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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fortpflantzung und Verhältniß
finden. Es sind davon ausgeschlossen 1.) die gantze
Guarnison und alles was zu Soldaten gehöret,
Weiber, Kinder, Bediente etc. Diese zusammen
kan man wenigstens auf 150 tausend rechnen.
2.) Nach dem Innhalt des Befehles an den Berli-
nischen Magistrat sind ferner ausgelassen alle Way-
sen-Wittwen-Armen- und Arbeits-Häuser, desglei-
chen die eintzelnen Personen, so nicht immer an ei-
nem Orte verbleiben. Uberdem ist mir gefagt wor-
den, daß oft wenig Accuratesse beobachtet, so wohl
von denen, die das Verzeichniß verfertiget als auch von
denen, die ihre Familie oder Einwohner ihres Hau-
ses anzeigen müssen. Manche sind nachläßig, an-
dere haben ohne Grund was befürchtet. Es wäre
zu wünschen, daß man hinführo bessere Aufsicht ge-
brauchte. Am besten wäre es, wenn in jeder
Strasse einer, oder in langen zwey oder mehrere
verständige Bürger hierzu bestellet würden, die ihre
Verzeichnisse einem, der ein gantz Quartier zu besor-
gen, überliefern müsten, so würde man was recht
zuverläßiges bekommen. Es müsten aber alle Ein-
wohner aufgezeichnet werden. Dazu könten leicht-
lich etliche Titel mehr angesetzt werden u. s. w.

Woher kommt es nun, daß in Städten mehr
Frauens-Leute befindlich sind? Die Ursach ist leicht
zu finden. Erstlich findet sich ein grosser Unterscheid
zwischen denen Männern und Frauen, die Frauen
haben alle Männer gehabt, also ist eine Zeit gewe-
sen, da sich eine Gleichheit gefunden. Zweytens
aber ist eine Haupt-Ursach in der Anzahl der Mäg-
de enthalten. Die meisten Mägde in Städten
kommen vom Lande herein. Der Mägde aber sind

fast

Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
finden. Es ſind davon ausgeſchloſſen 1.) die gantze
Guarniſon und alles was zu Soldaten gehoͤret,
Weiber, Kinder, Bediente ꝛc. Dieſe zuſammen
kan man wenigſtens auf 150 tauſend rechnen.
2.) Nach dem Innhalt des Befehles an den Berli-
niſchen Magiſtrat ſind ferner ausgelaſſen alle Way-
ſen-Wittwen-Armen- und Arbeits-Haͤuſer, desglei-
chen die eintzelnen Perſonen, ſo nicht immer an ei-
nem Orte verbleiben. Uberdem iſt mir gefagt wor-
den, daß oft wenig Accurateſſe beobachtet, ſo wohl
von denen, die das Verzeichniß verfertiget als auch von
denen, die ihre Familie oder Einwohner ihres Hau-
ſes anzeigen muͤſſen. Manche ſind nachlaͤßig, an-
dere haben ohne Grund was befuͤrchtet. Es waͤre
zu wuͤnſchen, daß man hinfuͤhro beſſere Aufſicht ge-
brauchte. Am beſten waͤre es, wenn in jeder
Straſſe einer, oder in langen zwey oder mehrere
verſtaͤndige Buͤrger hierzu beſtellet wuͤrden, die ihre
Verzeichniſſe einem, der ein gantz Quartier zu beſor-
gen, uͤberliefern muͤſten, ſo wuͤrde man was recht
zuverlaͤßiges bekommen. Es muͤſten aber alle Ein-
wohner aufgezeichnet werden. Dazu koͤnten leicht-
lich etliche Titel mehr angeſetzt werden u. ſ. w.

Woher kommt es nun, daß in Staͤdten mehr
Frauens-Leute befindlich ſind? Die Urſach iſt leicht
zu finden. Erſtlich findet ſich ein groſſer Unterſcheid
zwiſchen denen Maͤnnern und Frauen, die Frauen
haben alle Maͤnner gehabt, alſo iſt eine Zeit gewe-
ſen, da ſich eine Gleichheit gefunden. Zweytens
aber iſt eine Haupt-Urſach in der Anzahl der Maͤg-
de enthalten. Die meiſten Maͤgde in Staͤdten
kommen vom Lande herein. Der Maͤgde aber ſind

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[152/0198] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß finden. Es ſind davon ausgeſchloſſen 1.) die gantze Guarniſon und alles was zu Soldaten gehoͤret, Weiber, Kinder, Bediente ꝛc. Dieſe zuſammen kan man wenigſtens auf 150 tauſend rechnen. 2.) Nach dem Innhalt des Befehles an den Berli- niſchen Magiſtrat ſind ferner ausgelaſſen alle Way- ſen-Wittwen-Armen- und Arbeits-Haͤuſer, desglei- chen die eintzelnen Perſonen, ſo nicht immer an ei- nem Orte verbleiben. Uberdem iſt mir gefagt wor- den, daß oft wenig Accurateſſe beobachtet, ſo wohl von denen, die das Verzeichniß verfertiget als auch von denen, die ihre Familie oder Einwohner ihres Hau- ſes anzeigen muͤſſen. Manche ſind nachlaͤßig, an- dere haben ohne Grund was befuͤrchtet. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß man hinfuͤhro beſſere Aufſicht ge- brauchte. Am beſten waͤre es, wenn in jeder Straſſe einer, oder in langen zwey oder mehrere verſtaͤndige Buͤrger hierzu beſtellet wuͤrden, die ihre Verzeichniſſe einem, der ein gantz Quartier zu beſor- gen, uͤberliefern muͤſten, ſo wuͤrde man was recht zuverlaͤßiges bekommen. Es muͤſten aber alle Ein- wohner aufgezeichnet werden. Dazu koͤnten leicht- lich etliche Titel mehr angeſetzt werden u. ſ. w. Woher kommt es nun, daß in Staͤdten mehr Frauens-Leute befindlich ſind? Die Urſach iſt leicht zu finden. Erſtlich findet ſich ein groſſer Unterſcheid zwiſchen denen Maͤnnern und Frauen, die Frauen haben alle Maͤnner gehabt, alſo iſt eine Zeit gewe- ſen, da ſich eine Gleichheit gefunden. Zweytens aber iſt eine Haupt-Urſach in der Anzahl der Maͤg- de enthalten. Die meiſten Maͤgde in Staͤdten kommen vom Lande herein. Der Maͤgde aber ſind faſt

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/198>, abgerufen am 23.11.2024.