Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

des Männl. und Weibl. Geschlechtes.
2.) Diese Kinder wusten keinen Unterscheid zu ma-
chen, was recht oder linck, folglich waren es Kinder
von etwan 2 bis höchstens 3 Jahr, denn sodann
fangen Kinder schon auf Sachen Acht zu haben,
und der Verstand zeiget sich, dahingegen durch die
biblische Redens-Art solche gemeinet werden, die
noch in ihrer völligen Dumheit. Da nun 3.) vorher
aus zwey verschiedenen Rechnungen bewiesen, daß
die sämtlichen Kinder bis 15 Jahr, ehe sie sich ver-
heyrathen und der Republic Dienste leisten können,
ausmachen, so können ohnmöglich der Kinder
von 2 bis 3 Jahr so viele seyn. Die Kinder unter
12 Jahr zusammen sind noch nicht mahl , viel-
weniger können die gantz kleinen so viel machen.
Die Rechnung muß also gantz anders gemacht wer-
den. Ich mache sie auf diese Weise: 4.) In Lon-
don werden nach dem 10 jährigen Durchschnitt von
1730 bis 39 jährlich 17000 Kinder gebohren, (Sie-
he die Tabelle von London.) Wenn sie alle lebten,
wären zusammen in 3 Jahren 51 tausend Kinder,
die nicht über 3 Jahr alt, und diese wären doch nur
von allen, die in Londen leben, als die Maitland
über 700 tausend rechnet. Nun aber sterben von
Kindern unter 2 Jahr jährlich in Londen zwischen
8 und 10 tausend, ich will jetzt nur 9000 setzen.
Ferner sterben sehr viele Kinder, die nicht 1 Jahr
alt werden. In Wien waren 1738 und 39 geboh-
ren 11686, hievon waren unter eines Jahres Alter
wieder gestorben 4320, also mehr als 1/3 , vor und
im dritten Jahre stirbt auch wieder . Folglich
müssen von der Summe der 3 jährigen Kinder 14
bis 15 tausend für die bereits wieder gestorbene ab-
gezogen werden. So bleiben etwan 36 tausend

drey

des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
2.) Dieſe Kinder wuſten keinen Unterſcheid zu ma-
chen, was recht oder linck, folglich waren es Kinder
von etwan 2 bis hoͤchſtens 3 Jahr, denn ſodann
fangen Kinder ſchon auf Sachen Acht zu haben,
und der Verſtand zeiget ſich, dahingegen durch die
bibliſche Redens-Art ſolche gemeinet werden, die
noch in ihrer voͤlligen Dumheit. Da nun 3.) vorher
aus zwey verſchiedenen Rechnungen bewieſen, daß
die ſaͤmtlichen Kinder bis 15 Jahr, ehe ſie ſich ver-
heyrathen und der Republic Dienſte leiſten koͤnnen,
ausmachen, ſo koͤnnen ohnmoͤglich der Kinder
von 2 bis 3 Jahr ſo viele ſeyn. Die Kinder unter
12 Jahr zuſammen ſind noch nicht mahl , viel-
weniger koͤnnen die gantz kleinen ſo viel machen.
Die Rechnung muß alſo gantz anders gemacht wer-
den. Ich mache ſie auf dieſe Weiſe: 4.) In Lon-
don werden nach dem 10 jaͤhrigen Durchſchnitt von
1730 bis 39 jaͤhrlich 17000 Kinder gebohren, (Sie-
he die Tabelle von London.) Wenn ſie alle lebten,
waͤren zuſammen in 3 Jahren 51 tauſend Kinder,
die nicht uͤber 3 Jahr alt, und dieſe waͤren doch nur
von allen, die in Londen leben, als die Maitland
uͤber 700 tauſend rechnet. Nun aber ſterben von
Kindern unter 2 Jahr jaͤhrlich in Londen zwiſchen
8 und 10 tauſend, ich will jetzt nur 9000 ſetzen.
Ferner ſterben ſehr viele Kinder, die nicht 1 Jahr
alt werden. In Wien waren 1738 und 39 geboh-
ren 11686, hievon waren unter eines Jahres Alter
wieder geſtorben 4320, alſo mehr als ⅓, vor und
im dritten Jahre ſtirbt auch wieder . Folglich
muͤſſen von der Summe der 3 jaͤhrigen Kinder 14
bis 15 tauſend fuͤr die bereits wieder geſtorbene ab-
gezogen werden. So bleiben etwan 36 tauſend

drey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0203" n="157"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Ma&#x0364;nnl. und Weibl. Ge&#x017F;chlechtes.</hi></fw><lb/>
2.) Die&#x017F;e Kinder wu&#x017F;ten keinen Unter&#x017F;cheid zu ma-<lb/>
chen, was recht oder linck, folglich waren es Kinder<lb/>
von etwan 2 bis ho&#x0364;ch&#x017F;tens 3 Jahr, denn &#x017F;odann<lb/>
fangen Kinder &#x017F;chon auf Sachen Acht zu haben,<lb/>
und der Ver&#x017F;tand zeiget &#x017F;ich, dahingegen durch die<lb/>
bibli&#x017F;che Redens-Art &#x017F;olche gemeinet werden, die<lb/>
noch in ihrer vo&#x0364;lligen Dumheit. Da nun 3.) vorher<lb/>
aus zwey ver&#x017F;chiedenen Rechnungen bewie&#x017F;en, daß<lb/>
die &#x017F;a&#x0364;mtlichen Kinder bis 15 Jahr, ehe &#x017F;ie &#x017F;ich ver-<lb/>
heyrathen und der Republic Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen,<lb/><formula notation="TeX">\frac{3}{10}</formula> ausmachen, &#x017F;o ko&#x0364;nnen ohnmo&#x0364;glich der Kinder<lb/>
von 2 bis 3 Jahr &#x017F;o viele &#x017F;eyn. Die Kinder unter<lb/>
12 Jahr zu&#x017F;ammen &#x017F;ind noch nicht mahl <formula notation="TeX">\frac{3}{10}</formula>, viel-<lb/>
weniger ko&#x0364;nnen die gantz kleinen &#x017F;o viel machen.<lb/>
Die Rechnung muß al&#x017F;o gantz anders gemacht wer-<lb/>
den. Ich mache &#x017F;ie auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e: 4.) In Lon-<lb/>
don werden nach dem 10 ja&#x0364;hrigen Durch&#x017F;chnitt von<lb/>
1730 bis 39 ja&#x0364;hrlich 17000 Kinder gebohren, (Sie-<lb/>
he die Tabelle von London.) Wenn &#x017F;ie alle lebten,<lb/>
wa&#x0364;ren zu&#x017F;ammen in 3 Jahren 51 tau&#x017F;end Kinder,<lb/>
die nicht u&#x0364;ber 3 Jahr alt, und die&#x017F;e wa&#x0364;ren doch nur<lb/><formula notation="TeX">\frac{1}{15}</formula> von allen, die in Londen leben, als die Maitland<lb/>
u&#x0364;ber 700 tau&#x017F;end rechnet. Nun aber &#x017F;terben von<lb/>
Kindern unter 2 Jahr ja&#x0364;hrlich in Londen zwi&#x017F;chen<lb/>
8 und 10 tau&#x017F;end, ich will jetzt nur 9000 &#x017F;etzen.<lb/>
Ferner &#x017F;terben &#x017F;ehr viele Kinder, die nicht 1 Jahr<lb/>
alt werden. In Wien waren 1738 und 39 geboh-<lb/>
ren 11686, hievon waren unter eines Jahres Alter<lb/>
wieder ge&#x017F;torben 4320, al&#x017F;o mehr als &#x2153;, vor und<lb/>
im dritten Jahre &#x017F;tirbt auch wieder <formula notation="TeX">\frac{1}{20}</formula>. Folglich<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von der Summe der 3 ja&#x0364;hrigen Kinder 14<lb/>
bis 15 tau&#x017F;end fu&#x0364;r die bereits wieder ge&#x017F;torbene ab-<lb/>
gezogen werden. So bleiben etwan 36 tau&#x017F;end<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">drey</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0203] des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes. 2.) Dieſe Kinder wuſten keinen Unterſcheid zu ma- chen, was recht oder linck, folglich waren es Kinder von etwan 2 bis hoͤchſtens 3 Jahr, denn ſodann fangen Kinder ſchon auf Sachen Acht zu haben, und der Verſtand zeiget ſich, dahingegen durch die bibliſche Redens-Art ſolche gemeinet werden, die noch in ihrer voͤlligen Dumheit. Da nun 3.) vorher aus zwey verſchiedenen Rechnungen bewieſen, daß die ſaͤmtlichen Kinder bis 15 Jahr, ehe ſie ſich ver- heyrathen und der Republic Dienſte leiſten koͤnnen, [FORMEL] ausmachen, ſo koͤnnen ohnmoͤglich der Kinder von 2 bis 3 Jahr ſo viele ſeyn. Die Kinder unter 12 Jahr zuſammen ſind noch nicht mahl [FORMEL], viel- weniger koͤnnen die gantz kleinen ſo viel machen. Die Rechnung muß alſo gantz anders gemacht wer- den. Ich mache ſie auf dieſe Weiſe: 4.) In Lon- don werden nach dem 10 jaͤhrigen Durchſchnitt von 1730 bis 39 jaͤhrlich 17000 Kinder gebohren, (Sie- he die Tabelle von London.) Wenn ſie alle lebten, waͤren zuſammen in 3 Jahren 51 tauſend Kinder, die nicht uͤber 3 Jahr alt, und dieſe waͤren doch nur [FORMEL] von allen, die in Londen leben, als die Maitland uͤber 700 tauſend rechnet. Nun aber ſterben von Kindern unter 2 Jahr jaͤhrlich in Londen zwiſchen 8 und 10 tauſend, ich will jetzt nur 9000 ſetzen. Ferner ſterben ſehr viele Kinder, die nicht 1 Jahr alt werden. In Wien waren 1738 und 39 geboh- ren 11686, hievon waren unter eines Jahres Alter wieder geſtorben 4320, alſo mehr als ⅓, vor und im dritten Jahre ſtirbt auch wieder [FORMEL]. Folglich muͤſſen von der Summe der 3 jaͤhrigen Kinder 14 bis 15 tauſend fuͤr die bereits wieder geſtorbene ab- gezogen werden. So bleiben etwan 36 tauſend drey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/203
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/203>, abgerufen am 23.11.2024.