Man muß sich hüten, daß man nicht von der Fruchtbarkeit auf die Populosität schliesse. Es folgt nicht: dieses Land ist fruchtbarer als ein an- deres, also muß es auch volckreicher seyn. Daß ein Land volckreicher sey als ein anderes, beruhet auf eben dem Grunde, woraus die Vermehrung hergeleitet. (Cap. 1.) Wenn und wo der Uberschuß der gebohrnen über die todten grösser ist, da ist auch die Vermehrung grösser und geschwinder, folglich muß auch das Land volckreicher seyn als ein anderes. Hiebey hat also die Fruchtbarkeit nichts zu thun. Wenn gleich ein Land noch so fruchtbar ist, und es ist der Uberschuß der gebohrnen über die todten nicht mercklich, so wird die Ver- mehrung langsam gehen, und also wird der Ort nicht sehr volckreich seyn, in Vergleichung eines an- dern, wo der Uberschuß grösser. Ein Exempel kan die-
ses
Von der Fruchtbarkeit
[Tabelle]
§. 37.
Man muß ſich huͤten, daß man nicht von der Fruchtbarkeit auf die Populoſitaͤt ſchlieſſe. Es folgt nicht: dieſes Land iſt fruchtbarer als ein an- deres, alſo muß es auch volckreicher ſeyn. Daß ein Land volckreicher ſey als ein anderes, beruhet auf eben dem Grunde, woraus die Vermehrung hergeleitet. (Cap. 1.) Wenn und wo der Uberſchuß der gebohrnen uͤber die todten groͤſſer iſt, da iſt auch die Vermehrung groͤſſer und geſchwinder, folglich muß auch das Land volckreicher ſeyn als ein anderes. Hiebey hat alſo die Fruchtbarkeit nichts zu thun. Wenn gleich ein Land noch ſo fruchtbar iſt, und es iſt der Uberſchuß der gebohrnen uͤber die todten nicht mercklich, ſo wird die Ver- mehrung langſam gehen, und alſo wird der Ort nicht ſehr volckreich ſeyn, in Vergleichung eines an- dern, wo der Uberſchuß groͤſſer. Ein Exempel kan die-
ſes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0158"n="112"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Fruchtbarkeit</hi></fw><lb/><table><row><cell/></row></table></div><divn="2"><head>§. 37.</head><lb/><p>Man muß ſich huͤten, <hirendition="#fr">daß man nicht von<lb/>
der Fruchtbarkeit auf die Populoſitaͤt ſchlieſſe.</hi><lb/>
Es folgt nicht: dieſes Land iſt fruchtbarer als ein an-<lb/>
deres, alſo muß es auch volckreicher ſeyn. Daß<lb/>
ein Land volckreicher ſey als ein anderes, beruhet<lb/>
auf eben dem Grunde, woraus die Vermehrung<lb/>
hergeleitet. (Cap. 1.) Wenn und wo der Uberſchuß<lb/>
der gebohrnen uͤber die todten groͤſſer iſt, da iſt<lb/>
auch die Vermehrung groͤſſer und geſchwinder,<lb/>
folglich muß auch das Land volckreicher ſeyn als<lb/>
ein anderes. Hiebey hat alſo die Fruchtbarkeit<lb/>
nichts zu thun. Wenn gleich ein Land noch ſo<lb/>
fruchtbar iſt, und es iſt der Uberſchuß der gebohrnen<lb/>
uͤber die todten nicht mercklich, ſo wird die Ver-<lb/>
mehrung langſam gehen, und alſo wird der Ort<lb/>
nicht ſehr volckreich ſeyn, in Vergleichung eines an-<lb/>
dern, wo der Uberſchuß groͤſſer. Ein Exempel kan die-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſes</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[112/0158]
Von der Fruchtbarkeit
§. 37.
Man muß ſich huͤten, daß man nicht von
der Fruchtbarkeit auf die Populoſitaͤt ſchlieſſe.
Es folgt nicht: dieſes Land iſt fruchtbarer als ein an-
deres, alſo muß es auch volckreicher ſeyn. Daß
ein Land volckreicher ſey als ein anderes, beruhet
auf eben dem Grunde, woraus die Vermehrung
hergeleitet. (Cap. 1.) Wenn und wo der Uberſchuß
der gebohrnen uͤber die todten groͤſſer iſt, da iſt
auch die Vermehrung groͤſſer und geſchwinder,
folglich muß auch das Land volckreicher ſeyn als
ein anderes. Hiebey hat alſo die Fruchtbarkeit
nichts zu thun. Wenn gleich ein Land noch ſo
fruchtbar iſt, und es iſt der Uberſchuß der gebohrnen
uͤber die todten nicht mercklich, ſo wird die Ver-
mehrung langſam gehen, und alſo wird der Ort
nicht ſehr volckreich ſeyn, in Vergleichung eines an-
dern, wo der Uberſchuß groͤſſer. Ein Exempel kan die-
ſes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/158>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.