Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Fruchtbarkeit
Dinge es ausgeleeret. Davon aber ist hier nicht
die Rede, sondern der Zweck ist vornemlich, daß ich
habe zeigen wollen, wie man sich vor einem falschen
Schluß zu hüten habe, den viele Seribenten be-
gangen, die bloß auf die Fruchtbarkeit gesehen,
wenn sie eine Ursach haben geben wollen, warum
ein Land volckreicher als ein anderes.

§. 37.

Da jede Ehe vier Kinder giebt, wie jetzt erwie-
sen (§. 34. 35.) und da das männliche und weibliche
Geschlecht einander gleich, wie bald wird bewiesen
werden: so geschicht also die Vermehrung des
menschlichen Geschlechts hier zu Lande und in En-
gelland nach dieser Regel, daß jede Ehe wiederum
2. Ehen bringt. Diese Anmerckung hat Derham
gemacht. [x] Wo nun die Fruchtbarkeit grösser ist,
da muß eine Ehe mehrere Ehen geben. Bey dieser
Gelegenheit führet Derham ein paar Exempel einer
besondern Fruchtbarkeit eintzelner Ehen an. Graf
Babo von Abensperg hatte 32. Söhne und 8.
Töchter. Als er vom Kayser Heinrich II. zur
Jagd eingeladen, mit dem Befehl nicht viel Be-
diente mitzubringen, haben ihn seine 32. Söhne be-
gleiten müssen, welches denn allerdings als etwas
höchst seltenes Verwunderung verursachen müssen.
Es muß aber wohl dieser Graf mehr Gemahlinnen
gehabt haben, weil 40. Kinder von einer Frau zu
viel zu seyn scheinen. Wenn man nur für jedes 10.
Monath rechnet, müste die eine Frau 33. Jahr, und
zwar vom 15ten bis in das 48te Jahr beständig
fort Kinder gezeuget haben. Das wäre aber ein
höchst seltenes, ja das eintzige Exempel einer gantz

unge-
[x] Physico-theol. l. 4. c. 10. not. 12.

Von der Fruchtbarkeit
Dinge es ausgeleeret. Davon aber iſt hier nicht
die Rede, ſondern der Zweck iſt vornemlich, daß ich
habe zeigen wollen, wie man ſich vor einem falſchen
Schluß zu huͤten habe, den viele Seribenten be-
gangen, die bloß auf die Fruchtbarkeit geſehen,
wenn ſie eine Urſach haben geben wollen, warum
ein Land volckreicher als ein anderes.

§. 37.

Da jede Ehe vier Kinder giebt, wie jetzt erwie-
ſen (§. 34. 35.) und da das maͤnnliche und weibliche
Geſchlecht einander gleich, wie bald wird bewieſen
werden: ſo geſchicht alſo die Vermehrung des
menſchlichen Geſchlechts hier zu Lande und in En-
gelland nach dieſer Regel, daß jede Ehe wiederum
2. Ehen bringt. Dieſe Anmerckung hat Derham
gemacht. [x] Wo nun die Fruchtbarkeit groͤſſer iſt,
da muß eine Ehe mehrere Ehen geben. Bey dieſer
Gelegenheit fuͤhret Derham ein paar Exempel einer
beſondern Fruchtbarkeit eintzelner Ehen an. Graf
Babo von Abensperg hatte 32. Soͤhne und 8.
Toͤchter. Als er vom Kayſer Heinrich II. zur
Jagd eingeladen, mit dem Befehl nicht viel Be-
diente mitzubringen, haben ihn ſeine 32. Soͤhne be-
gleiten muͤſſen, welches denn allerdings als etwas
hoͤchſt ſeltenes Verwunderung verurſachen muͤſſen.
Es muß aber wohl dieſer Graf mehr Gemahlinnen
gehabt haben, weil 40. Kinder von einer Frau zu
viel zu ſeyn ſcheinen. Wenn man nur fuͤr jedes 10.
Monath rechnet, muͤſte die eine Frau 33. Jahr, und
zwar vom 15ten bis in das 48te Jahr beſtaͤndig
fort Kinder gezeuget haben. Das waͤre aber ein
hoͤchſt ſeltenes, ja das eintzige Exempel einer gantz

unge-
[x] Phyſico-theol. l. 4. c. 10. not. 12.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Fruchtbarkeit</hi></fw><lb/>
Dinge es ausgeleeret. Davon aber i&#x017F;t hier nicht<lb/>
die Rede, &#x017F;ondern der Zweck i&#x017F;t vornemlich, daß ich<lb/>
habe zeigen wollen, wie man &#x017F;ich vor einem fal&#x017F;chen<lb/>
Schluß zu hu&#x0364;ten habe, den viele Seribenten be-<lb/>
gangen, die bloß auf die Fruchtbarkeit ge&#x017F;ehen,<lb/>
wenn &#x017F;ie eine Ur&#x017F;ach haben geben wollen, warum<lb/>
ein Land volckreicher als ein anderes.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 37.</head><lb/>
          <p>Da jede Ehe vier Kinder giebt, wie jetzt erwie-<lb/>
&#x017F;en (§. 34. 35.) und da das ma&#x0364;nnliche und weibliche<lb/>
Ge&#x017F;chlecht einander gleich, wie bald wird bewie&#x017F;en<lb/>
werden: &#x017F;o ge&#x017F;chicht al&#x017F;o die Vermehrung des<lb/>
men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts hier zu Lande und in En-<lb/>
gelland nach die&#x017F;er Regel, daß jede Ehe wiederum<lb/>
2. Ehen bringt. Die&#x017F;e Anmerckung hat Derham<lb/>
gemacht. <note place="foot" n="[x]"><hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ico-theol. l. 4. c. 10. not.</hi> 12.</note> Wo nun die Fruchtbarkeit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t,<lb/>
da muß eine Ehe mehrere Ehen geben. Bey die&#x017F;er<lb/>
Gelegenheit fu&#x0364;hret Derham ein paar Exempel einer<lb/>
be&#x017F;ondern Fruchtbarkeit eintzelner Ehen an. Graf<lb/>
Babo von Abensperg hatte 32. So&#x0364;hne und 8.<lb/>
To&#x0364;chter. Als er vom Kay&#x017F;er Heinrich <hi rendition="#aq">II.</hi> zur<lb/>
Jagd eingeladen, mit dem Befehl nicht viel Be-<lb/>
diente mitzubringen, haben ihn &#x017F;eine 32. So&#x0364;hne be-<lb/>
gleiten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welches denn allerdings als etwas<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;eltenes Verwunderung verur&#x017F;achen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es muß aber wohl die&#x017F;er Graf mehr Gemahlinnen<lb/>
gehabt haben, weil 40. Kinder von einer Frau zu<lb/>
viel zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinen. Wenn man nur fu&#x0364;r jedes 10.<lb/>
Monath rechnet, mu&#x0364;&#x017F;te die eine Frau 33. Jahr, und<lb/>
zwar vom 15ten bis in das 48te Jahr be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
fort Kinder gezeuget haben. Das wa&#x0364;re aber ein<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;eltenes, ja das eintzige Exempel einer gantz<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0160] Von der Fruchtbarkeit Dinge es ausgeleeret. Davon aber iſt hier nicht die Rede, ſondern der Zweck iſt vornemlich, daß ich habe zeigen wollen, wie man ſich vor einem falſchen Schluß zu huͤten habe, den viele Seribenten be- gangen, die bloß auf die Fruchtbarkeit geſehen, wenn ſie eine Urſach haben geben wollen, warum ein Land volckreicher als ein anderes. §. 37. Da jede Ehe vier Kinder giebt, wie jetzt erwie- ſen (§. 34. 35.) und da das maͤnnliche und weibliche Geſchlecht einander gleich, wie bald wird bewieſen werden: ſo geſchicht alſo die Vermehrung des menſchlichen Geſchlechts hier zu Lande und in En- gelland nach dieſer Regel, daß jede Ehe wiederum 2. Ehen bringt. Dieſe Anmerckung hat Derham gemacht. [x] Wo nun die Fruchtbarkeit groͤſſer iſt, da muß eine Ehe mehrere Ehen geben. Bey dieſer Gelegenheit fuͤhret Derham ein paar Exempel einer beſondern Fruchtbarkeit eintzelner Ehen an. Graf Babo von Abensperg hatte 32. Soͤhne und 8. Toͤchter. Als er vom Kayſer Heinrich II. zur Jagd eingeladen, mit dem Befehl nicht viel Be- diente mitzubringen, haben ihn ſeine 32. Soͤhne be- gleiten muͤſſen, welches denn allerdings als etwas hoͤchſt ſeltenes Verwunderung verurſachen muͤſſen. Es muß aber wohl dieſer Graf mehr Gemahlinnen gehabt haben, weil 40. Kinder von einer Frau zu viel zu ſeyn ſcheinen. Wenn man nur fuͤr jedes 10. Monath rechnet, muͤſte die eine Frau 33. Jahr, und zwar vom 15ten bis in das 48te Jahr beſtaͤndig fort Kinder gezeuget haben. Das waͤre aber ein hoͤchſt ſeltenes, ja das eintzige Exempel einer gantz unge- [x] Phyſico-theol. l. 4. c. 10. not. 12.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/160
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/160>, abgerufen am 23.11.2024.