Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Fortpflantzung und Verhältniß
werden, weil ich bald werde darthun, daß dieses
nicht in allen Altern des menschlichen Lebens gleich
sey, sondern daß nach dem Mittel-Alter, das ist,
nach dem 30ten oder 40ten Jahre mehr Frauen als
Männer leben.

§. 49.

Es folget weiter, weil mehr vom männlichen
Geschlechte leben, so müssen auch mehr davon ster-
ben können und würcklich sterben, weil sie nicht im-
mer leben. In London sind von 1657-1738 ge-
storben, Weibl. Geschlechts 965298, Männlichen
994656, die Verhältniß ist wie 1:1, 030. Es
sind also in Proportion der gebohrnen Knaben viel-
weniger Mannsen gestorben, die Ursach ist, weil da-
selbst nicht alle Manns-Leute sterben die da geboh-
ren werden, sondern es nimmt die See und starcke
Schiffarth sehr viele weg. Im Jahr 1729 waren
auf denen Schiffen der Ost-Indischen Compagnie
allein 198 gestorben. [o] Wenn wir setzen daß die
Lebens-Kräste und Jahre bey beiden gleich, muß
die Verhältniß der gestorbenen Frauen und Männer
mit der Verhältniß der gebohrnen überein kommen.
Das wird sich aber schwehrlich in einem Exempel
so genau finden, weil die Manns-Leute der Ver-
änderung mehr unterworffen und nicht an einem Or-
te bleiben.

§. 50.

Gegen die grössere Anzahl der lebenden Manns-
Leute scheinen verschiedene Exempel zu streiten. Von

Spa-
[o] Maitland in Bibl. Brit. l. c.

Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
werden, weil ich bald werde darthun, daß dieſes
nicht in allen Altern des menſchlichen Lebens gleich
ſey, ſondern daß nach dem Mittel-Alter, das iſt,
nach dem 30ten oder 40ten Jahre mehr Frauen als
Maͤnner leben.

§. 49.

Es folget weiter, weil mehr vom maͤnnlichen
Geſchlechte leben, ſo muͤſſen auch mehr davon ſter-
ben koͤnnen und wuͤrcklich ſterben, weil ſie nicht im-
mer leben. In London ſind von 1657-1738 ge-
ſtorben, Weibl. Geſchlechts 965298, Maͤnnlichen
994656, die Verhaͤltniß iſt wie 1:1, 030. Es
ſind alſo in Proportion der gebohrnen Knaben viel-
weniger Mannſen geſtorben, die Urſach iſt, weil da-
ſelbſt nicht alle Manns-Leute ſterben die da geboh-
ren werden, ſondern es nimmt die See und ſtarcke
Schiffarth ſehr viele weg. Im Jahr 1729 waren
auf denen Schiffen der Oſt-Indiſchen Compagnie
allein 198 geſtorben. [o] Wenn wir ſetzen daß die
Lebens-Kraͤſte und Jahre bey beiden gleich, muß
die Verhaͤltniß der geſtorbenen Frauen und Maͤnner
mit der Verhaͤltniß der gebohrnen uͤberein kommen.
Das wird ſich aber ſchwehrlich in einem Exempel
ſo genau finden, weil die Manns-Leute der Ver-
aͤnderung mehr unterworffen und nicht an einem Or-
te bleiben.

§. 50.

Gegen die groͤſſere Anzahl der lebenden Manns-
Leute ſcheinen verſchiedene Exempel zu ſtreiten. Von

Spa-
[o] Maitland in Bibl. Brit. l. c.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0194" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Fortpflantzung und Verha&#x0364;ltniß</hi></fw><lb/>
werden, weil ich bald werde darthun, daß die&#x017F;es<lb/>
nicht in allen Altern des men&#x017F;chlichen Lebens gleich<lb/>
&#x017F;ey, &#x017F;ondern daß nach dem Mittel-Alter, das i&#x017F;t,<lb/>
nach dem 30ten oder 40ten Jahre mehr Frauen als<lb/>
Ma&#x0364;nner leben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 49.</head><lb/>
          <p>Es folget weiter, weil mehr vom ma&#x0364;nnlichen<lb/>
Ge&#x017F;chlechte leben, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch mehr davon &#x017F;ter-<lb/>
ben ko&#x0364;nnen und wu&#x0364;rcklich &#x017F;terben, weil &#x017F;ie nicht im-<lb/>
mer leben. In London &#x017F;ind von 1657-1738 ge-<lb/>
&#x017F;torben, Weibl. Ge&#x017F;chlechts 965298, Ma&#x0364;nnlichen<lb/>
994656, die Verha&#x0364;ltniß i&#x017F;t wie 1:1, 030. Es<lb/>
&#x017F;ind al&#x017F;o in Proportion der gebohrnen Knaben viel-<lb/>
weniger Mann&#x017F;en ge&#x017F;torben, die Ur&#x017F;ach i&#x017F;t, weil da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nicht alle Manns-Leute &#x017F;terben die da geboh-<lb/>
ren werden, &#x017F;ondern es nimmt die See und &#x017F;tarcke<lb/>
Schiffarth &#x017F;ehr viele weg. Im Jahr 1729 waren<lb/>
auf denen Schiffen der O&#x017F;t-Indi&#x017F;chen Compagnie<lb/>
allein 198 ge&#x017F;torben. <note place="foot" n="[o]"><hi rendition="#aq">Maitland in Bibl. Brit. l. c.</hi></note> Wenn wir &#x017F;etzen daß die<lb/>
Lebens-Kra&#x0364;&#x017F;te und Jahre bey beiden gleich, muß<lb/>
die Verha&#x0364;ltniß der ge&#x017F;torbenen Frauen und Ma&#x0364;nner<lb/>
mit der Verha&#x0364;ltniß der gebohrnen u&#x0364;berein kommen.<lb/>
Das wird &#x017F;ich aber &#x017F;chwehrlich in einem Exempel<lb/>
&#x017F;o genau finden, weil die Manns-Leute der Ver-<lb/>
a&#x0364;nderung mehr unterworffen und nicht an einem Or-<lb/>
te bleiben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 50.</head><lb/>
          <p>Gegen die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Anzahl der lebenden Manns-<lb/>
Leute &#x017F;cheinen ver&#x017F;chiedene Exempel zu &#x017F;treiten. Von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Spa-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0194] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß werden, weil ich bald werde darthun, daß dieſes nicht in allen Altern des menſchlichen Lebens gleich ſey, ſondern daß nach dem Mittel-Alter, das iſt, nach dem 30ten oder 40ten Jahre mehr Frauen als Maͤnner leben. §. 49. Es folget weiter, weil mehr vom maͤnnlichen Geſchlechte leben, ſo muͤſſen auch mehr davon ſter- ben koͤnnen und wuͤrcklich ſterben, weil ſie nicht im- mer leben. In London ſind von 1657-1738 ge- ſtorben, Weibl. Geſchlechts 965298, Maͤnnlichen 994656, die Verhaͤltniß iſt wie 1:1, 030. Es ſind alſo in Proportion der gebohrnen Knaben viel- weniger Mannſen geſtorben, die Urſach iſt, weil da- ſelbſt nicht alle Manns-Leute ſterben die da geboh- ren werden, ſondern es nimmt die See und ſtarcke Schiffarth ſehr viele weg. Im Jahr 1729 waren auf denen Schiffen der Oſt-Indiſchen Compagnie allein 198 geſtorben. [o] Wenn wir ſetzen daß die Lebens-Kraͤſte und Jahre bey beiden gleich, muß die Verhaͤltniß der geſtorbenen Frauen und Maͤnner mit der Verhaͤltniß der gebohrnen uͤberein kommen. Das wird ſich aber ſchwehrlich in einem Exempel ſo genau finden, weil die Manns-Leute der Ver- aͤnderung mehr unterworffen und nicht an einem Or- te bleiben. §. 50. Gegen die groͤſſere Anzahl der lebenden Manns- Leute ſcheinen verſchiedene Exempel zu ſtreiten. Von Spa- [o] Maitland in Bibl. Brit. l. c.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/194
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/194>, abgerufen am 23.11.2024.