wien kommt London weit naͤher als Breßlau, und es laͤßt ſich aus dem vorhergehenden leicht be- greiffen, warum an letzterm Orte in denen erwehn- ten Jahren nicht ſo viel ſterben als in London. §. 78. Hier in Berlin hat der ehemahlige Secretar der Academie der Wiſſenſchaften, der Herr Hof- Raht

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/268>, abgerufen am 23.11.2024.