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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fortpflantzung und Verhältniß
haben, wovon oben gehandelt worden (§. 11.) oder
es müste GOtt ein Volck besonders haben straffen
wollen, daher er dergleichen Drohung an die Jüdi-
schen Frauens-Leute ergehen ließ, als denen es die
gröste Schande war, wenn sie lange oder gantz und
gar unverheyrathet blieben. Sonst aber hat bey
dem ordentlichen Lauf dieses die Erfahrung bestän-
dig gelehret, daß ein jeder Mann eine Frau hat ha-
ben können, und so auch umgekehrt. Dieses aber
könte nicht geschehen, wenn sich nicht zwischen bei-
den eine Gleichheit fünde. So beständig nun die
Erfahrung in diesem Stück, so natürlich auch der
Schluß aus derselben auf die Gleichheit: so wenig
scheinet es doch, daß das Alterthum hierauf Acht
gehabt. Mir ist nichts davon vorgekommen, und
es haben die folgende Anmerckungen erst ihren An-
fang genommen, seit dem man angefangen den Un-
terscheid des Geschlechtes bey denen gebohrnen zu
bemercken. In London hat man im Jahr 1629
hiemit den Anfang gemacht. Hier zu Lande hat
man im Hertzogthum Magdeburg seit 1694. ein
gleiches gethan, in denen meisten übrigen Provinci-
en aber ist es verabsäumet, weil man vielleicht nicht
gewust, was es für Nutzen haben könne. In
Wien ist man zwar in vielen andern Stücken sehr
sorgfältig gewesen, allein den Unterscheid der gebohr-
nen hat man in denen beiden letzten Jahren 1738
und 39 weggelassen.

In diesem Capitel will ich folgende Stücke ab-
handeln. Erstlich wird bewiesen, daß fast allezeit
mehr Knaben als Mädgens gebohren werden. (2)
wird dargethan, daß so wohl der Tod als andere
Zufälle diesen Uberschuß der Knaben wegnehmen,

und

Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß
haben, wovon oben gehandelt worden (§. 11.) oder
es muͤſte GOtt ein Volck beſonders haben ſtraffen
wollen, daher er dergleichen Drohung an die Juͤdi-
ſchen Frauens-Leute ergehen ließ, als denen es die
groͤſte Schande war, wenn ſie lange oder gantz und
gar unverheyrathet blieben. Sonſt aber hat bey
dem ordentlichen Lauf dieſes die Erfahrung beſtaͤn-
dig gelehret, daß ein jeder Mann eine Frau hat ha-
ben koͤnnen, und ſo auch umgekehrt. Dieſes aber
koͤnte nicht geſchehen, wenn ſich nicht zwiſchen bei-
den eine Gleichheit fuͤnde. So beſtaͤndig nun die
Erfahrung in dieſem Stuͤck, ſo natuͤrlich auch der
Schluß aus derſelben auf die Gleichheit: ſo wenig
ſcheinet es doch, daß das Alterthum hierauf Acht
gehabt. Mir iſt nichts davon vorgekommen, und
es haben die folgende Anmerckungen erſt ihren An-
fang genommen, ſeit dem man angefangen den Un-
terſcheid des Geſchlechtes bey denen gebohrnen zu
bemercken. In London hat man im Jahr 1629
hiemit den Anfang gemacht. Hier zu Lande hat
man im Hertzogthum Magdeburg ſeit 1694. ein
gleiches gethan, in denen meiſten uͤbrigen Provinci-
en aber iſt es verabſaͤumet, weil man vielleicht nicht
gewuſt, was es fuͤr Nutzen haben koͤnne. In
Wien iſt man zwar in vielen andern Stuͤcken ſehr
ſorgfaͤltig geweſen, allein den Unterſcheid der gebohr-
nen hat man in denen beiden letzten Jahren 1738
und 39 weggelaſſen.

In dieſem Capitel will ich folgende Stuͤcke ab-
handeln. Erſtlich wird bewieſen, daß faſt allezeit
mehr Knaben als Maͤdgens gebohren werden. (2)
wird dargethan, daß ſo wohl der Tod als andere
Zufaͤlle dieſen Uberſchuß der Knaben wegnehmen,

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[134/0180] Von der Fortpflantzung und Verhaͤltniß haben, wovon oben gehandelt worden (§. 11.) oder es muͤſte GOtt ein Volck beſonders haben ſtraffen wollen, daher er dergleichen Drohung an die Juͤdi- ſchen Frauens-Leute ergehen ließ, als denen es die groͤſte Schande war, wenn ſie lange oder gantz und gar unverheyrathet blieben. Sonſt aber hat bey dem ordentlichen Lauf dieſes die Erfahrung beſtaͤn- dig gelehret, daß ein jeder Mann eine Frau hat ha- ben koͤnnen, und ſo auch umgekehrt. Dieſes aber koͤnte nicht geſchehen, wenn ſich nicht zwiſchen bei- den eine Gleichheit fuͤnde. So beſtaͤndig nun die Erfahrung in dieſem Stuͤck, ſo natuͤrlich auch der Schluß aus derſelben auf die Gleichheit: ſo wenig ſcheinet es doch, daß das Alterthum hierauf Acht gehabt. Mir iſt nichts davon vorgekommen, und es haben die folgende Anmerckungen erſt ihren An- fang genommen, ſeit dem man angefangen den Un- terſcheid des Geſchlechtes bey denen gebohrnen zu bemercken. In London hat man im Jahr 1629 hiemit den Anfang gemacht. Hier zu Lande hat man im Hertzogthum Magdeburg ſeit 1694. ein gleiches gethan, in denen meiſten uͤbrigen Provinci- en aber iſt es verabſaͤumet, weil man vielleicht nicht gewuſt, was es fuͤr Nutzen haben koͤnne. In Wien iſt man zwar in vielen andern Stuͤcken ſehr ſorgfaͤltig geweſen, allein den Unterſcheid der gebohr- nen hat man in denen beiden letzten Jahren 1738 und 39 weggelaſſen. In dieſem Capitel will ich folgende Stuͤcke ab- handeln. Erſtlich wird bewieſen, daß faſt allezeit mehr Knaben als Maͤdgens gebohren werden. (2) wird dargethan, daß ſo wohl der Tod als andere Zufaͤlle dieſen Uberſchuß der Knaben wegnehmen, und

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/180>, abgerufen am 23.11.2024.