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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fortpflantzung und Verhältniß
scheinlich ist, daß unter denen sterbenden Knaben
und Mädgen sich auf denen Dörffern eine gantz an-
dere Verhältniß finden müsse als in Städten. Herr
Struyck führet noch zur Bestättigung seiner Mei-
nung die bereits angeführte Anzahl der Menschen,
in Miaco und Amboina an, als wo mehr Frauens-
Leute waren als Mansen. Allein ich habe auch be-
wiesen, daß zwar solches in unsern Städten eben
so sey, daß aber die Ursach davon theils die grosse
Menge Mägde, (§. 51. p. 152.) theils die in männ-
lichen Jahren, und sonderlich im Alter entstehende
grössere Menge Frauens sey. (§. 60.) Da aber
im Jünglings-Alter nach denen Land-Listen mehr
vom männlichen Geschlecht leben, so finden die
Muthmaassungen allerdings noch statt, oder solte
ich ja viel nachgeben, so bliebe die Sache noch zwei-
felhaft, weil sich auf beiden Seiten wenigstens gleich
viel Gründe finden und also müste man die Entschei-
dung so lange lassen anstehen, bis mehrere Exempel
sowohl vom Lande als von Städten vorhanden sind.

§. 62.

Es ist im vorhergehenden etliche mahl die-
ser Satz angenommen, daß die beiden Geschlech-
ter um die Zeit, da man sich verheyrathet, einander
gleich seyn, und es sind auch daraus etliche Folge-
rungen hergeleitet. Gleichwohl aber ist bewiesen,
daß erst in denen männlichen Jahren, da man sich
bereits verheyrathet hat, diese Gleichheit entstehe.
Hierauf muß ich also antworten. Ich gestehe zu,
daß die Gleichheit sich um das 20te Jahr, wenig-
stens auf dem Lande, noch nicht finde, allein man
kan dennoch eine Gleichheit annehmen, so daß jeder
Mann eine Frau und jede Frau einen Mann fin-

den

Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
ſcheinlich iſt, daß unter denen ſterbenden Knaben
und Maͤdgen ſich auf denen Doͤrffern eine gantz an-
dere Verhaͤltniß finden muͤſſe als in Staͤdten. Herr
Struyck fuͤhret noch zur Beſtaͤttigung ſeiner Mei-
nung die bereits angefuͤhrte Anzahl der Menſchen,
in Miaco und Amboina an, als wo mehr Frauens-
Leute waren als Manſen. Allein ich habe auch be-
wieſen, daß zwar ſolches in unſern Staͤdten eben
ſo ſey, daß aber die Urſach davon theils die groſſe
Menge Maͤgde, (§. 51. p. 152.) theils die in maͤnn-
lichen Jahren, und ſonderlich im Alter entſtehende
groͤſſere Menge Frauens ſey. (§. 60.) Da aber
im Juͤnglings-Alter nach denen Land-Liſten mehr
vom maͤnnlichen Geſchlecht leben, ſo finden die
Muthmaaſſungen allerdings noch ſtatt, oder ſolte
ich ja viel nachgeben, ſo bliebe die Sache noch zwei-
felhaft, weil ſich auf beiden Seiten wenigſtens gleich
viel Gruͤnde finden und alſo muͤſte man die Entſchei-
dung ſo lange laſſen anſtehen, bis mehrere Exempel
ſowohl vom Lande als von Staͤdten vorhanden ſind.

§. 62.

Es iſt im vorhergehenden etliche mahl die-
ſer Satz angenommen, daß die beiden Geſchlech-
ter um die Zeit, da man ſich verheyrathet, einander
gleich ſeyn, und es ſind auch daraus etliche Folge-
rungen hergeleitet. Gleichwohl aber iſt bewieſen,
daß erſt in denen maͤnnlichen Jahren, da man ſich
bereits verheyrathet hat, dieſe Gleichheit entſtehe.
Hierauf muß ich alſo antworten. Ich geſtehe zu,
daß die Gleichheit ſich um das 20te Jahr, wenig-
ſtens auf dem Lande, noch nicht finde, allein man
kan dennoch eine Gleichheit annehmen, ſo daß jeder
Mann eine Frau und jede Frau einen Mann fin-

den
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[174/0220] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß ſcheinlich iſt, daß unter denen ſterbenden Knaben und Maͤdgen ſich auf denen Doͤrffern eine gantz an- dere Verhaͤltniß finden muͤſſe als in Staͤdten. Herr Struyck fuͤhret noch zur Beſtaͤttigung ſeiner Mei- nung die bereits angefuͤhrte Anzahl der Menſchen, in Miaco und Amboina an, als wo mehr Frauens- Leute waren als Manſen. Allein ich habe auch be- wieſen, daß zwar ſolches in unſern Staͤdten eben ſo ſey, daß aber die Urſach davon theils die groſſe Menge Maͤgde, (§. 51. p. 152.) theils die in maͤnn- lichen Jahren, und ſonderlich im Alter entſtehende groͤſſere Menge Frauens ſey. (§. 60.) Da aber im Juͤnglings-Alter nach denen Land-Liſten mehr vom maͤnnlichen Geſchlecht leben, ſo finden die Muthmaaſſungen allerdings noch ſtatt, oder ſolte ich ja viel nachgeben, ſo bliebe die Sache noch zwei- felhaft, weil ſich auf beiden Seiten wenigſtens gleich viel Gruͤnde finden und alſo muͤſte man die Entſchei- dung ſo lange laſſen anſtehen, bis mehrere Exempel ſowohl vom Lande als von Staͤdten vorhanden ſind. §. 62. Es iſt im vorhergehenden etliche mahl die- ſer Satz angenommen, daß die beiden Geſchlech- ter um die Zeit, da man ſich verheyrathet, einander gleich ſeyn, und es ſind auch daraus etliche Folge- rungen hergeleitet. Gleichwohl aber iſt bewieſen, daß erſt in denen maͤnnlichen Jahren, da man ſich bereits verheyrathet hat, dieſe Gleichheit entſtehe. Hierauf muß ich alſo antworten. Ich geſtehe zu, daß die Gleichheit ſich um das 20te Jahr, wenig- ſtens auf dem Lande, noch nicht finde, allein man kan dennoch eine Gleichheit annehmen, ſo daß jeder Mann eine Frau und jede Frau einen Mann fin- den

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/220>, abgerufen am 25.11.2024.